Philippe Djian


Philippe Djian wurde am 3. Juni 1949 in Paris geboren.
"Ein Jahr Literaturwissenschaft … danach eine Journalismusschule … das Ganze ödete mich an. Mir fehlte wohl das innere Feuer. Danach habe ich zwei Monate als Docker in Le Havre gearbeitet. Mein Fangeisen habe ich heute noch. Ich habe Kaffeesäcke gelöscht, die oben von der Reling heruntergeworfen wurden. Ich hab die Sache schnell begriffen, nämlich, die Säcke so aufzufangen, dass ein großer Teil des Inhalts woanders landet. Ich wollte auf einem Schiff nach Südamerika anheuern … Ein Kindertraum, aus dem leider nichts wurde. Schließlich habe ich mir mit dem, was ich verdient habe, ein Flugticket nach New York gekauft. Dort habe ich sechs Monate lang in der 'Librairie française' im Rockefeller Center gearbeitet. Danach bin ich endlich nach Kolumbien gefahren. Zusammen mit einem Freund habe ich eine Reportage über die Wahlen und die Guerilleros gemacht. In Frankreich hat sich niemand dafür interessiert. Da ist mir die Lust am Journalismus vollends vergangen. Ich habe anderthalb Jahre bei 'Détective' gearbeitet. Ich habe Artikel überarbeitet. Was man als Schriftsteller daraus lernen kann, ist, sich knapp zu fassen, dem Text jedes Gramm Fett zu entziehen. Ich habe in der Buchhandlung Gibert Jeune gearbeitet, Wohnungen neu gestrichen… Und ich hatte ein Kind. Ich wollte nicht mit ihm in Paris bleiben. Dazu braucht man Geld. Also bin ich in die Nähe von La Ferte-Bernard gezogen, in der Gegend von Le Mans. Nachts habe ich an der Zahlstelle der Autobahn Paris-Le Mans gearbeitet, an der kleinen Ausfahrt. Genau da habe ich angefangen zu schreiben. Zunächst Chansontexte. Ich hatte schon immer kleine Geschichten in ein Notizbuch geschrieben. Da habe ich angeknüpft. Schließlich habe ich mir in der Kabine eine Schreibmaschine auf die Knie gestellt." (Quelle: Diogenes Verlag)
Mit seinem dritten Roman, "Betty Blue. 37,2° am Morgen", wurde Philippe Djian 1985 weltberühmt.

"Oh ..."
"Oh ...", sagt Michèle nur, nachdem sie in ihrem Haus bei Paris überfallen wurde. Ausgerechnet sie, die knallharte Filmproduzentin, die immer genau weiß, was zu tun ist, verliert jeden Halt.
Ein Buch über die beklemmende Hinwendung einer Frau zu einem gefährlichen Mann. (Diogenes)
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"Betty Blue. 37,2° am Morgen" (1988)
Die Geschichte eines verkappten Schriftstellers und seiner Freundin Betty, dem durchgeknallten Mädchen, das sich Ärger einholt wie andere frische Brötchen. Der Titel "Betty Blue" beschreibt das Gefühl, das sich durch das ganze Buch zieht: Blue. Die Traurigkeit und nervöse Spannung der Story vermischt sich mit Leichtigkeit und Kraft, einer Portion rotziger Weisheit, die typisch ist für Djian.
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"Erogene Zone" (1989)
Niemand kann eine Frau lieben und gleichzeitig einen Roman schreiben. Soll heißen: einen "wirklichen" Roman schreiben, eine Frau "wirklich" lieben. Philippe Djian hat es versucht. Und ist um seine Freunde, sein Geld, sein Auto und ein paar Illusionen ärmer geworden. Dafür ist er einem leicht perversen, ziemlich intelligenten Mädchen begegnet, hat er die Aufrichtigkeit seiner Mitmenschen geprüft und die Abgründe der Schlechtigkeit entdeckt, in die selbst die lautersten Seelen stürzen können. Er hat (wenig) gegessen. Er hat (viel, vor allem Bier) getrunken. Sich Joints gedreht. Musik gehört. Gelesen und gelesen. Er hat sich mit einer nymphomanen Matratzenfabrikantin und mit ein paar schrägen Typen angelegt, unter anderem mit einem berühmten Schriftsteller. Er hat Blut und Wasser geschwitzt. Er hat geheult, gejammert, gefleht und gedroht. Er hat den Kopf zwischen den Händen vergraben, unter einem Kopfkissen, einer Matratze und in heller Verzweiflung zwischen den Beinen junger rätselhafter Frauen. Er ist dem Geld nachgerannt, den Frauen, den Wörtern. Er hat sein Bestes gegeben. Er hat ein Buch geschrieben. Ungekünstelt, ohne prätentiösen Aufwand hat er das Unbeschreibliche beschrieben. Das Leben. In all seiner Derbheit, Schlichtheit und unabänderlichen Hoffnungslosigkeit.
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"Verraten und Verkauft" (1990)
"Eines Abends, ungefähr fünf Jahre nach Bettys Tod, da dachte ich, mein letztes Stündchen habe geschlagen. Und darauf war ich nun weiß Gott nicht gefasst. Ich hing mit Henri in der Küche und schälte seelenruhig ein paar Sachen, dabei hörte ich ihm mit halbem Ohr zu. Die Überlegenheit der Poesie gegenüber allem anderen, das hatte er mir nun schon mindestens zweihundertmal vorgeführt. Das Schlimmste daran war, er hatte ja recht, aber ich hatte mich stets geweigert, es zuzugeben. Ich konnte Romane schreiben und kistenweise Erzählungen, aber ich war völlig außerstande, auch nur ein einziges halbwegs brauchbares Gedicht hinzukriegen, auf dem Gebiet fühlte ich mich nicht so ganz in meinem Element. Ich war voller Bewunderung für diese Typen, die es verstanden, einen mit wenigen Sätzen alle zu machen und einem den Atem zu verschlagen. Zu dumm, dass die allesamt nicht ganz dicht waren. Ich hab mich neben anderem immer gefragt, macht einen nun die Poesie verrückt oder tut sich da genau das Gegenteil? Naja, soweit ich sehen konnte, war ein Prosaschreiber wenigstens noch in der Lage, ein Abendessen zuzubereiten, ein Lyriker hingegen taugte höchstens dazu, die Füße unter dem Tisch auszustrecken." Djian über den Literaturbetrieb in Frankreich …
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"Blau wie die Hölle" (1992)
Ned ist ein Gesetzloser, einer der Autos klaut, Kneipen leer räumt, der sich nimmt, was er will. Franck ist ein Bulle, besessen und gewalttätig. Nichts hasst er mehr als Typen vom Schlage Neds. Lili ist Francks Frau, Carol seine Tochter. Als Lili Franck verlassen will, begegnet sie Ned. Lili und Carol hauen mit Ned und dessen Freund Henri ab ...
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"Rückgrat" (1993)
Alles hat Dan der Literatur geopfert - seine Nächte, seine Tage, seine Frau, die Freunde. Da verlässt ihn Franck, seine Frau - für Dan ein herber Schock. Der Erfolgsautor stürzt in ein kreatives Loch. Allem Flehen seines Verlegers und seiner Fans zum Trotz weigert er sich, auch nur noch eine eigene Zeile zu schreiben. Dan wird Auftragsschreiber, er schreibt Drehbücher für Fernsehserien. Ohne Reue und ohne Leidenschaft. Die große Ära ist bald nur noch eine blasse Erinnerung. Außerdem schwört er, nie mehr werde eine Frau den Fuß über seine Schwelle setzen. Doch die Schutzwälle, die er zwischen sich und dem Leben errichtet hat, werden brüchig. Aber eines will er nie mehr: sich versklaven lassen, sei es von der Literatur oder von den Frauen. Eine Liebeserklärung an die Poesie des Alltags, der durch die Magie von Djians Sprache Literatur wird, eine Mischung aus tiefer Zärtlichkeit und Gewalt, Hoffnung und Verzweiflung. Sein poetischster Roman, ein Buch von überschäumender Vitalität und Sprachlust, das flirrende Orgien des Lebens feiert.
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"Krokodile. Sechs Geschichten" (1994)
"Krokodil: empfindsames Tier, aber mit einer dicken Haut." Krokodile, das sind die Menschen in diesem Buch, gutmütig hinter dem Panzer, den sie nach außen zeigen, doch auch hinter ihrem breiten Grinsen jederzeit zum Zubeißen bereit. Wie jene Kriechtiere in stehenden Gewässern liegen, mit halb geschlossenen Augen den Moment zur Überrumplung des Feindes abwartend, so lauern in uns allen geheime Wünsche und Begierden. Ein Amok laufender Schriftsteller, eine alte Jungfer vom Lande, die sich von ihrem Stück Scholle trennt, um ihre weiblichen Formen zu verbessern, oder jener alte Hagestolz, der seine Gefühle entdeckt - sie alle gehen dem Leser in ihrer trotzigen Tragik nahe. Mit ihnen empfindet man, spürt die gleiche, bald überkochende, bald zu grummelnder Verzweiflung abkühlende Wut, wenn sie sich nach bester Djianscher Manier in Rage reden. Djian lässt die Innenwelt seiner Figuren mit Gefühlsgewalt und Einfühlungsvermögen vor dem Leser erstehen. Helden, die Berge versetzen möchten und doch wieder aufgeben müssen, das sind die liebenswerten Hitzköpfe, die dieses Buch bevölkern.
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"Pas de Deux" (1996)
Der Musiklehrer Henri-John fühlt sich in seiner Haut ganz wohl, obwohl sein Leben seit einigen Jahren recht eintönig verläuft. Sein Beruf ist nur ein Job zum Geldverdienen, seine Beziehung zu seiner Frau Edith, einer erfolgreichen Schriftstellerin, ist so gemütlich wie wärmende Filzpantoffeln - und ebenso aufregend. Seine Kollegin Hélène versucht diese Ruhe zu stören, indem sie ihn anflirtet. Henri-John ignoriert ihre Bemühungen zunächst, da eine Affäre unnötig viel Tatkraft erfordern würde. Als aber Edith für zwei Wochen in Japan auf einer Lesereise ist, lässt er sich verführen. Als Edith zurückkommt, hat sie ein Stück ihres neuesten Romanmanuskriptes mitgebracht, das in Stil und Inhalt von ihren vorherigen Arbeiten abweicht. Sie zeigt es voller Stolz ihrem Mann. Henri-John, der ihr Werk sonst sehr bewundert, ist schockiert, denn er sieht in Ediths Stilwandel eine Anbiederung an die Literaturschickeria. Er sagt ihr offen seine Meinung, was Edith tief verletzt. Nach ein paar Tagen eisigen Schweigens hält Henri-John es nicht mehr aus und will eine Aussprache. Da haut ihm Edith in einem lapidaren Satz zwei Neuigkeiten um die Ohren: erstens, sie weiß von seinem Seitensprung; zweitens, sie wird ihn verlassen. Henri-John ist am Boden zerstört, aber er gibt nicht so schnell auf ...
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"Matador" (1997)
Victor Sarramanga, Großgrundbesitzer in einem nicht näher bezeichneten Land in Südamerika, herrscht über sein Land und über seine Angestellten und über Frau, Kinder und Enkelkinder mit der eisernen Faust eines alten "patrón". Der achtzehnjährige Mani liebt und fürchtet seinen Großvater gleichermaßen, der mittels regelmäßigen Stierkampfbesuchen versucht, aus Mani einen "echten Kerl" zu machen. Mani hat von Kindesbeinen an gelernt, dass jeder Widerstand gegen den Großvater mit brutaler Gewalt gebrochen wird, der Alte beherrscht das Spiel mit Zuckerbrot und Peitsche perfekt. Doch eines Tages taucht Vito auf, eine alte Jugendliebe von Manis Mutter. Vito wurde vor vielen Jahren von Victor Sarramanga in die Flucht geschlagen, weil der Alte gegen die unstandesgemäße Verbindung war. Nun, zwanzig Jahre später, hat Ethel ihren Vito doch noch geheiratet. Der Alte, der das auch jetzt noch nicht dulden will, versucht Vito zu vernichten. Mani gerät zwischen die Fronten und muss schneller erwachsen werden, als ihm lieb ist.
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"Mörder" (1998)
"Ich arbeitete für einen Mörder." Dieser Gedanke quält Patrick Sheahan. Ein Chemieunfall in der Camex, der Fabrik seines Freundes Marc, gefährdet die Existenz zahlreicher Anwohner. Patrick nennt Marc zwar einen Mörder, tut aber alles, um seinem Freund zu helfen: Er verteilt nicht nur Lebensmittel an die aufgebrachten Menschen, sondern unterstützt die brisanten illegalen Machenschaften Marcs zur Verdunkelung. Das kostet Patrick nicht nur seine innere Ruhe, seine Unschuld, sondern bedroht auch die zarten Bande, die ausgerechnet jetzt zu seiner neuen Untermieterin, der rothaarigen Eileen aus Irland, entstehen. Patrick muss eine innere Zerreißprobe bestehen, als er zu spüren bekommt, dass eine Freundschaft zum stählernen Korsett werden kann, dass die eigenen Gefühle gegenüber anderen Menschen das peinigendste Rätsel darstellen, und dass das Gewissen ein verletzliches Gebilde ist, von dessen Wohlbefinden nicht nur jede einzelne Minute des Tages abhängig ist, sondern auch die Liebe. Was ist eigentlich Schuld, und wie kriminell kann ein Mensch werden, wenn der Einsatz eine tief wurzelnde Freundschaft ist? Wann wird selbst der engste Freund zur unberechenbaren Gefahr?
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"Kriminelle" (2001)
Auch fünf Jahrzehnte Lebenserfahrung sind keine Garantie dafür, dass nun alles leichter ginge - im Gegenteil. Francis’ Vater wird zum Pflegefall, seine Lebensgefährtin lässt ihn fallen, mit seinem Bruder spricht Francis schon seit Jahren nicht, was sein Sohn erzählt, versteht er nicht. "Kriminelle" handelt vom Horror der Midlife-crisis und den unspektakulären Mördern, die ihre eigenen Ideale auf dem Gewissen haben.
(
Rezension)


"Heißer Herbst" (2001)
Die Liebe und das Leiden an der Liebe sind auch nach knapp überstandener Midlife-crisis noch ein Thema: Luc Paradis lebt seit drei Jahren allein in seinem Haus über dem Städtchen, doch noch heute liebt und begehrt er seine Ex-Frau Eileen. Er leidet unter der Trennung, wie nur ein Djianscher Held leiden kann. Als Schriftsteller war Luc ehemals berühmt und geschätzt, heute ist er fast vergessen, wenn nicht gar bemitleidet. Trotzdem: Das Einzige, was ihm in den letzten Jahren ein wenig Genugtuung verschaffte, war die Arbeit an seinen beiden Büchern "Mörder" und "Kriminelle", worin er mit den Bewohnern des Städtchens, insbesondere mit Eileen und ihrem neuen Mann, abrechnete. An einem schönen Herbsttag nun betritt Josianne, seine Ex-Schwiegermutter, das Parkett und nistet sich in Lucs Villa ein. Das passt niemandem im Städtchen, am wenigsten Eileen. Es kommt zu einem fatalen Deal ...
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"Schwarze Tage, weiße Nächte" (2002)
(Rezension)


"Sirenen" (2003)
Es ist einfacher, einen Mordfall zu lösen, als das eigene Leben in Griff zu kriegen. Nathan ist Polizist und steckt in der Klemme. Nicht nur beruflich, sondern auch privat. Jennifer Brennen, die Tochter eines Big Boss der Sportbekleidungsindustrie, ist umgebracht worden. Die Öffentlichkeit verlangt nach einer schnellen Aufklärung des Falls. Denn die Antiglobalisierungsbewegung ist stärker denn je. Paul Brennen, der Turnschuh-Mogul, ist für die Globalisierungsgegner der Inbegriff des Ausbeuters. Seine rebellische Tochter wird hingegen als Märtyrerin verehrt. Nathan und seine Kollegin Marie-Jo müssen also den Mörder von Jennifer so bald wie möglich finden. Doch wie kann man arbeiten, wenn einen die Liebe im Schwitzkasten hat? Nathan ist im Banne von drei Frauen: Exfrau Chris, militante Globalisierungsgegnerin, Paula, liebesbedürftiges Mannequin, und Marie-Jo, kämpferische und sinnliche Kollegin. Alle drei verlangen seine ungeteilte Aufmerksamkeit… Der Mordfall muss gelöst, das Leben geregelt werden. Schließlich gerät alles aus den Fugen ...
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"In der Kreide" (2004)
Sag mir, was du liest, und ich sage dir, wer du bist. Ein Buch über die zehn Autoren, die Philippe Djian am meisten beeinflusst haben - nicht nur im Schreiben, sondern oft auch im Leben: Salinger, Céline, Cendrars, Kerouac, Melville, Henry Miller, Faulkner, Hemingway, Brautigan, Carver.
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"Reibereien" (2005)
(Rezension)


"Die Frühreifen" (2006)
(Rezension)


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