Paulo Coelho: "Veronika beschließt zu sterben"

Die Geschichte einer unglücklichen jungen Frau, die sterben will und erst angesichts des Todes entdeckt, wie schön das Leben sein kann, wenn man darum kämpft und etwas riskiert. Ein wunderbares Buch über die Prise "Verrücktheit", die es braucht, um den eigenen Lebenstraum Wirklichkeit werden zu lassen, und eine große Liebeserklärung an das Glück in jedem von uns.


In diesem Roman über eine junge Frau, die wegen der Eintönigkeit ihres Lebens versucht, diesem mit Hilfe von Tabletten ein Ende zu setzen, verarbeitet Coelho seine eigenen Erfahrungen als Psychiatriepatient. Die junge Frau, Veronika, wird nach ihrem Selbstmordversuch in das psychiatrische Krankenhaus Villete in der Stadt Ljubljana eingeliefert, wo man ihr beim Aufwachen mitteilt, dass ihr Selbstmordversuch ihr Herz stark angegriffen habe und ihr nun nur noch wenige Wochen zu leben blieben. 
Etwas ernüchtert von dieser Nachricht, beginnt sie als Quasi-Außenstehende das Leben in der Anstalt zu beobachten und erfährt diese dabei - wie so viele psychiatrische Patienten - als eine Art Schutzraum vor den Zwängen und Anforderungen der Gesellschaft außerhalb der Mauern, der sicherlich für einige Patienten notwendig ist, um sich mit ihren inneren Problemen auseinander zu setzen. Wie in einem Gefängnis ist die Sicherheit und Verantwortungsfreiheit für das eigene Leben aber auch gewohnheitserzeugend, weswegen einige - eigentlich geheilte Patienten - als die "Bruderschaft" im Hause verbleiben, was von der Anstaltsleitung - aus vorwiegend finanziellen Gründen, aber auch weil der Anstaltsleiter, Dr. Igor, dies als ein groß angelegtes Experiment benutzt - geduldet wird.

Dr. Igor hat die Idee, dass Menschen in relativ krisenfreien Zeiten und Ländern eher zum Selbstmord neigen als in Krisenzeiten; eine These, die er unter anderem durch entsprechende Statistiken aus Kanada stützt. Er versucht darum, seinen Patienten eine seltsame Substanz, die er "Vitriol" nennt, aus dem Leibe zu treiben, und sein erster kontrollierter "Versuch" in dieser Richtung ist Veronika, deren Herzprobleme nun eine persönliche gesundheitliche Krise für die junge Frau darstellen, durch die diese ihre Freude und Lust am Leben wieder entdeckt.

All dies und auch andere Ideen sind nicht sonderlich originell, und in der vorliegenden Übersetzung sind sie auch sprachlich nicht übertrieben künstlerisch umgesetzt. Gottes-, Gesellschafts- und Psychiatriekritik kann man in vielen anderen Werken der Weltliteratur finden und dies teilweise in erschöpfenderer und interessanterer Form. Für Wenig-Leserinnen und -Leser dürfte dieses Buch allerdings interessant genug sein und wegen seiner Kürze auch sicherlich gut zu verdauen.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2003)


Paulo Coelho: "Veronika beschließt zu sterben"
Aus dem Brasilianischen von Maralde Meyer-Minnemann.
(Originaltitel "Veronika Decide Morrer")
Gebundene Ausgabe:
Diogenes, 2000. 224 Seiten. 
ISBN 3-257-06235-4.
ca. EUR 17,90.
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Taschenbuch:
Diogenes, 2002. 224 Seiten.
ISBN 3-257-23305-1.
ca. EUR 8,90.
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