Barbara Meyer: "Im Schatten des Doms"

Historischer Kriminalroman


Als ein Mord geschieht, gerät ein junger Advokat unter Verdacht. Um nicht als Ketzer ausgewiesen zu werden, versucht er, den wahren Mörder zu finden ...

Es ist das Jahr 1611 in Paderborn, und nach den gerade beendeten Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken versucht der Bischof der Stadt wieder Ruhe in die Menge zu bringen, was ihm unter anderem mittels einer durchgreifenden Kontrolle des Rates gelingt. Einige notwendige Bauvorhaben sorgen zusätzlich für Ablenkung. Eines dieser Bauvorhaben ist die Erweiterung des Rathauses, und nach dem Abend, als diese im Rathaus offiziell abgesegnet wird, findet man die Leiche des alten Barbeck, der eine Art Faktotum des Hauses darstellte, im Weinkeller, in dem nicht alles richtig abgerechnet ist.

Ausgerechnet der gerade nach Paderborn zurückgekehrte junge Advocatus Diether Meschede, dessen Mutter versucht, katholischer als der Papst zu sein, während er selbst sich am liebsten ganz von der Kirche fernhält, wird zum Hauptverdächtigen in diesem Fall, der sich schnell als alles Andere als ein Unfall entpuppt. Doch sehr bald findet sich ein passenderer Verdächtiger, dem es allerdings gelingt, aus der Haft - und der Stadt - zu entkommen, weshalb der junge Mann die Ermittlungen selbst vorantreiben muss; auch weil er den Entkommenen nicht für den Täter hält.

Bei seinen Ermittlungen wird Diether Meschede nicht nur von seinen Freunden unterstützt, sondern auch von der jungen Hebamme Leonore, die dem Stadtvater und auch den Jesuiten im Ort wegen ihres Verzichts auf die kirchlichen Sakramente überaus suspekt ist, und natürlich auch von seiner Mutter. Und so muss Diether an ziemlich vielen Fronten gleichzeitig kämpfen, um ein Verbrechen aufzuklären, dessen Wurzeln wahrscheinlich in den gerade beendeten protestantisch-katholischen Auseinandersetzungen liegen. Außerdem muss auch noch den Rathausneubau mit verwalten und sein eigenes Haus bauen. So kommt bei dieser Figur niemals Langeweile auf.

Die Darstellung der historischen Zusammenhänge, Umstände und Figuren ist relativ genau und erschöpfend, worunter jedoch der Fluss der Krimihandlung und auch teilweise die Personenzeichnung ein wenig leidet. Barbara Meyer bringt in "Im Schatten des Doms" ihr umfängliches Fachwissen zur Geltung, allerdings zu Lasten des Spannungsbogens.

Wer aber gute und präzise historische Romane mag, bei denen im Glossar erklärt wird, wo es zu narrativen Anpassungen kam, der wird sich an diesem Roman durchaus erfreuen können.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2008)


Barbara Meyer: "Im Schatten des Doms"
Emons Verlag, 2008. 319 Seiten.
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Barbara Meyer, Jahrgang 1948, in Paderborn aufgewachsen, studierte dort Mediävistik und Allgemeine Literaturwissenschaften.