Lothar Machtan: "Prinz Max von Baden"

Der letzte Kanzler des Kaisers


Ein Zauderer im Sturm der Ereignisse

Die deutsche Geschichte kennt einige dramatische Wochen und Monate. Der Herbst 1918 gehört sicherlich auch dazu, denn in diesen Wochen kollidierten zwei unverträgliche historische Strömungen miteinander. Die Bevölkerung hatte sich inzwischen selbst entdeckt und stellte den politischen, militärischen und nicht zuletzt gesellschaftlichen Primat des deutschen Hochadels offen in Frage. Dass das Kaiserreich sich gerade anschickte, auf den Schlachtfeldern in Belgien seine Selbstauflösung zu betreiben, war nicht die Ursache der Brände im Innern, sondern nur der Luftzug, der die Flammen offen zutage treten ließ. In diesem Moment betrat Max von Baden als Reichskanzler die politische Bühne. Doch in welcher Rolle? Der Ex-Kaiser Wilhelm wurde später nicht müde, ihn aus seinem holländischen Exil heraus als Hochverräter zu brandmarken. Doch war er das? Oder wurde er ohne große Handlungsoptionen nur durch den Sturm der Ereignisse getrieben? Und wer war dieser Max von Baden, wenn er nicht gerade Reichskanzler war? Das sind klassische Fragen, die nach einer guten Biografie verlangen.

Max von Baden wurde in die Familie der Badischen Großherzöge hineingeboren, Urenkel Karl Friedrichs von Baden. Diese Familie, die Zähringer, war mit dem halben europäischen Hochadel verwandt. Auch Cousin Friedrich war ein Cousin Wilhelms II. Dynastisch gesehen stand Max von Baden dem Problem somit näher als der Lösung.

Doch wie man bereits an Friedrich III., dem 99-Tage-Kaiser des Jahres 1888, erkennen konnte, sehnte sich die "das Volk" nach einem liberalen Hoffnungsträger, der es aus dem gestrengen Joch von Krone und Kanzel befreite. Und wie das öffentliche Bild Friedrichs III. war auch das Max von Badens mehr von Hoffnung als von Realität inspiriert. Bis in den letzten Winkel ihres Denkens waren beide davon überzeugt, dass die letztlich vom Hochadel getragene deutsche Monarchie der reine Wille Gottes sei. Parlamentarismus und Sozialdemokratie hingegen wurden als pures Teufelszeug angesehen. Auch wenn Max später mit dem Sozialdemokraten und Mit-Badener Friedrich Ebert paktierte, so geschah dies nicht aus Einsicht in die Notwendigkeit liberaler und demokratischer Ansätze, sondern nur, um mit diesem Verbündeten die Monarchie doch noch zu retten.

Das Leben eines männlichen Angehörigen des Hochadels im ausgehenden 19. Jahrhundert bedeutete Studium, oft nur andeutungsweise, Heirat und Karriere beim Militär. Auch Max von Baden entwickelte sich im Großen und Ganzen seinem Stande gemäß. Von 1885 bis 1889 studierte er Jurisprudenz in Freiburg, Heidelberg und Leipzig, allerdings mit zweifelhafter Promotion in Heidelberg. Er wurde sogar summa cum laude promoviert, doch ohne Dissertation; Machtan nennt diesen Vorgang eine "Courtoisiepromotion". Seine Interessen lagen jedoch entgegen des Üblichen eher bei Lord Byron, der Musik Richard Wagners und der Philosophie Friedrich Nietzsches. Selbst eine Passion für die Kunst entwickelte er. Im Sommer 1889 trat er beim Garde-Kürassier-Regiment in Berlin ein, doch der Autor präsentiert Max ein wenig außerhalb des üblichen Rahmens: "So war auch Max eher ein schöngeistiger Aristokrat in prächtiger Uniform. Militaristische Attitüden waren ihm fremd [...]"

Mitte der 1890er-Jahre waren die Ansichten des heranwachsenden Prinzen zum Parlamentarismus noch von großem Standesbewusstsein geprägt. "Der Anblick unserer Volksversammlung ist ein trauriger und empörender zugleich. [...] Der Geist, der dort ausgebreitet wird, verbreitet sich durch die Presse, dies Erzeugnis aller Niedertracht und Bosheit, verbreitet sich bis in die entferntesten Winkel und säht Hass und Unfrieden." Machtan schreibt hierzu: "Eine solch politisch konforme Ausrichtung darf uns bei dem Prinzen nicht verwundern. Er wusste es einfach nicht besser [...], womit er sich im Kreise seiner damaligen Standesgenossen in bester Gesellschaft befand [...]."

Der Wertekanon im deutschen Kaiserreich war ein relativ einfaches Werk, das kaum Ausnahmen zuließ. Und wenn schon Ausnahmen, dann nicht bei jedem und vor allem keine öffentlich zu Schau getragenen. Während die Deutschen heute mit einem homosexuellen Außenminister fast schon kokettieren, war Homosexualität im Kaiserreich ein Karrierekiller. Max von Baden war homosexuell, und wir sagen: "Na und?" Bedauerlicherweise interessiert dieses Thema den Autor dieser im Übrigen hervorragenden Biografie über Gebühr, obwohl das zu einer privaten und intimen Sphäre gehört, die ein Biograf eher wahren und schützen sollte.

Der Drang zur Politik nahm einen zunehmend größeren Rang in Maxens Denken ein, doch Lothar Machtan gibt zu bedenken: "Staatsmännisches Format indes wird man dem Prinzen von Baden im letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg ebenso wenig zuerkennen können wie prospektives Denken. Damit soll nicht mangelnde politische Intelligenz beklagt, sondern auf eine eingeschränkte Weltsicht aufmerksam gemacht werden, die strukturell bedingt war und der es deshalb an der Fähigkeit der Antizipation mangelte. Was Max aus der Politik aufnahm, bestätigte letztendlich seine Sicht der Dinge. Weltoffene Aneignung von Neuem oder gestaltende Teilhabe hatten dort keinen Platz."

Als der Krieg ausbrach, bot er natürlich seine Dienste an, aber "[e]r wollte keine militärische Verantwortung übernehmen, nicht wirklich mitkämpfen - nur dabei sein. Doch selbst mit dieser weitgehend inaktiven Teilnahme am Krieg fühlte sich der Prinz bereits nach drei Wochen überfordert." Nach diesem Scheitern in der angestammten Rolle des führenden Militärs im kaiserlichen Hochadel verlegte er sich auf das soldatische Ambulanzwesen und das Thema der Kriegsgefangenen, bevor er die Diplomatie entdeckte. 1917 erhielt Max der Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg, "[w]eil er im Weltkriege zu Gunsten der Kriegsgefangenen mit Hingabe und mit Erfolg an der Durchsetzung des geltenden Völkerrechts [...]" gearbeitet hatte.

Im dritten Kriegsjahr 1917 setzte sich in vornehmlich liberalen politischen Kreisen langsam die Erkenntnis durch, dass das offizielle wilhelminische Streben nach einem Siegfrieden weder realistisch noch weiterhin verantwortbar sei. Nachdem Bethmann-Hollweg an der Mäßigung reichskonservativer Kreise gescheitert war, suchte man in liberalen Parlamentskreisen einen präsentablen Hoffnungsträger und landete recht schnell bei Max von Baden. Und so traten Friedrich Payer und Constantin Haußmann auf Max zu und sondierten sein Interesse an einer Kandidatur als Reichskanzler. "So trat", schreibt Machtan, "der Kandidat ausdrücklich 'nicht bloß von Geburt, sondern aus Überzeugung und Überlegung für die Monarchie' ein." Es war wohl nicht die persönliche Eignung, die ihn auszeichnete, sondern sein "Image: Kein preußischer Militär, sondern süddeutscher Hocharistokrat mit liberalen Avancen, kultivierter und gebildeter Bürgerfürst ohne Berührungsängste." Nicht nur der Antrag verwundert ex post, auch Maxens ernsthafte Erwägung einer Kandidatur. Machtan stellt die entscheidende Frage in diesem "Berliner Sommertheater": "Woher nahm er den Mut zu einer nationalem Heldenrolle, die so außerhalb seiner Möglichkeiten lag, dass er sie niemals wird ausfüllen können?" Die Antwort ist komplex, denn sie berührt Standesdenken, mangelndes Kommunikationspotenzial zwischen Schichten, grobe Fehleinschätzungen auf beiden Seiten. Das monarchische Prinzip, Fundament des Kaiserreichs, hatte einfach aufgehört zu funktionieren, doch es fehlte dem deutschen Parlamentarismus an Selbstbewusstsein, um die Lücke zu füllen. Auch den beiden Brautwerbern unterstellt Machtan keinen wirklichen Willen zur Änderung des politischen Systems - man hatte sich arrangiert. Und so erfüllte sich der politische Traum erst einmal nicht, obwohl er in dem jungen Kurt Hahn einen neuen Unterstützer gefunden hatte. Machtan schreibt: "Dass ihn die Bethmann-Krise durch die Strippenzieherei von Kurt Hahn so plötzlich auf die Kanzlerbühne hieven würde, darauf war er nicht eingestellt. Und dass ihn die eigene Familie, genauer gesagt: der badische Dynast nebst Mutter davon so barsch wieder herunterpfeifen würde, darauf erst recht nicht."

Während die Unterstützung für Max in parlamentarischen Kreisen wuchs - wenngleich diese Kandidatur nur in außerparlamentarischen Hinterzimmern diskutiert wurde -, lehnte Wilhelm die Personalie schon beim ersten Gespräch entschieden ab. Als Grund kam im Prinzip nur Max' Homosexualität in Frage, was insbesondere nach dem noch nicht recht verdauten Eulenburg-Skandal für Wilhelm ein großes Problem darstellte.

Im Frühjahr 1918 schwanden Kriegsbegeisterung und Siegesperspektiven in Bevölkerung und Armee, wenn man von den streng reaktionären Kräften in Parlament, Militär und dem Kaiser einmal absieht. Max, obwohl von einigen politischen Kräften der zweiten Reihe gedrängt, engagierte sich halbherzig für Verhandlungen mit den Kriegsgegnern; diesem stand in diesen nach Entscheidung verlangenden Wochen der Sinn mehr nach Kuren.

"Ende Juli 1918 gab es für Max kein Halten mehr. Endgültig hatte ihn nun die Vision durchdrungen, 'retten zu müssen'." Trotz einer widersprechenden Realität enthielt das Programm immer noch den Anspruch der deutschen Suprematie. Selbst Ende August beharrte er noch auf dieser Position und kurte in St. Blasien. In dieser Zeit schrieb er, er sei von der Vorsehung für die Rettung Deutschlands "aufbewahrt worden". Man kann dem Autor sicherlich zustimmen, wenn er Max von Baden "Bewusstseinstrübung" und "Anflüge von Erlöserwahn" attestiert. Ende September nun erkannten Ludendorff und Co., dass das Reich militärisch am Ende war, es aber gleichzeitig vermieden werden musste, dass die Armee kapitulierte oder auf dem Schlachtfeld unterging. Es musste also eine politische Lösung her, und zwar schnell. Jeder im politischen Berlin mit einem Funken Realitätssinn winkte ab, nur Max sah seine Stunde endlich gekommen. Am 3. Oktober 1918 unterschrieb Wilhelm Max' Ernennungsurkunde und dieser als erste Amtshandlung das Waffenstillstandsgesuch. Und alle waren's zufrieden, möchte man ergänzen.

Es folgten hochdramatische Tage, in denen alle Beteiligten unbeirrt ihre angestammten Rollen weiterspielten. Der Kaiser gab den Kaiser, Ludendorff den Feldherrn, der alles im Griff hat, und Max von Baden zog den Kopf ein, während die Parlamentarier die ihren politischen Lagern entsprechenden Positionen vertraten, ohne sich als Parlament gewahr zu werden. Nur die Bevölkerung spielte nicht mehr mit und brachte das klapprige Gestühl zum Einsturz. Philipp Scheidemann hatte seinen legendären Auftritt und ließ die Republik hochleben: "Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen! Es lebe das Neue; es lebe die deutsche Republik!" Nun setzte die Propagandaphase ein, die im Weltgedächtnis stets die breitesten Spuren hinterlassen konnte. Doch auch in dieser Rolle waren seine Mitspieler besser als Max von Baden ...

Prinz Max von Baden, obwohl zeitweise Kristallisationskern parlamentarischer Hoffnungen, gehörte jener Machtelite an, die das deutsche Kaiserreich, etwas salopp formuliert, an die Wand fuhr. Er hätte gegen Ende des Krieges sicherlich etwas ändern können, indem er sich aktiver in die Politik eingebracht hätte, doch das Zaudern und Kuren lag dem "Bademax", wie er etwas despektierlich genannt wurde, näher. Übrigens hielt er den Kaiser stets für den legitimen Herrscher.

Max von Badens historische Bedeutung gegen Ende des Kaiserreichs ist eng mit der politischen Gemengelage im Spannungsfeld zwischen Kaiser, Oberster Heeresleitung, Parlament und der schnöden Wirklichkeit verwoben. Was man hierüber in diesem Buch zu lesen bekommt, ist ein beredtes Zeugnis großer historiografischer Kunst. Die Systemfrage zu stellen, wäre Max von Baden jedoch nicht ernsthaft in den Sinn gekommen.

Der Erste Weltkrieg erfreut sich am Vorabend seines hundertsten "Geburtstages" erhöhten öffentlichen Interesses. So macht das Lesen dieser Biografie gleich aus zweierlei Gründen Freude. Das Nachzeichnen des Lebens und Denkens einer inmitten staatstragender Kreise wirkenden Figur gewährt Einblicke in die Entstehung der ersten kontinentalen Katastrophe des letzten Jahrhunderts. Daneben ist es stets ein Gewinn, eine historische Person auch jenseits ihre wenigen Momente im historiografischen Blitzlichtgewitter zu erfassen. Beiden Zwecken dient diese gelungene Biografie in ausgesprochen sachkundigen und stilistisch ausgereiften Form. Was will man als Leser mehr?

(Klaus Prinz; 12/2013)


Lothar Machtan: "Prinz Max von Baden. Der letzte Kanzler des Kaisers"
Suhrkamp, 2013. 668 Seiten.
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