Gioconda Belli: "Wenn Du mich lieben willst"

(Hörbuchrezension)


"Deine ungezähmte Gazelle bin ich, der Donner, der das Licht auf deiner Brust bricht. Der ungebundene Wind in den Bergen bin ich und der helle Schein des Kienspans. Deine Nächte erhitze ich, entfache Vulkane in meinen Händen, deine Augen mache ich feucht mit dem Rauch aus meinen Kratern."

Die Gedichte von Gioconda Belli schaffen es, Liebe in Worte zu fassen, die Vielfältigkeit einer Frau zu beschreiben, jede Facette zum Leuchten zu bringen und dadurch die Liebe vielschichtig zu erleben, den Geliebten immer wieder und anders zu lieben und wiedergeliebt zu werden.
Sie erzählen von Berührungen, Zärtlichkeit und immer wieder von der Liebe, einer Liebe die sehr weiblich ist, die auf Gegenseitigkeit und Gleichberechtigung beruht, aber auch von Freiheit für sich selbst und den Geliebten, von der Freiheit, bei Bedarf ein Vogel zu sein, von Wünschen, Lust und Erfüllung und von einer brennenden Sehnsucht.

Aber sie thematisieren auch die Heimat, Nicaragua, die Liebe zu ihrem Volk und zu ihrem Land, für das Gioconda Belli bereit wäre, auch ihr Leben zu geben. Immer wieder diese Sehnsucht nach Nicaragua, die Wehmut, die niemals vergehen wird. Aber auch die Ablehnung der Konsumgesellschaft und des monotonen Lebens, die Schwermut beim Blick auf die vom Alltag frustrierten Menschen finden Eingang in ihre Gedichte, und der Aufruf sich zur Wehr zu setzen und dagegen anzukämpfen, erreicht den Hörer mit aller Vehemenz.

Die Poesie Gioconda Bellis brennt in der Seele, lässt den Hörer nicht mehr los, belebt vergrabene Sehnsüchte wieder, schwingt nach, begleitet den Hörer.

Diese Gedichte als Hörbuch sind einfach faszinierend; Juliane Kosarev liest mit großer Intensität und versteht es, den Hörer mitzureißen und die Inhalte voller Gefühle zu vermitteln. Der Hörer taucht ein, wird umhüllt, getragen und kann sich der Faszination nicht mehr entziehen.

In Gioconda Bellis Gedichten spürt man ihre Kraft, ihre Eindringlichkeit, ihre Ehrlichkeit, ihr Selbstverständnis als Frau und vor allem ihre Bereitschaft, für die Liebe und für ihr Heimatland zu kämpfen, und sich zu nehmen, was einer Frau gebührt.

(margarete; 08/2002)


Gioconda Belli: "Wenn Du mich lieben willst"
steinbach sprechende bücher, 2001. 1 CD. Laufzeit: 63 Minuten.
Gedichte mit Musik von Jorge Cardoso.
Deutsch von Dieter Masuhr, Dagmar Ploetz, Anneliese Schwarzer und Erna Pfeiffer.
Interpretin: Juliane Kosarev.
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Gioconda Belli wurde in Managua geboren. Sie studierte in Spanien und den USA. Ab 1970 beteiligte sie sich am Widerstand der Sandinistischen Befreiungsfront FSLN gegen die Somoza-Diktatur ihres Landes.

Weitere Bücher der Autorin (Auswahl):

"Das Manuskript der Verführung"

Seit dem Tod ihrer Eltern lebt die siebzehnjährige Lucía in einer Klosterschule in Madrid. Ihr Leben verläuft recht eintönig, bis sie dem Historiker Manuel begegnet, der sofort von ihr fasziniert ist. Allzu ähnlich ist Lucía einer historischen Figur, die der Experte für die spanische Renaissance mit Besessenheit erforscht: Johanna die Wahnsinnige wird sie in den Geschichtsbüchern genannt, jene Königin, die Ende des 15. Jahrhunderts wegen legitimer Machtansprüche, leidenschaftlicher Liebe und Eifersucht bis zu ihrem Tod in der Festung von Tordesillas gefangengehalten wurde.
Manuel weiß alles über Johanna. Was ihm fehlt, ist einzig die Innensicht auf die Gefühlswelt dieser außergewöhnlichen Frau. Dazu braucht er Lucía. Neugierig willigt das Mädchen ein und lässt sich bei heimlichen Treffen in seiner Wohnung von Manuels eindringlichen Erzählungen 500 Jahre zurückversetzen. So tief taucht sie in Johannas Persönlichkeit ein, dass deren Empfindungen zu ihren eigenen werden. (dtv)
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"Unendlichkeit in ihrer Hand"
Auf einmal ist er da und weiß nicht, woher er kam: Adam beginnt sein Leben als zufriedener Mensch. Erst Eva bringt Fragen mit, Neugier und die fatale Sehnsucht nach mehr. Und plötzlich ist alles anders. Wie fühlt es sich an, die Schönheit und den Schmerz der Welt völlig neu zu entdecken - und auch das Begehren zwischen Mann und Frau? Kühn, poetisch und sinnlich fühlt Gioconda Belli sich ins Drama des ersten Paares ein und setzt der Schöpfungsgeschichte einen neuen Anfang. (Droemer)
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"Die Verteidigung des Glücks"
"Ich bin zwei Frauen gewesen und habe zwei Leben gelebt."
Sie will heiraten und Kinder bekommen, gleichzeitig beansprucht sie aber männliche Privilegien: unabhängig zu sein, kämpferisch und selbstbestimmt. Aus Empörung über die sozialen Gegensätze in ihrem Land schließt Gioconda Belli sich deshalb dem sandinistischen Widerstand gegen die Somoza-Diktatur an.
Ein Doppelleben beginnt: Für die Öffentlichkeit liebende Ehefrau und Mutter, nimmt sie an konspirativen Treffen teil und gewährt Guerilleros Unterschlupf. Es folgen Jahre revolutionären und amourösen Abenteurertums. Sie beginnt Gedichte zu schreiben, lernt Julio Cortázar, Gabriel García Márquez und Fidel Castro kennen. Beschattet und verfolgt, flieht Gioconda ins Exil. Als 1979 die Sandinisten den Sieg erringen, scheint für die schöne Revolutionärin, die nun zu einer der einflussreichsten Frauen Nicaraguas wird, die Utopie einer besseren, gerechteren Welt greifbar. Doch ihre Hoffnungen werden enttäuscht.
Gioconda Belli, neben Frida Kahlo und Evita Perón eine der exemplarischen Frauen des lateinamerikanischen Kontinents, hat mit ihrer Autobiografie eine hinreißende Liebeserklärung an ihr Land und an die Männer vorgelegt. (dtv)
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"Die Republik der Frauen" zur Rezension ...