Dan Brown: "Meteor"

Dan Brown, Autor von "Illuminati", reichte mit "Meteor" einen weiteren Thriller nach, der allen Verschwörungstheoretikern das Blut gefrieren lässt.


Von der arktischen Eiswüste in den Politsumpf von Washington

Von Beginn an umrahmt Autor Dan Brown "Meteor" mit einer politischen Handlung: Die USA stehen im Wahlkampffieber. Der amtierende Präsident Zach Herney, ein geradliniger und prinzipientreuer Politiker, hat es mit einem charismatischen und rücksichtslosen Herausforderer zu tun, dem Senator von Delaware, Sedgewick Sexton. Wer nun gelangweilt auf ein typisches Schwarz-Weiß-Klischee schlussfolgert, irrt. Brown gelingt es von Anfang an, geschickt immer dann twists and turns einzubauen, wenn der Leser glaubt, auf der richtigen Fährte zu sein.

Zur Story: Sedgewick Sexton konzentriert seinen Wahlkampf rund um ein Thema: bei jeder sich bietenden Gelegenheit hält er zynische Parolen für die Luftfahrt- und Weltraumbehörde NASA bereit, die er als ineffektiv und Steuergelder fressend geißelt. Und seine Worte kommen beim potenziellen Wahlvolk, dem er stattdessen bessere Schulen und Spitäler verspricht, gut an. Hinter dem Populismus des Senators stehen milliardenschwere Geschäftsinteressen gewichtiger Konzerne, die den Weltraum privatisieren und kommerzialisieren wollen. Diese Tycoons versorgen Segdewicks Präsidentschaftskampagne mit Schmiergeldern. Sie wollen nach seinem Amtsantritt die NASA aus dem Weg räumen.

Doch der Senator hat einflussreiche Widersacher und scheinbar auch Riesenpech. Gerade dann, als ihn alle Umfragen als nächsten Präsidenten der USA sehen, verkündet Zach Herney in der prime time vor laufenden Kameras die wissenschaftliche Weltsensation schlechthin. Einem Orbitalsatelitten der NASA war es gelungen auf der arktischen Insel Ellesmere Island eine Dichteanomalie im Eis aufzuspüren. Sie sollte sich als Teil eines Meteoriten erweisen, der vor 300 Jahren niedergegangen war und der versteinertes außerirdisches Leben birgt: etwa 60 cm große Asseln. Das Echo auf die Rede des Präsidenten ist gewaltig, der NASA-Kritiker Segdewick Sexton hat so gut wie verloren.

Was keiner der beiden Politkontrahenten vorerst weiß, ist, dass hinter den Kulissen ein tödliches Tauziehen entbrannt ist. Als unschuldige Hauptakteurin agiert Rachel Sexton, ihres Zeichens hochrangige Geheimdienstbeamte und Tochter des Senators. Im Auftrag des Präsidenten inspiziert sie den Meteoriten am arktischen Fundort. Schon kurz nach ihrem Eintreffen auf Ellesmere Island wird sie samt ihrer Wissenschaftercrew von drei Profikillern der Eliteeinheit Delta Force verfolgt. Wer gab den Befehl dazu? Die Flucht gelingt wider jede Chance. Als all die konkurrierenden Kreise in Washington davon Wind bekommen, setzt das Intrigenspiel erst richtig ein. Neben Senator Sedgewick und seiner Wahlkampfleiterin Gabrielle Ashe mischt William Pickering, Chef der geheimen Aufklärungsbehörde NRO, kräftig mit, ebenso wie Marjorie Tench, das weibliche Mastermind des Präsidenten. Auf Intrige folgt Gegenintrige, auf Leben der Tod. Gegen Ende des Buches steuern die Protagonisten auf einen Showdown im Ausmaß einer Naturkatastrophe hin. An Bord des Forschungsschiffes "Goya", das über dem Zentrum einer gigantischen vor dem Ausbruch stehenden Unterwassereruption kreuzt, geraten die Konturen von Guten und Bösen gehörig ins Trudeln. Plötzlich erscheint dem Leser fast jeder verdächtig, am allerverdächtigsten der Meteorit selbst, dessen kosmische Herkunft mehr und mehr an Glaubwürdigkeit verliert.

Bemerkenswert an "Meteor" ist, dass die tragenden Figuren weder der Präsident noch der Senator sind, sondern drei starke Frauen: Rachel Sexton, Gabrielle Ashe sowie Marjorie Tench. Damit unterscheidet sich Browns Roman wohltuend vom herkömmlichen Spionage-Machismo anderer Genre-Autoren. Erst die Aktivitäten der drei umtriebigen Damen verleihen dem Buch Verve und führen den Handlungsstrang unerwartet zusammen. Wenngleich das Schlusskapitel allerdings zu schablonenhaft zu Papier gebracht ist, weniger Weichzeichner und mehr harte Realität wäre dem Leser sicher zumutbar.

(lostlobo; 02/2004)


Dan Brown: "Meteor"
Deutsch von Peter A. Schmidt.
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