Francis Durbridge: "Paul Temple und der
Fall Margo"
"Paul Temple und der Fall Vandyke"
(Zwei Kriminalhörspielrezensionen)
"Paul Temple und der Fall Vandyke"
Diese CD-Zusammenstellung umfasst vier Krimihörspielfolgen auf vier in Verpackungsfarbe
gehaltenen CDs - diesmal in grün. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Ausgaben
dieser Reihe sind die Musik und die Dialoge besser ausgesteuert, so dass das
Zuhören noch mehr Spaß macht, wenn man die heute eher überkommen erscheinenden
Erzählweisen schätzt.
In dieser Geschichte ist das Bedrohungspotenzial so hoch wie nie zuvor. Ein
sehr erfolgreicher Hehler treibt in London sein Unwesen und sorgt immer wieder
für Schlagzeilen. Als schließlich auch noch ein Kleinkind einer reichen Familie
entführt wird, bitten dessen Mutter sowie Scotland Yard Paul Temple um Hilfe.
Der Sprössling ist mitsamt der Kinderschwester und einer Puppe verschwunden.
Zunächst taucht auf mysteriöse Art und Weise die Puppe im Aufbewahrungsbereich
eines exklusiven Clubs auf, in dem Temple sie mit einem Gepäckschein abholen
kann, den ihm die Freundin der ebenfalls entführten Kinderschwester mit der
Post hatte zukommen lassen, bevor sie sich auf den Weg machte, sich mit ihm
zu treffen. Am Bahnhof, wo die Temples sie abholen sollten, wird die Kontaktperson
allerdings tot aus dem Zug gezogen.
Wenig später taucht das Kind wieder auf und nicht allein die Polizei ist der
Meinung, dass Temple den Fall nun zu den Akten legen könne. Aber Temple und
Steve sind mittlerweile schon sehr tief in die Geschehnisse eingetaucht und
haben über exklusive Handschuhe eine Spur
nach Paris verfolgt, wo sie zunächst
eine Leiche vorfinden und dann selber in die Schusslinie geraten, nachdem man
kurz zuvor versucht hat, sie mit einer Bombe zu beseitigen.
Wieder geht es durch alle möglichen Gefahren, Irrungen und Wirrungen durch halb
Europa, während das Gefahrenpotenzial so stark ansteigt, dass sich Temple versucht
sieht, Steve zu ihrer Sicherheit ins Ausland zu schicken, was diese natürlich
gar nicht einsieht. Wie sollte Paul denn den Fall ohne die Hilfe ihrer weiblichen
Intuition lösen?
Diese weibliche Intuition und einige andere Dinge sind Klischees, wie sie in
den 1950er und 60er Jahren noch als gültig betrachtet wurden, so dass es sich
nach meinem Dafürhalten empfiehlt, diese Passagen, in denen Steves
"Weiblichkeit"
betont wird, mit eher historischem Interesse zu verfolgen, weil man dem Autor
sonst unter Umständen Sexismus vorwerfen müsste.
"Paul Temple und der Fall Margo"
Hierbei handelt es sich um eine weitere Einspielung der in den 1950er Jahren
sehr beliebten Paul-Temple-Krimis, die damals wahre Straßenfeger gewesen sind.
Mit der Stimme des Schauspielers René Deltgen (1909-1979) eroberte diese Serie
den deutschen Rundfunk im Sturm und deswegen hat sich der WDR 2003 zum fünfzigjährigen
deutschen Paul-Temple-Jubiläum entschlossen, die beliebten Krimis noch einmal
in ihrer ursprünglich deutschen Fassung auf den Markt zu bringen. Die Folgen
einer Woche sind jeweils auf einer CD versammelt, so dass die einzelnen Krimis
dieser Reihe jeweils auf vier CDs in einer Hartkartonbox zu finden sind.
Nach Beginn der ersten, in der Farbe der Verpackung gehaltenen CD wird man direkt
in das Geschehen gestürzt, als nämlich Steve, die Temple vom Flughafen abholen
will, von einem unbekannten Mann entführt und kurz darauf mit einer Warnung,
dass man sie immer wieder entführen könne, wenn Temple sich nicht raushalten
würde, auf freien Fuß gesetzt wird. Steve ist naturgemäß verstört über die Ereignisse
und Temple kann sich nicht im mindesten erklären, was die
Entführer
überhaupt meinen, da er aktuell keinen Fall bearbeitet, bei dem er jemandem
auf die Füße treten könnte.
Doch diese Fehleinschätzung des Entführers wird bald aufgeklärt, als Temple
hört, dass in den USA, wo er gerade auf einer Vortragsreise gewesen ist, in
einer Zeitung ein aufgebauschter Artikel über seine Ermittlungserfolge erschienen
war, in dem er auch mit einem Fall in Verbindung gebracht wurde, von dem er
zu diesem Zeitpunkt gar nichts wusste. Doch nun beginnt er sich logischerweise
umso brennender für diesen Fall zu interessieren - und sei es nur um eventuellen
neuen Entführungen vorzugreifen.
Einen Hinweis bietet hierbei ein Mantel auf der Hutablage von Steves Wagen,
in den der Name "Margo" eingenäht ist - eine Besonderheit, die sich wenig später
auch an der Leiche einer jungen Frau wiederfindet, die sich aus der Oberklasse
in schlechte Gesellschaft begeben hatte. Und von nun an geht es Schlag auf Schlag:
mit Pistolen, Überfällen, Bomben und Autounfällen, so dass die Hörer sicherlich
bald genauso verwirrt sind wie die Hörspielprotagonisten.
Die Tonqualität der Dialoge ist nicht immer einheitlich, so dass bspw. beim
Anhören im Auto einige Stimmen im Motorbrummen versinken, während andere akut
die Trommelfelle bedrohen. Außerdem ist die - sehr plakative - Begleitmusik
von Hans Jönson oft gewaltig laut eingespielt, so dass es einen nahezu aus der
Spur wirft - "bei Morpheus", würde Temple sagen. Doch davon abgesehen ist dieses
Hörbuch ein erfreuliches und nostalgisches Hörerlebnis.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2004)
Francis Durbridge: "Paul Temple und der
Fall Margo"
Sprecher: René Deltgen, Annemarie Cordes, Kurt Lieck
u.a.
Regie: Eduard Hermann, Produktion: Westdeutscher Rundfunk, 4 CDs;
Laufzeit 304 Minuten.
Der AudioVerlag, 2003.
ISBN 3-89813-236-6.
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"Paul Temple und der Fall
Vandyke"
Sprecher: René Deltgen, Annemarie Cordes, Gustav Knuth u.a.
Regie: Eduard Hermann.
Produktion: Westdeutscher Rundfunk, 4 CDs; Laufzeit
289 Minuten.
Der AudioVerlag, 2004.
ISBN 3-89813-316-8.
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Francis Durbridge wurde am 25. November 1912 in Hull/Yorkshire geboren. Er studierte an der Universität Birmingham und arbeitete vorübergehend als Börsenmakler, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine schriftstellerische Laufbahn begann Francis Durbridge mit Bühnenstücken und Kurzgeschichten. Später verfasste er auch Krimis, Hörspiele und Drehbücher für Fernsehfilme. Francis Durbridge starb nach langer Krankheit am 11. April 1998 in London.
Weitere Kriminalhörspiele aus dieser
Reihe:
"Paul Temple und der Fall Curzon"
Regie: Eduard Hermann.
Mit Rene Deltgen, Elisabeth Scherer, Hermann Pfeiffer u.v.a..
In dem kleinen
Fischerdorf Dulworth Bay sind zwei Schüler spurlos verschwunden. Als einzigen
Hinweis findet die Polizei im Kinderzimmer der beiden einen signierten
Kricketschläger, der den geheimnisvollen Namen "Curzon" trägt. Wie ein tödlicher
Fluch taucht dieser Name immer wieder auf. Paul Temple und seine Frau Steve
haben die Aufgabe, den Mann zu finden, der dahinter steht. (Der
Hörverlag)
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"Paul Temple und der Fall
Gilbert"
Sprecher: Kurt Lieck, René Deltgen, Annemarie Cordes und andere;
Regie: Eduard Hermann.
Mit dem "Fall Gilbert" hat Paul Temple eine harte Nuss
zu knacken: Ihm bleibt nur eine Woche, um Howard Gilbert vor der Hinrichtung zu
retten. Aber Temple bleibt genug Zeit, um mit Gattin Steve Hüte zu kaufen oder
dem Butler das unflätige "okay" abzugewöhnen ... (Der Hörverlag)
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