Edgar Noske: "Im Dunkel der Eifel"


Ein Fall von politischer Brisanz

Der Tod im Hochsitz ist nicht unbedingt der Traum eines jeden Jägers, besonders, wenn ihn dieser Tod in Form eines Schusses aus einer Schrotflinte genau ins Gesicht ereilt. Doch genau dies passiert dem Monschauer Frauenarzt Dr. Elmar Steinbeck, was sofort di Kripo auf den Plan ruft, weil es sich bei dem Ermordeten um den Bruder eines Oppositionsführers im Düsseldorfer Landtag handelt und man mögliche politische Hintergründe des Mordanschlags sieht. Zumal Wahlen vor der Tür stehen und sich der Bruder Skandale in der Familie wirklich nicht leisten kann.

Wegen der Brisanz dieses Falles wird nun Roger Lemberg von seinem Urlaub auf Texel zurückbeordert, wo er mit seiner Wochenendehefrau versucht hat, seine Ehe und sein Familienleben wieder zu kitten. Mit Hilfe eines versoffenen Privatkamikaze gelingt es ihm noch am selben Tag, an dem er verständigt wird, bei der SOKO Eifel einzutreffen und sich - selbst nicht ganz nüchtern - in die Ermittlungen zu stürzen. Überdies bringt er es fertig, neben den Verdächtigen auch seiner Kollegin Berrenrath-Noll und vielen Anderen massiv auf die Füße zu treten, denn sein regelmäßig genossener Frühstücksschnaps trägt nicht unbedingt zu seiner sozialen Kompetenz bei.

Schnell zeigt sich allerdings, dass es hinsichtlich des Toten und seines Umfelds allerlei gibt, wo sich ein etwas kräftigeres Nachtreten durchaus lohnt, denn sowohl in seiner Praxis, als auch in seiner Familie und seinem Jagdverein gibt es so einige Leichen im Keller, von denen manche nur in eingeschränktem Maß metaphorisch zu verstehen sind. Eine Situation, in der ein kühler, nüchterner Verstand überaus wichtig ist - und etwas, das Lemberg nicht durchgängig anzubieten hat. Auch seine Kollegin hat durchaus mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen, die sie ständig von dem vorliegenden Fall ablenken.

Während die beiden Hauptermittler also zum Teil auch auf der Suche nach sich selbst sind, entwickelt sich der Fall immer rasanter, und es folgen eine Brandstiftung und noch weitere schwere Delikte, so dass sich Lemberg selbst mehrere Male in Lebensgefahr sieht, während er gleichzeitig versuchen muss, mit Hilfe alter Bekannter disziplinarischen Konsequenzen seiner Vorgehensweisen auszuweichen. Bis sich die Situation schließlich in ein überaus explosives Geiseldrama steigert, bei dem haufenweise schmutzige Wäsche ans Licht gezerrt wird.

Die Geschichte ist so rasant und dicht erzählt, dass logische Ungereimtheiten, wie die ständige Beschäftigung eines Vollblutalkoholikers mit dienstlich brisanten Aufgaben, eigentlich kaum vom Leser hinterfragt werden, denn bevor er ernsthaft dazu kommt, ist schon die nächste Sache passiert. So entwickelt sich Menschliches und allzu Menschliches auf allen Ebenen weiter und führt den Leser schließlich zu einer etwas überraschenden Auflösung des gesamten Falls.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 04/2008)


Edgar Noske: "Im Dunkel der Eifel"
Emons Verlag, 2007. 285 Seiten.
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