Sólrún Michelsen: "Tanz auf den Klippen"


Gefühlsbetonter, bizarrer Roman über zwei Mädchen und deren Lebensbewältigung

Den roten Faden des Romans soll das Schicksal zweier Mädchen bilden: Das eine wächst wohlbehütet in einer fürsorglichen Familie auf, das andere ungeliebt und weggesperrt. Teile ihrer Kindheit verbringen die beiden gemeinsam, in einer Mischung aus Neugier, Angst und kindlichem Spiel.

Neben den beiden Mädchen werden weitere skurrile Dorfbewohner mit ihren Lebens- und Leidensgeschichten, Problemen und Sehnsüchten ins Bild gerückt, und der Schauplatz wird nach und nach konkretisiert.
Als Erwachsene finden die beiden - nunmehr jungen Frauen - noch einmal zusammen. Während die Wohlbehütete ihren Weg im Leben sucht, übt die Andere nun ihrerseits psychische Gewalt an ihren Liebhabern aus, und die Narben ihrer Vergangenheit spiegeln sich deutlich in ihrer Persönlichkeit wieder. Gemeinsam begegnen die beiden Frauen einem eigenartigen Mann, der beide in seinen Bann schlägt - die eine mehr, die andere weniger ...

Eine konkrete oder fortführende Handlung lässt "Tanz auf den Klippen" trotz allem vermissen. Vielmehr fasst das Buch Momentaufnahmen zusammen und kreiert ein melancholisches, surreales Bild von einem Dorf und dessen Bewohnern. Personennamen fehlen großteils, was den fantasiehaften, konfusen und abstrakten Charakter des Romans verstärkt. Das Buch, seine Handlungen und Charaktere scheinen sich in sich selbst zu verlieren.

Fazit:
"Tanz auf den Klippen" regt innovative Leser und Liebhaber bizarrer Bücher vielleicht zum Nachdenken an und trifft den Geschmack dieser Leserschaft. Als angenehme Lektüre zur Unterhaltung ist es aber nicht zu bezeichnen.

(Alexandra Gölly; 02/2015)


Sólrún Michelsen: "Tanz auf den Klippen"
(Originaltitel "Tema við slankum")
Aus dem Färöischen von Inga Meincke.
Unionsverlag, 2015. 152 Seiten.
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Sólrún Michelsen, geboren 1948, zählt zu den bekanntesten Vertretern der zeitgenössischen färöischen Literatur und schreibt für Kinder und Erwachsene. Im Jahr 2002 erhielt Michelsen den färöischen Kinderliteratur-Preis. "Tanz auf den Klippen" ist ihr erster Roman für Erwachsene und wurde anno 2008 mit dem "Mads-Andrias-Jacobsen-Literaturpreis" ausgezeichnet.