Leena Lehtolainen: "Auf der falschen Spur"

Maria Kallio ermittelt


Seit vielen Jahren schon haben sich die Kriminalromane der finnischen Schriftstellerin Leena Lehtolainen um die sympathische Anwältin und Kommissarin Maria Kallio aus Espoo auch im deutschsprachigen Raum einen herausragenden Platz unter den Krimireihen erobert, und die Leser von Lehtolainens Büchern werden immer zahlreicher. Zuletzt hat sie mit ihrem vom Rezensenten übrigens begeistert besprochenen Familienroman "Du dachtest, du hättest vergessen" eine kleine Pause mit Maria Kallio eingelegt, und zu Beginn von "Auf der falschen Spur" erfährt man auch, warum.

Maria Kallio hat ihre Arbeit bei der Espooer Polizei gekündigt. Zunächst hatten sie und ihre Freundin Leena geplant, eine gemeinsame Anwaltskanzlei aufzubauen, doch dieser Plan zerschlägt sich, als Leena nach einem Unfall teilweise gelähmt bleibt. Maria selbst wird immer noch von schlimmen Albträumen gequält:
"Es wunderte mich, dass die Träume erst einsetzten, nachdem ich den Polizeidienst quittiert hatte. War meine Psyche einfach nicht bereit gewesen, Albträume hinzunehmen, solange mir im Alltag jederzeit etwas zustoßen konnte? Ich hatte erst nachträglich eingesehen, dass ich mich auf die Fälle, die ich untersuchte, emotional viel zu sehr eingelassen hatte. Als Ermittlungsleiterin hätte ich distanzierter sein, Abstand von den Verdächtigen halten und mich auf das Gesamtbild konzentrieren müssen. Vielleicht war der Posten der Kommissarin und Dezernatsleiterin von Anfang an nicht das Richtige für mich gewesen, oder besser gesagt, ich war die falsche Person für diesen Job. In meiner neuen Arbeit hatte ich viel eher das Gefühl, am richtigen Platz zu sein."

Noch während Maria wegen der gescheiterten Kanzleipläne trauert und zusätzlich psychisch von einer schweren Körperverletzung, die sie im Zuge der Ermittlungen zu einer Mordserie, ihrem letzten Fall, erlitten hat, angeschlagen ist, meldet sich ein alter Studienkollege bei ihr. Mikko Rajajoki ist Leitender Referent im Innenministerium, und er bietet Maria die Leitung eines Forschungsprojekts über häusliche Gewalt an. Dabei sollen "zunächst die vielfältigen Erscheinungsformen kartiert und dann wirksame Präventionsmaßnahmen entwickelt werden."

Maria gefällt diese Arbeit gut, und sie erlebt die vielleicht beste Zeit ihres Lebens. Die geregelten Arbeitszeiten tun auch ihrer Familie wohl, und sie ist regelrecht glücklich und ausgeglichen.
Doch dann bringen zwei Ereignisse wieder Aufregung in ihr Leben. Zunächst lernt sie Jutta Särkikoski kenne, eine kritische Sportjournalistin, die, ähnlich wie Leena, einen Unfall hatte und in der Folge an einer Behinderung leidet. Jutta hat aber den Verdacht, dass sie quasi einem Anschlag zum Opfer gefallen ist, denn kurz vor dem Unfall, bei dem ihr Auto von der Straße gedrängt wurde, hatte sie einen Dopingskandal in der finnischen Leichtathletik aufgedeckt, einer der Nation fast schon heiligen Sportart.
Das andere Ereignis ist der Mord, der während einer Veranstaltung des finnischen Behinderten-Sportverbandes geschieht und in dessen Folge die Leiterin des Gewaltdezernats der Espoor Polizei ihren Rücktritt erklärt.

Eine kleingedruckte Passage ihrer schon Jahre zurückliegenden Kündigung erlaubt es dem Innenministerium, Maria Kallio zur Leitung einer Sondereinheit zur Aufklärung dieser Tat zu verpflichten. Widerwillig und mit gemischten Gefühlen nimmt Maria die Ermittlungen auf und stellt immer mehr Zusammenhänge zwischen dem Mord und dem Unfall von Jutta Särkikoski her, und sie begegnet den schon lange vernarbten Wunden eines alten Mordfalls, in dem sie ermittelt hatte.
Lange Zeit wechseln die vermuteten Verdächtigen; Maria ist "auf der falschen Spur".

Fazit:
Die Handlung - und somit das Buch insgesamt - zieht sich in die Länge, sodass die von der ersten Seite an schon gewonnene Aufmerksamkeit und Begeisterung ab etwa der Mitte des Kriminalromans doch arg nachlässt.

(Winfried Stanzick; 03/2009)


Leena Lehtolainen: "Auf der falschen Spur. Maria Kallio ermittelt"
(Originaltitel "Vääran jälirlla")
Deutsch von Gabriele Schrey-Vasara.
Gebundene Ausgabe:
Kindler, 2009. 413 Seiten.
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Taschenbuchausgabe:
rororo, 2010.
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