Carsten Sebastian Henn: "Tod & Trüffel"

Ein Hundekrimi aus dem Piemont


Zwei Schnüffler riskieren alles

Das italienische Windspiel Niccolò ist verwirrt. Sein Heimatort, das kleine Dörfchen Rimella, ist menschenleer, die Menschen scheinen sehr übereilt aufgebrochen zu sein, denn vieles steht noch herum wie gerade eben benutzt, und auch einige andere Hunde sind zurückgeblieben. Während Niccolò sich noch zu orientieren versucht, vertreiben Erdbewegungen ihn zusammen mit einigen plötzlich auftauchenden Wölfen aus den umliegenden Wäldern.
In der Folge scheinen die Wölfe den Ort mehr und mehr in Besitz zu nehmen, was ihnen nur wegen des Fehlens der Menschen gelingen kann. Niccolò beschließt, die Menschen zurückzuholen und begibt sich in die Stadt Alba, um dort den berühmten Trüffelhund Giacomo zu bitten, mit seiner außergewöhnlichen Spürnase bei der Suche behilflich zu sein.

Schnell merkt er, dass ein "Held" nicht unbedingt den Gerüchten entspricht, die um ihn herum kursieren, und dass das Leben in einer größeren Stadt sich doch deutlich vom Leben in Rimella unterscheidet. Doch er gibt nicht auf, und sorgt so in Alba zunächst für allerlei Unruhe.

Währenddessen tut sich bei dem Wolfsrudel in den Wäldern um Rimella so Einiges. Dieses Wolfsrudel ist aus verschiedenen Gründen anders als andere Wolfsrudel, und so beobachten die Wölfe die Vorgänge bei den Menschen überaus genau, während sich innerhalb des Rudels immer mehr Spannungen aufbauen - besonders zwischen dem Rudelführer Grarr und seinem Bruder Aurelius. Diese Spannungen werden durch einige Veränderungen in der Rudelstruktur noch verstärkt und führen zu wahrlich seltsamen Allianzen über die Artengrenzen hinweg.

Zur selben Zeit begibt sich die Forscherin Isabella Tinbergen nach Rimella, um das Leben der Wölfe dort zu beobachten - und kommt unversehens in Konflikt mit einem Städteplaner, der mit dem verlassenen Ort seine ganz eigenen Pläne hat, die insgesamt nicht ganz nachvollziehbar erscheinen. Die Darstellung des Konflikts zwischen diesen Parteien - und auch deren Charakterisierung - fällt allerdings zu Lasten des Lektüregenusses ein wenig zurückgenommen aus.

Das macht aber nichts, weil die Tiere - und neben den Hunden und Wölfen spielen noch einige andere Gattungen eine Rolle - im Vordergrund stehen, und die werden deutlich plastischer charakterisiert, woraus eine schöne, amüsante und auch teils ein wenig nachdenkliche Geschichte entsteht. Wie bei einem Roman von Carsten Sebastian Henn nicht anders zu erwarten, nimmt die Nahrungsaufnahme breiten Raum ein, und speziell der Trüffelhund Giacomo erweist sich als wahrer Fein- und Weinschmecker.

Handwerklich weist "Tod & Trüffel" ein paar Schwächen auf. So ist die Kontinuität nicht immer ganz klar, was während der Lektüre nicht so störend auffällt, wohl aber beim anschließenden Nachdenken über die Ereignisabfolge. Auch sind Geschlechts- und Artzuordnungen nicht immer einheitlich. So verändert sich z.B. ein Keiler innerhalb weniger Sätze zu einer Sau, eine Wölfin wird zu einer Wolfshündin, und ein Vogelpärchen ist einmal homo-, dann wieder heterosexuell. Und auch wenn es ein netter Gedanke ist, so können Wölfe, anders als Katzen, ihre Krallen nicht einfahren. Trotzdem werden die Wölfe aber sehr liebevoll dargestellt, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass der Autor Wolfspate beim "NABU" ist.

Fazit:
Insgesamt handelt es sich bei "Tod & Trüffel" um einen netten und unterhaltsamen Roman voller Humor und "nahrhafter" Ansätze mit kleineren "Strickschwierigkeiten", der nichtsdestotrotz angenehm zu lesen ist.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 09/2008)


Carsten Sebastian Henn: "Tod & Trüffel. Ein Hundekrimi aus dem Piemont"
List, 2008. 333 Seiten.
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Lien: http://www.hundekrimi.de/