Lingyuan Luo: "Nachtschwimmen im Rhein"

Erzählungen


Die hier vorliegenden fünf deutsch-chinesischen Liebesgeschichten hat Lingyuan Luo bereits vor ihren anderen veröffentlichten Werken geschrieben und das damals noch auf Chinesisch. Dies erklärt auch, warum hier ein Übersetzer bemüht wurde, nachdem die beiden zuvor erschienenen Titel von der Autorin direkt auf Deutsch verfasst wurden. Weswegen sie nicht selbst übersetzerisch tätig war, erklärt Lingyuan Luo höchstpersönlich in einem kurzen Nachwort.

Die Erzählungen wurden kurz nach Lingyuan Luos Ankunft in Deutschland geschrieben und behandeln die Erfahrungen junger Chinesinnen, die gerade in dieses ihnen doch sehr fremde Land gekommen sind. Dabei stellen sie nur eine Auswahl aus einer Gruppe von zwölf Erzählungen dar, die sich in diesem Fall speziell auf den Aspekt der Liebe bezieht.

Die erste Geschichte, "Die Zunge, auf der schwarzes Haar wuchert", hat beinahe einen magischen Beigeschmack und ist eine vergleichsweise versöhnliche Betrachtung einer Beziehung zwischen einer jungen Chinesin und einem Akademiker, der mit Haarwachstum experimentiert. Die nächste Geschichte mit dem Titel "Drei Nächte einer Frau" beschreibt den Weg einer jungen Frau, die sich für ihren Erfolg in Deutschland ziemlich endgültig von ihren chinesischen Wurzeln trennt.

Die letzten drei Geschichten "Ein deutsches Kopfkissen", "Der Liebesbaum" und "Nachtschwimmen im Rhein" sind Geschichten, in denen die darin beschriebenen deutschen Männer überaus schlecht wegkommen. Hierbei wird die Abhängigkeit von Frauen, die in fremde Länder kommen, wo sie keinen familiären oder kulturellen Rückhalt haben, auf schmerzliche Weise deutlich. Und auch der Selbstbetrug mancher Männer, die glauben, diese Frauen guten Gewissens an sich binden zu können.

"Nachtschwimmen im Rhein" ist ein verstörendes Buch mit Geschichten, die auch deswegen noch unangenehmer zu lesen sind, weil darin die Deutschen ähnlich schonungslos betrachtet werden wie die Chinesen in "Du fliegst jetzt für meinen Sohn aus dem fünften Stock" und "Die chinesische Delegation". Trotzdem irritieren an dem Buch eher die Kürze und die Konzentration auf ein Thema, besonders, wenn man bedenkt, dass es da noch eine Reihe von Geschichten gibt, auf die man nun noch warten muss. Hoffentlich nicht zu lange.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2008)


Lingyuan Luo: "Nachtschwimmen im Rhein"
Übersetzt von Axel Kissing.
dtv, 2008. 177 Seiten.
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