Anna Gavalda: "Zusammen ist man weniger allein"


Vier grundverschiedene Menschen in einer verrückten Pariser Wohngemeinschaft

Camilla arbeitet relativ isoliert als einzige Weiße in einer Putzkolonne, die spätabends die Büros großer Konzerne reinigt. Sie versucht nicht, ihrem Zeichen- und Maltalent nachzugeben und wohnt in einer kalten, zugigen Dienstbotenunterbringung unter dem Dach eines Pariser Mietshauses. Sie magert ständig mehr ab, ist bemüht, sich von ihrer schwer depressiven und gleichzeitig überaus aggressiven Mutter fernzuhalten und geht zunehmend vor die Hunde.

Im selben Haus lebt der hochintelligente und sehr gebildete Abkömmling eines Adelsgeschlechts mit dem Namen Philibert, der sich einen sozial unverträglichen Koch als Wohnungspartner in die 300 Quadratmeter große Wohnung weiter unten im Haus geholt hat. Denn auch wenn ihn seine Schüchternheit davon abhält, selbst im Leben erfolgreich zu werden, so hilft er doch immer wieder gerne Anderen - wie etwa dem Koch Franck Lestafier, der nur für seine Küche, seine Motorräder, seine Frauengeschichten und für das Vermeiden jeglichen Kontakts mit seiner Mutter lebt.
Eines Tages bemerkt Philibert, dass die junge Frau von oben nicht mehr zur Arbeit geht, und nachdem er den Concierge befragt hat, begibt er sich in den siebenten Stock, um nach ihr zu sehen. Wenig später hat die große Wohnung eine weitere Bewohnerin.

Die junge Frau, die sich mit Franck überhaupt nicht versteht, weil sie intelligenter ist als er und gar nicht in sein übliches Beuteschema passt, krempelt das Leben der beiden Männer mehr und mehr um, während sie selbst auch immer sicherer auf die Beine kommt. Sie verzaubert das Leben der Menschen um sie herum wie auch ihr eigenes und bringt schließlich die beiden Männer noch dazu, Francks Großmutter Paulette mit in die ungewöhnliche Wohngemeinschaft zu nehmen. Ein Schritt, der ihrer aller Leben nachhaltig verändern soll.

"Zusammen ist man weniger allein" ist ein sehr positives Buch, das verschiedene Auswege aus Situationen "ganz unten" zeigt und auch einmal mehr, dass alle Familien auf die eine oder andere Weise dysfunktional sind. Denn auch im Haus von Philiberts Familie ist das Leben von einem stillen, durchgreifenden Grauen geprägt, das sehr dazu beiträgt, seine Misserfolge im Leben zu erklären.

Das Buch mag aufgrund der Möglichkeit, sich zunächst mit dem Elend identifizieren zu können, helfen, bevor man langsam wieder daraus hervor kommt, durchaus aus eigenen Tiefen heraus, wenn man es denn zulassen möchte - wenngleich das Ende zuviel Süßstoff abbekommen hat.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2011)


Anna Gavalda: "Zusammen ist man weniger allein"
(Originaltitel "Ensemble, c'est tout")
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Ein weiteres Buch der Autorin:

"Nur wer fällt, lernt fliegen"

Billie und Franck sind beim Bergwandern in Frankreich in eine Felsspalte gestürzt. Während er bewusstlos in ihren Armen liegt, versucht sie mit aller Kraft wach zu bleiben und erzählt ihre Geschichte.
Sie, Billie, wuchs in einer Wohnwagensiedlung auf, er, Franck, lag wegen seiner Homosexualität im ständigen Streit mit seinem bürgerlich-reaktionären Vater. Nichts scheint die beiden zu verbinden, bis sie zwei Hauptrollen im Schultheater bekommen. Trotzdem spricht alles gegen ein glückliches Ende: Sie bleibt sitzen, er muss ins Internat, es folgen Abstürze und Schicksalsschläge. Aber Billie und Franck geben nicht auf. In Paris finden sie einander wieder - und Billie beginnt ganz neu. Dann wird das Glück schon kommen. (Hanser) Zur Rezension ...
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