Nino Filastò: "Pfeffer für Brunelleschi"

Nicht gerade pfeffrig


Brunelleschi, der geniale Dombaumeister von Florenz und Erbauer der Kuppel des Florentiner Domes, wundert sich, wohin denn alle seine Arbeiter über Mittag verschwinden. Das ist natürlich schnell herausgefunden, gehen diese doch jeden Dienstag und Donnerstag zu dem Bäcker von San Pierino, in dessen Backofen sie ihr heiß geliebtes "Peposo" backen lassen. Doch nicht bloß das Essen hat es dieser Gruppe lebenslustiger Männer angetan, sondern auch die Bäckerin - diese schlägt insbesondere den Vorarbeiter Valdemaro in ihren Bann und er seinerseits den Bäcker ins Gesicht. Einige Wochen später wird der Bäcker tot aufgefunden, gestorben offenbar während sich Valdemaro mit der jungen Bäckerin im Bett vergnügte, an einer unerklärlichen Ursache. Der oberste Verbrechensbekämpfer von Florenz - ein Dominikanermönch - hat natürlich sofort die Lösung parat. Sie ist eine Hexe und er ihr Anstifter, also auf den Scheiterhaufen mit ihr und ihm sei der Foltertod gewährt. Brunelleschi will auf seinen starken Vorarbeiter nicht verzichten und macht sich selbst ans Ermitteln.

Soweit die Handlung, die tatsächlich viel hergeben hätte können. Insgesamt glänzt das Buch aber eher mit Schwächen. Die sprachliche Fassung kann man getrost als Mittelmaß bezeichnen: Nicht schlecht aber auch nicht wirklich überzeugend. Stilistisch schafft es Filasto nicht, das Gefühl der damaligen Zeit auferstehen zu lassen. Die besondere Kritik am Stil richtet sich allerdings dagegen, dass Filasto einige Unterlassungsgebote des Krimisujets verletzt. Als Beispiel sei genannt: Er hält Informationen zurück, die sein Protagonist bereits kennt um diese erst am Schluss herauszurücken - besonders schlimm ist es, weil er es sehr offen macht. Er erzählt, dass der Baumeister etwas sieht, bloß nicht was. Sehr unfein. Die Figuren sind sehr platt gezeichnet, dem muss man zwar zu Gute halten, dass die sehr geringe Seitenzahl nicht mehr zulässt und man daher auch keine all zu großen Erwartungen darin setzen durfte, aber so flach hätten sie nicht bleiben müssen. Stattdessen folgen sie primitiven Klischees und noch schlimmer, der Protagonist und einige seiner Freunde sind aufgeklärte Personen, die so im Mittelalter nicht existiert haben.

Diesem Buch kann ich kaum etwas abgewinnen, außer vielleicht dass es zum Glück sehr schnell beendet ist. Die Charaktere sind unglaubwürdig, die Atmosphäre der mittelalterlichen Stadt wird nicht zurückgebracht und Krimi ist es auch keiner.

(Reinhold Stansich; 11/2004)


Nino Filastò: "Pfeffer für Brunelleschi"
Übersetzt von Christian Winkler.
Europa, 2004. 80 Seiten.
ISBN 3-203-77020-2.
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Nino Filastò, 1938 geboren, ist Rechtsanwalt, Theaterregisseur und Schauspieler, überdies Autor diverser Kriminalromane. Seine Themen kreisen um Justiz und Kunst, Künstler und Kritiker, Fälschung und Original, Krimineller und Kriminaler. Filastò hat in seinen Büchern immer einen skeptischen Blick auf die italienische Gesellschaft.

Ein weiterer Krimi des Autors:

"Fresko in Schwarz"

Ein einsamer Archivar wird in einer Florentiner Bibliothek ermordet aufgefunden. Was hatte er in jenem Buch aus dem 17. Jahrhundert entdeckt, in dem er seit Monaten las - überzeugt, dass seine Entdeckung ihn zum Millionär machen werde? Corrado Scalzi, derzeit für ein gutes Honorar mit einem unsympathischen anderen Fall beschäftigt, gelangt rein zufällig auf Spuren dieses seltsamen Mordes und stößt schließlich auf ein Geheimnis, das Jahrhunderte weit in die Geschichte der Stadt zurückreicht. Bis zu Masaccio, einem großen Maler der Renaissance, der, nur 27 Jahre alt, eines vermutlich nicht natürlichen Todes starb. Das aber ist der Stoff, der den kunstbesessenen Avvocato aktiv werden lässt. Wir erleben einen Scalzi in Hochform, lebhaft, engagiert, mitunter mit ironischem Blick auf sich selbst - und auf seine Stadt Florenz, die für ihn ein "Brunnenschacht" voll unergründlicher Geschichten, Schicksale, Verbrechen, Wunder ist.
Avvocato Scalzi, Freund guter toskanischer Küche und Feind eines sklerotischen italienischen Justizapparats, fügt seiner erfolgreichen Serie von Ermittlungen einen neuen spektakulären Fall hinzu. (Aufbau)
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