Garry Disher: "Leiser Tod"

Ein Inspector-Challis-Roman (6)


Hal Challis hat ein Problem, denn seine Partnerin ist auf dem Weg nach Europa, wo sie mehr über den Umgang mit Sexualverbrechen lernen möchte. Und prompt kommt eine Meldung über eine nackte, weibliche Leiche herein, die in einem Naturschutzgebiet gesehen worden ist. Doch als Pam Murphy als Erstreagierende an der betreffenden Stelle eintrifft, ist keine Leiche zu sehen. Wenig später wird allerdings eine verstörte, zerschlagene, nackte junge Dame aufgegriffen, die angibt, von einem Mann in einer Polizeiuniform überfallen, entführt und mehrfach vergewaltigt worden zu sein, wonach er ihren scheinbar toten Körper im Naturschutzgebiet abgelegt hat. Und dort war sie dann auch aufgewacht.

Zur selben Zeit schwappt eine Ein-Frau-Einbruchswelle in den Bezirk. Die Täterin ist bereits seit Jahren dabei und schafft es nach entsprechender Vorbereitung, gleich einmal drei bis vier Objekte in einer Serie abzuarbeiten. In der Regel hat sie klare Vorstellungen davon, wie es in ihren Zielobjekten aussehen könnte, und bisher ist sie noch nicht geschnappt worden - und das ist auch ganz gut so, denn sie hat sich vor einiger Zeit mit ihrem Tutor in Sachen Verbrechen überworfen und ist seitdem vor ihm auf der Flucht. Doch nun sollen ihr ein paar Objekte unterkommen - und ein paar Menschen -, die ihr Leben nachhaltig in eine andere Richtung lenken werden. Und auch das eines alten Bekannten aus vorhergehenden Kriminalromanen.

Als eine weitere vergewaltigte Frau tot im Kofferraum eines abgestellten Autos gefunden wird, bekommt Pam Murphy als Hauptermittlerin bei der Vergewaltigung Hilfe von einer Spezialistin aus der "großen" Stadt. Diese Spezialistin erweist sich als eine ziemliche Überraschung, denn Pam fühlt sich auf unerklärliche Weise zu der Kollegin hingezogen - die sich solcher Zuneigung durchaus nicht abgeneigt zeigt, was für Pam vor allen Dingen Fragen über sich selbst aufwirft. Und darüber, was eine Beziehung mit einer Frau bedeuten kann.

Neben den Ermittlungen, an denen Hal jeweils auch beteiligt ist, muss er sich überdies noch mit einem Problem der Öffentlichkeitsarbeit herumschlagen, denn er hat unbedachterweise vor einem Pressevertreter seine wirkliche Meinung zur finanziellen, materiellen und personellen Ausstattung der Provinz-Polizeikräfte geäußert, was seinen Vorgesetzten nicht sonderlich behagt. Aber sie können ihn auf Grund der Falldichte und des Personalmangels nicht suspendieren. Und so sieht sich Hal nach der Veröffentlichung seiner Meinung auf sehr unterschiedliche Art und Weise von seinen Kolleginnen und Kollegen angesprochen.
Außerdem tritt ein bundesweit agierender Bankräuber in Erscheinung, der wohl gerade seinen Weg in die Provinz gefunden hat ...
Es kommt also offensichtlich keine Langeweile auf, und so trottet die Geschichte zwar vergleichsweise unaufgeregt vor sich hin, während sie gleichzeitig ungewöhnlich dichte Figurenzeichnungen aufweist.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 02/2018)


Garry Disher: "Leiser Tod. Ein Inspector-Challis-Roman (6)"
(Originaltitel "Whispering Death")
Übersetzt von Peter Torberg.
Unionsverlag, 2018. 347 Seiten.
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