Paulo Coelho: "Der Sieger bleibt allein"


Blick hinter die Kulissen der Glamourwelt

Paulo Coelho ist ein Schriftsteller, der zu viele Bücher schreibt. So sind in den letzten Jahren einige Werke publiziert worden, die unter anderem Namen keine Chance auf eine Veröffentlichung gehabt hätten. Aber im Diogenes Verlag weiß man: Wenn "Paulo Coelho" auf dem Umschlag steht, wird das Buch gekauft. Mit Coelho ist es wie mit Martin Suter: Egal, was zwischen den Buchdeckeln geboten wird, die intellektuell angehauchte Schweizer Frau ab 40 muss das schmucke neue Büchlein auf dem Nachttischchen liegen haben. Manchmal schwer begreiflich für die hoffnungsvollen Nachwuchsautoren, die ihre vielversprechenden Manuskripte zurückgeschickt erhalten.

Bei aller Kritik, die angebracht ist: "Der Alchimist" hat uns 1996 alle begeistert. Die Reise des jungen Schafhirten Santiago aus Andalusien, der mutig seinem Traum gefolgt ist, lud zum Reflektieren und Nachdenken ein und inspirierte auf eine dezente, liebliche Art.

"Der Sieger bleibt allein" nimmt die Botschaft "Folge deinem Traum" wieder auf und wird zu einer Art "Alchimist, Teil 2". Das mondäne Filmfestival Cannes, Jahrmarkt der Eitelkeiten, bildet den Rahmen, und Coelho führt uns die Abwege vor Augen, auf die man gelangen kann, wenn man nicht dem eigenen Lebenstraum folgt, sondern falschen Träumen nachrennt. Er malt ein schonungsloses Porträt der Glamourwelt und der oberen Zehntausend, und es gelingt ihm, eine Geschichte zu entwickeln, die unterhält und gleichzeitig angenehm unaufdringlich dazu anregt, die eigenen Motive zu hinterfragen.

"Wie sagte bereits Salomon vor mehr als dreitausend Jahren? Wo viele Träume sind, da ist Eitelkeit und viel Gerede."

An der Mittelmeerküste treffen sich Igor, ein russischer Millionär, krank vor Eifersucht, der Modezar Hamid aus dem nahen Osten, die us-amerikanische Schauspielerin Gabriela, die endlich eine Hauptrolle ergattern will, der Polizist Savoy, der glaubt, den Mordfall seines Lebens lösen zu können, sowie Yasmin, die kurz vor dem Durchbruch als Modell steht. Es geht um nichts Geringeres als Geld, Macht und Ruhm - Werte, für die heute viele alles zu tun bereit sind.
Die Protagonisten, getrieben von ihren Sehnsüchten und gefangen in ihrem Streben nach Aufmerksamkeit, wirken lebendig und nah, berühren den Leser, faszinieren und erschrecken, belustigen und empören.
Coelho ist es gelungen, eine in sich geschlossene spannende Geschichte zu schreiben, indem er selbst zurücktritt, auf den erhobenen Zeigefinger verzichtet und sich ganz auf das Erzählen konzentriert. Und im Gegensatz zu einigen seiner letzten Werke hält er das Niveau bis zum Schluss.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass das Werk ausgezeichnet ins Deutsche übersetzt wurde.

(André Kesper)


Paulo Coelho: "Der Sieger bleibt allein"
Aus dem Portugiesischen von Maralde Meyer-Minnemann.
Diogenes. 498 Seiten.
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Ein weiteres Buch des Autors:

"Die Schriften von Accra"

Er ist vor langer Zeit auf der Suche nach Abenteuern und Reichtum in die Welt hinausgegangen und zufällig in Jerusalem gelandet. In einer magischen Nacht, als ein feindliches Heer die Stadt bedroht und alles verloren scheint, antwortet der geheimnisvolle Fremde auf die großen Fragen der Menschen, die über die Jahrtausende immer wieder gestellt werden.
14. Juli 1099. Vor den Toren Jerusalems steht das Heer der Kreuzritter, die im Morgengrauen angreifen werden. Es wird wahrscheinlich die letzte Nacht sein, die die bisher friedlich zusammenlebenden Muslime, Juden und Christen in ihrer Stadt verleben werden. Die meisten schärfen ihre Waffen. Doch ein kleines Grüppchen alter und junger Männer und Frauen versammelt sich um einen Fremden, der einst in Athen aufgebrochen war, die Welt zu erobern, und in Jerusalem einen Schatz fand, den ihm keiner mehr rauben kann: die Antworten auf die großen Fragen der Menschheit. (Diogenes)
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