Joachim Fuchsberger: "Denn erstens kommt es anders ... Geschichten aus meinem Leben"


Zwischen gestern und morgen

Pünktlich zu seinem 80. Geburtstag plaudert Joachim "Blacky" Fuchsberger eloquent und unterhaltsam in "Denn erstens kommt es anders ... Geschichten aus meinem Leben".
Fuchsberger selbst möchte sie auch wirklich nur als Geschichten und nicht als Memoiren bezeichnet wissen, denn solche - meint der Autor - zeichnen sich meist darin aus, dass sie "gern geschwätzig und oft nur für den interessant [sind], der seine Erinnerungen für erzählenswert hält."
Ob nun Geschichten oder Memoiren, auf jeden Fall weiß "Blacky" genug interessanten Stoff zu erzählen. Schließlich blickt er auf viele Jahre Erfahrungen im Unterhaltungsgeschäft zurück und hat historische Situationen stets sehr unmittelbar - fast physisch - erfahren, sei es der Krieg oder z.B. die Moderation der schicksalhaften Olympischen Sommerspiele 1972 in München.

Eine Autobiografie in Anekdoten und Erinnerungssplittern
Fuchsberger - geboren am 11. März 1927 in Stuttgart - setzt früh ein. Er beginnt seine Erzählungen mit kindlichen Erinnerungen. Wohnhaft in Heidelberg, lässt er den Leser an seinen Lausbubenstreichen mit seinem besten Freund Eckehart, genannt "Brüderlein",  teilhaben und entlockt dabei so manches Schmunzeln, sei es nun beim "Blumenkohlpinkeln" oder bei vorpubertären Annäherungsversuchen an seine "angebetete" Marion aus dem Nachbarhaus. Des Öfteren mussten seine Eltern an ihm "wieder mal ein länger anhaltendes Exempel" statuieren.
Auch die nationalsozialistische Zeit unter Hitler spart Fuchsberger nicht aus. Dass die Welt langsam aber sicher einer Krise entgegensteuerte, war zu Beginn im Haus Fuchsberger kaum zu spüren. Sein beruflich erfolgreicher Vater - er war Vertreter für Linotype-Setzmaschinen - übersprang während dieser Zeit aufgrund seines parteipolitischen Engagements mehrere Karrierestufen "und verdiente viel Geld". Die Familie übersiedelte nach Düsseldorf. Doch über kurz oder lang wurde auch ihr Ältester - Joachim - in die Kriegsgeschehnisse hineingezogen.
Nach dem Krieg begann für den aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen Fuchsberger das "zweite Leben" zunächst als Hilfshauer in einer Zeche in Recklinghausen weniger Erfolg versprechend. Doch bald wendete sich das Blatt.

Beginnend mit einer Volontärsstelle bei der "Rheinischen Post", daran anschließend als Nachrichtensprecher beim Bayrischen Rundfunk, kam er ("wie die Jungfrau zum Kind") zum Film.
Die Hauptrolle des Gefreiten Asch in der überaus erfolgreichen "08/15"-Trilogie von Paul May sollte ihn endgültig berühmt machen. Damit fiel der Startschuss zu einer Karriere, die Fuchsberger in den folgenden Jahrzehnten zum Publikumsliebling bei Film und Fernsehen werden ließ.
Es folgten weitere Rollen in über achtzig Filmproduktionen, u. a. in den populären Edgar-Wallace-Verfilmungen, "Der Letzte Mohikaner" oder "Das fliegende Klassenzimmer".
Dabei hat er dieses Geschäft nie "von der Pieke auf" gelernt, sondern es war wohl sein Improvisationstalent und auch ein bisschen Glück bzw. der damaligen Umbruchszeit zu verdanken, dass seine Karriere einem rasanten Gipfelsturm gleichkam. ("Ich hatte viel Glück gehabt, ohne auf Dauer besonders tüchtig gewesen zu sein. Die Dinge schienen mir in den Schoß zu fallen.")
Überaus erfolgreich ist er als Diskussions- und Fragespielleiter ins Medium Fernsehen gewechselt. Seine Sendungen "Auf los geht's los" und "Heut' abend" sind legendär.

Eloquent, locker, flüssig und zeitweise mit viel Witz plaudert Joachim Fuchsberger aus seinem Leben. Auf amüsante, charmante Art und Weise nimmt er den Leser mit auf eine kleine Geschichtsreise, die in den frühen Dreißigern beginnt, den Nationalsozialismus nicht ausspart und vor allem die Nachkriegsjahre intensiv streift. Nicht nur sein Leben stellt er in den Mittelpunkt, sondern er verknüpft dies routiniert mit dem jeweiligen aktuellen Zeitgeschehen.
In ehrlichen, offenen Worten, stolz, aber uneitel, liebenswert-ernsthaft berichtet er von Episoden, die seinen Weg vom Filmhelden, Bühnenstar, Moderator, Produzenten spektakulärer TV-Serien, UN-Botschafter säumen. Zahlreiche z. T. farbige Fotografien runden das amüsante, lockere und leicht zu lesende Werk ab.

Und warum Joachim Fuchsberger gerade "Blacky" genannt wird, auch das erfährt der Leser in diesem Buch.
In "Denn erstens kommt es anders ..." resümiert - humorvoll und charmant - ein großer Unterhalter und sympathischer Aufsteiger, der übrigens gemeinsam mit seiner Frau "Gundel" den Ehrentitel "viertlängst verheiratetes Paar im Showbusiness" trägt und seit 1983 in Australien eine zweite Heimat gefunden hat, aus seinem Leben.

Fazit: Joachim Fuchsbergers Geschichten aus dem Leben sind eine nette, unkomplizierte, aber nicht anspruchslose und auf jeden Fall unterhaltsame Lektüre.

(Heike Geilen; 10/2007)


Joachim Fuchsberger starb am 11. September 2014 im Alter von 87 Jahren.

Joachim Fuchsberger: "Denn erstens kommt es anders ... Geschichten aus meinem Leben"
Gustav Lübbe Verlag, 2007. 347 Seiten.
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