Richard Mason: "Denn der Wind kann nicht lesen"


Im Krieg in Burma während des Zweiten Weltkriegs wird eine "RAF"-Einheit immer mehr umgetrieben auf der Suche nach Anschluss und bei der Vermeidung von Feindkontakt. Mitglied dieser Einheit ist der junge Brite Michael Quinn, der vom Dschungelkrieg und den damit verbundenen Unannehmlichkeiten die Nase gestrichen voll hat. Ihn zieht es nur noch in einen ruhigen Stützpunkt und am meisten zu den "Grünen Hügeln von England", wie sie der Dichter besingt.

Doch in ruhigere Gegenden zurückgekehrt,  sieht er erst einmal einem neuerlichen Einsatz entgegen, bis ihn ein Bekannter auf die Idee bringt, sich Japanisch-Unterricht geben zu lassen. Denn während der Ausbildung befände er sich nicht an der Front, könne sich weiter erholen, und danach wäre der Krieg im günstigsten Fall zu Ende, oder aber Quinn würde hinter der Front beim Verhör von Kriegsgefangenen eingesetzt. Auf jeden Fall würde niemand mehr auf ihn schießen, zumal der Unterricht in Indien stattfände. Begeistert geht Quinn darauf ein.

Der Unterricht wird von Menschen mit Japanisch als Muttersprache geleitet, und eine Frau aus dieser Gruppe, die sich zunächst als Frau Wie vorstellt, begeistert die Soldaten durch ihr Aussehen ebenso sehr wie durch ihr Wesen. Trotz einer gewissen Scheu macht sich Quinn an sie heran und ist sehr überrascht, tatsächlich erhört zu werden. Und so beginnt hinter den Kulissen des Krieges eine Liebesgeschichte der Angehörigen zweier verfeindeter Nationen, wie man sie sich romantischer nicht vorstellen könnte.

Beim Lesen eines Begleittexts zu "Suzie Wong" erfuhr der Rezensent, dass Richard Mason zunächst aufgrund des vorliegenden Buchs bekannt wurde, das er im Frühjahr 1944 während seiner Dienstzeit bei der "RAF" in Burma geschrieben hatte. Das bedeutet, die Kriegserfahrungen des Protagonisten dürften durchaus eigenen Erfahrungen oder zumindest Anschauungen des Autors entsprechen. Dies gilt weiters sowohl für den Umgang der Soldaten und Offiziere der Britischen Streitkräfte miteinander, wie er in "Denn der Wind kann nicht lesen" dargestellt wird, als auch  für den Umgang mit den ursprünglichen Bewohnern der damaligen Britischen Kolonial- und Protektoratsgebiete.

Dieser Debütroman über einen Soldaten, der sich in seine Japanischlehrerin verliebt, wirkt durchaus stilistisch noch ausbaufähig, jedoch stößt man immer wieder auf Passagen in wunderbarer Bildsprache und mit großer narrativer Wucht.
"Denn der Wind kann nicht lesen" stellt auf jeden Fall ein lohnendes Leseerlebnis dar, das geradezu nach einer neuübersetzten Neuauflage schreit.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2011)


Richard Mason: "Denn der Wind kann nicht lesen"
(Originaltitel "The Wind Cannot Read")
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