Gudrun Pflüger: "Wolfspirit"
Meine Geschichte von Wölfen und Wundern
Als
großer Freund von Wölfen kam ich nach Lesen der
Vorankündigung nicht um dieses Buch herum, und da mich auch
indianische
Mythologie interessiert, war ich überaus gespannt
auf "Wolfspirit". Greift man der beiden vorgenannten Themen wegen zu
diesem Druckwerk und verfügt man bereits über einige
Vorkenntnisse, kann man dem Buch jedoch wenig Neues entnehmen, weil
diese Bereiche nur eingeschränkt in wissenschaftlicher Balance
dargestellt werden.
Die
Wölfe werden in erster Linie als schwierige
Forschungsobjekte, Erfahrungsmomente sowie als Folie für
Vorstellungen und Einstellungen der Autorin genutzt.
Vorrangig geht es in diesem Buch nämlich um zwei Dinge: Gudrun
Pflügers nicht chronologisch erzählte Lebens- und
Leidensgeschichte, ihre Einstellung zur Natur und ihre Gedanken dazu,
wie diese zum Einen ihren Umgang mit ihrer Krankheit bestimmt haben und
zum Anderen, wie andere Menschen die Natur
und das Verhältnis
der Menschen dazu sehen sollten.
Wie so oft bei Menschen mit missionarischem Eifer werden dabei
bestimmte Thesen relativ unkommentiert in den Raum gestellt und darauf
weitere Argumentationen aufgebaut. Dabei ist der Autorin zwar nicht
umfänglich zu widersprechen, aber ihr Absolutheitsanspruch in
einigen Aspekten wirkt zum Teil ein wenig irritierend.
Für Gudrun Pflüger ist der "Wolfsgeist", wie sie
angibt, maßgeblich für ihren erfolgreichen Umgang
mit ihrem Hirntumor und den diversen Therapiewegen, die sie mit Hilfe
von Freunden und Spendern beschritten hat. Dabei zeigt sich eines der
positiv stimmenden Elemente dieses Buchs: die meist bedingungslose
Hilfsbereitschaft vieler Menschen, die sich einem anderen Menschen
gegenüber als seelenverwandt empfinden. Tatsächlich
sind die damit verbundenen Darstellungen das beste Argument
für den Erwerb dieses Buchs.
Wer sich neben den Hauptthemen, die bisher genannt wurden, auch noch
für die Entwicklung des Frauenskisports in Österreich
und Gudrun Pflügers Rolle darin interessiert, der wird in
einem längeren Kapitel gut mit Informationen versorgt.
Der vorgenannte ist übrigens der einzige Abschnitt, bei dem
die Chronologie nicht durchbrochen wird. Und tatsächlich nennt
die Autorin die dabei gemachten Erfahrungen als mit die
förderlichsten für ihren späteren
konstruktiven Umgang mit ihrer Erkrankung und den Qualen der Therapien.
Fazit:
"Wolfspirit" ist stellenweise ebenso interessant wie bewegend, aber
durch den Absolutheitsanspruch in der Naturphilosophie und
die achronologische Erzählweise nicht durchgehend angenehm zu
lesen.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 09/2012)
Gudrun
Pflüger: "Wolfspirit. Meine Geschichte von Wölfen und
Wundern"
Patmos, 2012. 244 Seiten.
Buch
bei amazon.de bestellen
Noch ein Buchtipp:
Kurt Kotrschal: "Wolf - Hund - Mensch. Die Geschichte einer
jahrtausendealten Beziehung"
Sie bevölkern seit jeher unsere Mythen und Märchen:
Wölfe. Sie waren für den Menschen immer schon Partner
und Gegner, Projektionsfläche und Zentrum in der Entwicklung
der menschlichen Spiritualität. Der ausgewiesene
Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal, der mit seinen beiden Kolleginnen
Friederike Range und Zsofia Viranyi ein weltweit einzigartiges
Wolfsforschungszentrum leitet, legt mit diesem Buch ein umfassendes,
wissenschaftlich fundiertes Buch über die ambivalente und
facettenreiche Beziehung zwischen Wolf und Mensch vor und rollt die
Entwicklungsgeschichte des Hundes neu auf. Er beantwortet die Frage,
was Hunde und Wölfe voneinander unterscheidet und liefert
wertvolles Hintergrundwissen für einen partnerschaftlichen
Umgang zwischen Mensch und Hund.
Während ein Großteil der aktuellen Wolfsliteratur
auf Spekulationen beruht, basieren seine Erkenntnisse auf jahrelanger
hautnaher Arbeit mit Wölfen und Hunden. In leichtem Tonfall
bringt er uns auf den neuesten Stand der Forschung über
Wölfe und Hunde. Er hilft uns, nicht nur unsere uralte
Faszination für den Wolf besser zu begreifen, sondern lehrt
uns auch den richtigen Umgang mit "dem besten Freund des Menschen", dem
Hund. (Brandstätter)
Buch
bei amazon.de bestellen