Markus Heitz: "Die Mächte des Feuers"


Seit Jahrhunderten werden die Geschicke der Welt in Wahrheit von übermächtigen Wesen gelenkt: den Drachen. Sie entfachen politische Konflikte, stürzen Könige und treiben Staaten in den Krieg. Doch nun schlagen die Menschen zurück ...

Wir schreiben das Jahr 1925 in einer Welt nur eine Dimensionsverschiebung neben der unseren. Die verschiedenen Revolutionsbewegungen der letzten Jahrhunderte waren nur wenig erfolgreich, und so sind die Aristokratie und das König-, Kaiser- und Zarentum weiterhin weit verbreitet und bestimmen die europäische Politik - und damit auch die Politik der restlichen Welt. Asien erscheint fern, und Amerika und Kanada sind Gegenden, von denen man nur sehr selten hört. Und es tauchen immer wieder einmal Drachen auf, die von einer offiziellen europäischen Einrichtung mit Sitz in Deutschland gejagt werden, dem Officium Draconis. Nur Mitglieder des Officiums dürfen Drachen jagen und deren Einzelteile danach für die Forschung, Waffenherstellung und zum Verkauf verwenden. Andere Drachenjäger werden ähnlich harsch verfolgt wie die Primärbeute.

Silena ist Großmeisterin der Drachenjäger, direkte Nachfahrin des Heiligen Georgs, wie übrigens viele der Drachenjäger, die direkt dem Vatikan unterstehen, und eine der wenigen Personen, die Flugdrachen mit einem Jagdflugzeug direkt in der Luft zu verfolgen verstehen. Dies scheint eine erbliche Fähigkeit zu sein, die auch ihre beiden Brüder beherrschen.

Bei einem Übungsflug kommen diese beiden Brüder allerdings um. Was zunächst nach menschlichem oder technischem Versagen aussieht, stellt sich als eine sehr seltsame Art von Angriff heraus, deren Verlauf sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Officiums zunächst nicht erklären können. Und eigentlich soll Silena sich auch nicht weiter damit beschäftigen. Als letzte Überlebende der Georg-Linie soll sie besser einige neue Drachenjäger zeugen, statt sich bei weiteren Einsätzen und Ermittlungen in Gefahr zu bringen. Doch seltsame Todesfälle im näheren Umfeld des Officiums, bei denen immer mehr Drachenjäger getötet werden, machen ihre Ermittlungsarbeit immer notwendiger. Zeitgleich werden aus verschiedenen Museen und Sammlungen Drachenartefakte entwendet, und bei zumindest einem Fall greift ein schwarzer Drache in London eine Pfandleihe an.

Auf der Jagd nach einem sagenumwobenen Objekt, dem Weltenstein, kommen ein Versicherungsagent, ein russischer Hellseher und ein französisches Medium hinzu, die mit Silena in wechselnder Konstellation durch Europa reisen auf der Suche nach Drachen und nach Spuren des Weltensteins, der nach einer Vision des russischen Hellsehers die Welt vernichten könnte.

Im Hintergrund fechten die Drachen Europas, die heimlichen und wahren Beherrscher des Kontinents, ihre eigenen Sträuße aus, wobei speziell einer von ihnen die absolute Vorherrschaft anstrebt und dabei geradezu biblische Ambitionen entwickelt, die direkt aus der Johannesoffenbarung zu stammen scheinen.

Fazit:
Eine etwas andere Form der Drachenerzählung, welche die feuerspeienden Riesensalamander nicht als Kameraden und Freunde der Menschen darstellt, sondern alte Schrecken wieder aufleben lässt. Durch ständige pseudohistorische Verweise auf die achtzig Drachenheiligen, die es im katholischen Kanon zu geben scheint, hat der Autor eine sehr dichte und temporeiche Erzählung mit interessanten Charakteren geschaffen, zu der es glücklicherweise mit "Drachenkaiser" eine genauso spannende Fortsetzung gibt.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2011)


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