Max Goldt: "QQ"


"QQ" steht für: "'Quiet Quality' - stille Güte. Ein neues Schlagwort aus den USA für alles, was nicht schreit und spritzt." Unter diesem Motto steht also Max Goldts neu veröffentlichtes Buch, das als 156-seitige gebundene Ausgabe im März 2007 im Rowohlt-Verlag erschien. Still und gütig weist schon der Schutzumschlag des Buches selbst in auffallendem, aber dennoch defensivem Zartlila auf sich selbst hin.

Ganz so neu ist die stille Güte dann jedoch auch wieder nicht, denn das Buch enthält bereits 2005 und 2006 veröffentlichte Kolumnen des Autors, größtenteils - unter anderem Titel und in etwas anderer Version - in der Monatszeitschrift "Titanic", einige weitere zudem auf dem 2006 erschienenen Hörbuch "'ne Nonne kauft 'ner Nutte ‚nen Duden".

Insgesamt 23 Texte lassen sich in diesem Buch finden, dabei längst nicht alle still und gütig, und auch sonst recht voneinander verschieden. In "Über Fernsehmusik" berichtet Goldt beispielsweise unter anderem von dem geringen klanglichen Repertoire, das für erfolgreiche Filmmusik benötigt wird, in "Nein zum Masermontag" lässt der Autor seinen Gedanken dazu freien Lauf, einen neuen Feiertag einzuführen, um damit die Feiertagslücke zwischen Ostern, Pfingsten und Weihnachten im Herbst zu schließen. In "Gedanken bei der Cranio" schließlich berichtet Goldt von seiner Erfahrung mit cranio-sakraler Therapie und der dabei aufgewirbelten Auseinandersetzung mit Schlägereien und (fast) feministischer Literatur.

Goldt zeigt insgesamt einen bemerkenswerten Umgang mit der Sprache. Dies zeigt sich nicht nur in seiner Auseinandersetzung mit Worten wie "Rohlingspindel" innerhalb der im Buch enthaltenen Sprachkritiken, sondern von der ersten bis zur letzten Seite auch in seinem eigenen Umgang mit dem Wort. Jeder Satz scheint sorgfältig erschaffen, jedes Wort könnte hier vermutlich durchaus auf die Goldwaage gelegt werden, so überlegt eingesetzt wirkt es auf den Leser.

Die stille Güte, unter deren Motto der Buchtitel steht, wird beim Lesen allerdings vermisst. Hier findet sich durchaus bissige Kritik, auch wenn diese - verglichen mit der Bissigkeit anderer Autoren - vergleichsweise latent daher kommt. Zwar wird dem Leser an so einigen Stellen durch die Blume verkündet, dass Bewertungen anderer Personen oder Handlungen mehr reflektiert oder bestenfalls gar nicht erst angewandt werden sollten, doch tappt der Autor an einigen Stellen selbst in diese Falle oder, das lässt sich nicht klar feststellen, nimmt sogar bewusst Bewertungen vor. So kommt an manchen Stellen durchaus die Frage auf, ob Goldt zwischenzeitlich seine sorgfältige "Kunstschriftstellerei" ein wenig aus den Augen verloren hat, oder ob er gar der Ansicht ist, eher zu Bewertungen greifen zu können als andere?

Wie auch immer: Die Lektüre von "QQ" ist stellenweise amüsant, hier und da regt sie zu zustimmendem Nicken und wieder an anderen Stellen zum Nachdenken oder auch zu hochgezogenen Augenbrauen an. Das vorherrschende Gefühl nach dem Lesen ist ein eher schales - doch dies sollte jeder für sich selbst feststellen können.

(Tanja Elskamp; 04/2007)


Max Goldt: "QQ"
Rowohlt Berlin, 2007. 156 Seiten.
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Hörbuch (Autorenlesung):
HörbucHHamburg, 2007. 2 CDs, Laufzeit ca. 150 Minuten.
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