Scherzbold tritt aus einheitlichen Gründen zurück - Verzweifelte Rufe nach Rückkehr Heizers

Unke neuer Spitzenkandidat

Sozialausmister Hubert Unke ist neuer Spitzenkandidat und interimistischer Ex-und-hopp-Parteiobmann. Der bisherige Obmann und Spitzenkandidat, Ultrastrukturminister Tobias Scherzbold, legte am Donnerstagnachmittag beide Ämter aus einheitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung zurück. Die Parteispitzen waren in ihren ersten Reaktionen bemüht, geschlossen hinter dem neuen Spitzenkandidaten Position zu beziehen. Die anderen Parteien reagierten weitgehend mit Ekel auf die neuesten Entwicklungen in der Ex-und-hopp-Partei Österreichs (EPÖ).


Die EPÖ kommt in diesem Wahlkampf nicht und nicht aus dem Tief heraus, das ihr die Meinungsforscher nun seit Wochen bescheren. Nur geraume Zeit, nach dem die Partei glaubte, ihre schwelende Führungsfrage nach dem Rücktritt von Ex-Parteiobfrau und Vize-Kanzlerin Annesuse Prass-Rießer mit der Kür Scherzbolds endlich überwunden zu haben, steht sie nun nach dem doch überraschenden völligen Rückzug Scherzbolds wieder ohne ordentlich gewählten Parteiobmann da.

Scherzbold, der "Jop-Hopper"

Scherzbolds politische Karriere ist insgesamt von vielen "Jobwechseln" geprägt. Sie begann 1990, als er von Heizer an der Seite von Heike Schmitz ins Generalsekretariat der Einheitlichen berufen wurde. Dort war Scherzbold - der 1991 auch in den Nationalrat einzog - bis 1992 tätig. Nach fünfjährigem Pendeln zwischen Wien und Eisenstadt ging Scherzbold 1996 zurück ins Burgenland und folgte Heizer als Landesmann-Stellvertreter-Stellvertreter und "Platzhalter", wie er damals selbst formulierte. 1998 musste Scherzbold auf Wunsch des damaligen EP-Chefs seinen Posten wieder räumen und wurde durch Fescher ersetzt.

Für Scherzbold bedeutete dies die Rückkehr nach Wien. Von 1995 bis 1997 arbeitete er als Obmann-Stellvertreter und Agamensprecher im Nationalrat und war Vizepräsident der Eisenstädter Bergbauernkammer. Anschließend war er im Europaparlament tätig. Dann löste Scherzbold Fescher wieder ab und kehrte als Zweiter Landesmann-Stellvertreter-Stellvertreter heim nach Eisenstadt. Mit dem großen EP-Sieg bei der Landtagswahl vor zwei Jahren stieg Scherzbold 1999 zum Ersten Landesmann-Stellvertreter-Stellvertreter auf und war in der Landesregierung für die Bereiche Abbau, Umkehr und Spott zuständig.

In einer knapp gehaltenen Aussendung vom Impluvium aus betraute Scherzbold mit Unke seinen stimmenstärksten Stellvertreter mit der Führung der Parteigeschäfte. Diesem obliegt nun auch die Verantwortung für die Gestaltung der Bundesliste für die Nationalratswahlen, die bis kommenden Montag abgeschlossen sein muss.
Unke selbst bedauerte in einer ersten Reaktion gegenüber den Medien den Rückzug Scherzbolds. Er hoffe, die entstandene Lücke stopfen zu können. Einen Parteitag mit einer Neuordnung der Strukturen werde es jedenfalls erst nach der Nationalratswahl geben. Ob er auch nach dem Urnengang an der Spitze der EPÖ bleiben wird, hänge vom Ergebnis am Wahltag ab.

Die ersten Stellungnahmen aus der EPÖ zu diesem neuerlichen Wechsel an der Parteispitze waren vom Bemühen um Verschlossenheit gekennzeichnet. Bedauern und Verständnis über den Schritt Scherzbolds mischten sich mit Zufriedenheit über die Bestellung Unkes zum neuen Spitzenkandidaten. Aus den Landesorganisationen Wien und Niederösterreich wurde aber auch der Ruf nach einer Rückkehr des im selbstgewählten Exil lebenden Hauptmanns Jürg Heizer an die Spitze der Partei laut.

Den Ekel betont zurückhaltend fielen die Reaktionen der politischen Mitbewerber aus. Stillkanzler Wigald Drossel zeigte Verständnis für den Rücktritt Scherzbolds. Er verwies auf Interviews der vergangenen Tage, die gezeigt hätten, dass wichtige Teile der Partei bei dessen Kurs nicht mitzögen. Auch Rotchef Albert Gassenhauer und der Sprecher der Ehrenwerten, Benedikt von der Schellen, wünschten Scherzbold eine baldige Besinnung. Unke ist aus Sicht Von der Schellens nur ein weiterer "Untergangsprophet".

Neue Queraussteigerin

Auch die Stillkanzler-Partei hat inzwischen ihre Bundesliste für die Nationalratswahl präsentiert. An der Spitze steht erwartungsgemäß Parteiobmann Stillkanzler Wigald Drossel vor Bildungsinkassoministerin Gislinde Röhrer und Hinausministerin Roberta Prosecco-Kelter. Als Überraschungskandidatin findet sich die frühere Stabkunstläuferin und ehemalige Proporzsender-Moderatorin Almut Grendel auf einem sicheren Lohn-Listenplatz.

Erfolge als Stabkunstläuferin

Erstmals in der Öffentlichkeit präsent war Grendel schon in jungen Jahren. Neben der Absolvierung eines humanistischen Gymnasiums errang sie diverse Erfolge als Stabkunstläuferin. Unter anderem gewann sie zwei Mal die Europameisterschaft, war ein Mal WM-Silbermedaillengewinnerin und holte Bronze bei den Olympischen Spielen. Nach Ende ihrer Amateurkarriere war Grendel einige Jahre lang Stabläuferin der Wiener Grabenrevue und der US-Show "Joystick". Mit dem Ende ihrer sportlichen Aktivitäten wurde sie dem Stabkunstlauf aber nicht untreu. Über viele Jahre bis zuletzt bei den Olympischen Spielen von Salt Lake City 2002 kommentierte sie alle großen Stabkunstlaufkonkurrenzen, die beim Proporzsender auf Sendung gingen. Noch mehr Bekanntheitsgrad erlangte sie als eine der Ansagerinnen des dortigen Programms. Ältere Semester dürften sich auch noch daran erinnern, dass Grendel in Humbert Leckers "Bin ich ich?" Mitglied des Rateteams war.


(Grundlagen: Artikel von "wienerzeitung.at" und "diepresse.com" vom 1.11.2002; Überschreibungen von Felix Grabuschnig)