WECKERS FLÜGEL SCHMELZEN NIE!

Ein Gespräch mit dem modernen Ikarus, Konstantin Wecker, der auch weiterhin ein unbezähmbares Verlangen, hoch zu fliegen verspürt.

 

Von Thomas Scherhammer


Konstantin Wecker macht nie halbe Sachen! So hat er es geschafft, einerseits ins Dudenlexikon als auch in das Handbuch der Rauschdrogen Eingang zu finden. Im ersteren Fall als bedeutender deutscher Liedermacher, im letzteren Fall als warnendes Beispiel unter dem Stichwort Crack.

Die Zeiten der Irrwege sind allerdings schon länger vorbei - zu Weckers Glück - und zum Leidwesen des Boulevards, der sich neue Opfer suchen muss(te). In der Zwischenzeit hat sich Konstantin Wecker wiederum innerlich gefestigt, ohne jedoch dabei Gefahr zu laufen, zu erstarren. Seine Wege haben sich geändert, nicht jedoch seine Ziele. Immer noch - oder vielleicht mehr denn je - strebt er nach Erkenntnis nach innerer Entwicklung und definiert sich dabei jeden Tag aufs Neue. Dies macht ihn ja wiederum für seine Kritiker und Gegner so unberechenbar, so unfassbar. Da entgleitet er all jenen, die bereits dachten, ihn mit neuen Etiketten versehen zu können ("Ein Saulus, der sich zum Paulus gewandelt hat", etc) , da sucht man in ihm nach Widersprüchen.
Der Wecker des nächsten Jahrtausends wird sicherlich auch weiterhin einer der Widersprüche sein, wird uns sicherlich auch weiterhin überraschen.

Hier nun der Bericht über einen Höhenflug von Konstantin Wecker, stattgefunden, als der Sommer nicht mehr weit war.Das Erwachsenwerden - das Erwachsensein

 

Eine andere Ebene

Eine Angelegenheit der Endorphine
Irritationen im limbischen System [...]
Mystische Verzückung
Erleuchtung
die Gnade Gottes
nur eine Hirnlappenepilepsie[...]
(aus: Schmerzvoll Lebendig, Gedichte, S. 154
)

Nun gut, man kann zwar alles rational zu erklären versuchen, und in unserer mechanistischen Welt versucht man ja, das Meiste mit der bloßen Vernunft zu erklären. Aber wohin haben uns die bloßen sogenannten vernunftsmäßigen Erklärungen gebracht? - Zu Krieg, Umweltzerstörung - Leid!
Also sollte man - meiner Meinung nach - nun versuchen, alles auch von einer anderen, von einer spirituellen Ebene zu betrachten. Natürlich wird eine derartige Sichtweise oftmals belächelt, aber letztlich haben wir wohl keine andere Wahl, als uns nun endlich auch andere Ebenen zu erschließen, ein anderes Denken in unser gewohnt-rationales Denken mit einfließen zu lassen. Also müssen wir miteinander reden, wir müssen uns wieder mehr respektieren lernen und vor allem unser eigenes Bewusstsein verändern - ja, und möglicherweise müssen wir auch wieder zusammen meditieren und auch beten lernen. Jeder hat da natürlich seinen eigenen Zugang, vor allem sollten wir darauf achten, dass wir uns nicht zu einem götzenartigen Gott flüchten.
Zusammenfassend denke ich, dass wir doch eine neue Spiritualität erlernen müssen, sonst gehen wir wohl zugrunde. Also erlauben wir es uns, uns einmal ganz weit weg vom Rationalen zu begeben.

[...] Die Inspiration, dieser wunderbare, dem Denken entwachsene Dämmerzustand, in dem Töne und Sprachbilder dich überfluten, wie aus einem anderen Daseinskreis entsprungen, Sätze, die aus dem Innersten der Seele steigen, als gehörten sie einem gar nicht selbst und geben doch die einzig wahrhaftige Auskunft über das eigene Selbst. (aus: Es gibt kein Leben ohne Tod, S.18)

Nahezu die meisten meiner Lieder kommen eben aus dem tiefen Geistigen heraus. So gesehen, kann man sagen, dass ich nicht "denke" beim Schreiben. Ich warte, bis mir eine Zeile gekommen ist, und am Ende war ich dann selbst überrascht, was ich da geschrieben habe. Also auch hier: Eine tiefere, eine andere Ebene wird berührt. So kommt es auch, dass ich Dinge, die ich vor zwanzig Jahren geschrieben habe, damals noch gar nicht richtig rational begreifen konnte, geschweige denn oftmals leben konnte. Das bedeutete natürlich auch einen Widerspruch zwischen dem von mir Gesagten und Geschriebenen und meinem wirklichen Leben.
Nach der großen kathartischen Katastrophe hat sich das erst wirklich anzunähern begonnen. Aber das ist natürlich auch eine Frage der eigenen persönlichen Entwicklung, der Entwicklung des ganz persönlichen Seins, und da hat sich naturgemäß vieles an meinem Denken verändert.
Somit hat sich mein Leben von einer anfänglichen Leichtigkeit zu einer größeren Tiefe hin entwickelt, obgleich ich diese Leichtigkeit in meiner Jugend zweifellos leben musste. Aber irgendwann passte diese Leichtigkeit nicht mehr zu meinem übrigen Leben, und daraus hat sich wohl unter anderem meine bekannte Krise entwickelt. Am Ende blieb
von vormaliger Authentizität nicht mehr viel übrig als die reine Pose. Auch für mich musste irgendwann genug doch auch genug sein, denn ich habe im Laufe meines Lebens eben schon zu viel erlebt, um mir diese Maßlosigkeit noch weiterhin gestatten zu dürfen. Obgleich man in seiner Jugend zunächst kräftig an seinem Ego bauen soll, bauen muss, muss man es ebenso irgendwann - rechtzeitig - wieder fallen lassen, weil man es ja doch als Illusion erkennt.Das Erwachsenwerden - das Erwachsensein

 

Die Drogen

[...] Erst überschütten sie dich
mit nie geahnten neuen Wundern.
Dann werden sie machtgierig
und machen sich wie ein Eisblock
in deinem Herzen breit.[...)
(aus: Und die Seele nach außen kehren, elfter Ketzerbrief, S.57
)

Nun anfangs war es ja wohl ein legitimer Wunsch, im Rausch die Ekstase zu erleben, und ich habe Dinge gesehen, die ich - vielleicht - ohne Droge nicht erkannte hätte, doch dann wurde aus diesem Wunsch nach Erkenntnis doch irgendwann Sucht. Nach und nach wurde der ganze Drogenkonsum nahezu ausschließlich eine rein halluzinatorische Geisterseherei, was natürlich nicht mit wirklicher Spiritualität zu verwechseln ist.
Es sollte trotz allem nicht verschwiegen werden, dass die Droge schon auch zumindest einen "erzieherischen" Effekt besitzt: Um zu Spiritualität zu gelangen, muss man das "Sich-Fallenlassen" lernen. Denn in dem Fallenlassen besteht die Möglichkeit, in unserem Wesen aufgefangen werden. Das große Aber scheint jedoch zu sein, dass wir die Droge nicht zur Heiligung nehmen und schon gar nicht als heilig ansehen, sondern sie wird einfach nur konsumiert, wie ja das Meiste in unserer Gesellschaft konsumiert, im Übermaß verzehrt wird. Keine Droge ist an sich böse - doch führt sie im Missbrauch zum Elend. Der erste Zug aus der Basepfeife war hinreißend, so hinreißend allerdings, dass ich mich nicht mehr wieder davon losreißen konnte - Sucht eben!
In unserer Gesellschaft sollten wir jedoch besser die Finger von der Droge lassen, denn wir sind nicht in der Lage, es zu steuern. Die Droge dient uns doch eher zur Ablenkung denn zur Vertiefung! Wir torkeln doch nur von einer Ablenkung in die andere, das Wesentliche, das Eigentliche, was wir nur in uns finden können, sind wir nahezu nicht mehr in der Lage zu finden. Deshalb erscheinen mir Wege, die zu uns führen (wie z.B. Meditation), zu unserem eigentlichen Sein, wesentlich mehr zu bringen, als dieser konsumptive Drogengenuss.
Dennoch scheint mir für meinen persönlichen Lebensweg jeder meiner Schritte notwendig gewesen zu sein. Doch irgendwann erkennt man, dass sich im Leben nur dann neue Ausblicke, neue Perspektiven eröffnen lassen, wenn man alte Verhaltensweisen in sich sterben lässt. Sonst bleibt man ein Gefangener seiner eigenen, engen Welt, sonst erstarrt man. Bei mir war das eben die Droge, die mir neue Wege einfach versperrt hat. Nach Ende meiner Drogenlaufbahn hatte ich gelernt, die gleiche Welt in neuen Farben zu sehen.

Das Erwachsenwerden - das Erwachsensein

Das Erwachsenwerden - das Erwachsensein

Und so lebt man neben sich her
in ewigem Selbstbeschiß
man wär immer gerne Derselbe
nur der ned, der man grad is

Ach fällt nicht doch am ende
nur eines ins Gewicht:
Wie offen schaut man sich selber
ins ewig oide Gsicht

I werd oid
was solls i werd oid
und wia ma des gfoid
nimma jung sei mit Gwoit
schaugts mi o i werd oid
(Text und Musik: Konstantin Wecker)

Erwachsenwerden bedeutet wohl, Verantwortung für sich zu übernehmen, etwas, was ich früher nie so richtig wollte. Abgesehen davon bedeutet es auch, zu seinem Alter zu stehen. Aber es geht nicht nur um ein Erwachsenwerden nach dem üblichen gesellschaftlichen Verständnis, sondern auch und vor allem um eines, das ich für mich selbst definieren kann. Jeder muss doch letztlich die Worte für sich selbst erobern und entdecken, und dann erst bekommt ein Wort eine wirkliche Bedeutung. So z.B. das Wort Demut, mit dem ich vor zwanzig Jahren auch nicht recht viel anfangen konnte.
Diese Art des Erwachsenwerdens hat nichts mit Spießigkeit zu tun. Ich bin deshalb nicht spießig geworden, weil ich in allem meine eigene Begrifflichkeit entdeckt habe, und dass sich da eben etwas mit anderen Fünfzigjährigen decken kann, ist ja wohl logisch.

Das Erwachsenwerden - das Erwachsensein

Kunst kommt bei mir von "müssen".

Ich singe, weil ich ein Lied hab,
nicht weil es euch gefällt.
Ich singe, weil ich ein Lied habe,
nicht, weil ihr's bei mir bestellt.
Ich singe, weil ich ein Lied hab.
(Text und Musik: Konstantin Wecker)

Einer der stärksten Triebe, die ich habe, ist es mich ausdrücken zu wollen, mich ausdrücken zu müssen. Bei mir stand immer das Ringen nach dem Ausdruck im Vordergrund.
Besonders liebe ich das Improvisieren am Klavier. Das ist für mich eine Form der Meditation, weil es meine Seele aufbaut. Natürlich kommt dann irgendwann auch das große Bedürfnis dazu, mit dem Material an die Öffentlichkeit zu gehen und besonders heute spüre ich, dass ich den Menschen mit meiner Musik und meiner Dichtung viel geben kann. Der Drang zum Schreiben und zum Komponieren allerdings, der war bei mir immer schon da. Ich hätte auch geschrieben, wenn ich nie und nimmer auf eine Bühne gegangen wäre. Vor einem Publikum zu spielen aber, das seine Liebe zu mir auch transportieren kann, erlaubt es mir stets, ganz besonders hoch fliegen zu können.

Das Erwachsenwerden - das Erwachsensein

Der sinnliche Brecht

Durch die klaren Wasser schwimmend vieler Meere
Löst ich schaukelnd mich von Ziel und Schwere
Mit den Haien ziehend unter rotem Mond.
Seit mein Holz fault und die Segel schlissen
Seit die Seile modern, die am Strand mich rissen.
Ist entfernter mir und bleicher auch mein Horizont.

Und seit jener hinblich und mich diesen
Wassern die entfernten Himmeln ließen
Fühl ich tief, daß ich vergehen soll.
Seit ich wußte, ohne mich zu wehren
Daß ich untergehen soll in diesen Meeren
Ließ ich mich den Wassern ohne Groll.
(Das Schiff, Bertolt Brecht, Die Gedichte in einem Band, S.179 f.)

Mir ging es darum, den anderen Brecht darzustellen. Also jenen Brecht jenseits des 'Arturo Ui' beispielsweise. Beim Gedicht 'Das Schiff' z.B. entdecke ich auch nach Jahren der Beschäftigung jedes Mal etwas Neues, an neue Facette, die mir bis dato noch nicht aufgefallen war, bzw. mir nicht bewusst geworden ist.
Und da wären wir schon wieder in meinem privaten Bereich: Ich beschäftige mich schon seit zwanzig Jahren mit Brecht, doch ich dachte, ich würde nie die Genehmigung zur Vertonung seiner Lieder bekommen. Dies hinderte mich jedoch nicht daran, im privaten Rahmen seine Gedichte zu vertonen zu versuchen. Dazu kommt noch, dass ich mit Brecht - natürlich wage ich Derartiges erst jetzt zu behaupten - eine enge Seelenverwandtschaft verspüre.
Als ich heranging, Brecht zu vertonen, stellte sich natürlich das große Problem, nicht eine weitere Weill-Auflage bieten zu können und zu dürfen, sondern ich mich hierbei um eine 'Verweckerung' von Brecht bemühen musste, die wie ich glaube, mir recht gut gelungen ist.
Man braucht, um bei unserem Beispiel 'Das Schiff' zu bleiben, gar nicht nach dem tieferen Sinn der Aussage Brechts zu suchen, sondern kann sich getrost von den darin verwendeten Bildern überrollen lassen.
Hier schließt sich ja wiederum der Kreis: Seit Jahrhunderten haben wir nun den Descartes-Wahn, alles rational erklären zu müssen, alles messbar machen zu müssen. Andererseits leben wir Menschen doch auch von Bildern, von Archetypen. Dort wo wir Einblicke in tiefere Welten haben, dort können wir nur mit Bildern leben. Die ganze Ebene des Seins, die nur mit und in Bildern beschrieben werden kann, hat überhaupt nichts Rationales an sich.
Bei Brecht berausche ich mich einfach an seinen Worten, ohne groß zu fragen, was will er eigentlich damit ausdrücken.
Als ich als Jugendlicher damit begann, Gedichte zu schreiben, waren die allesamt sehr altmodisch - oder sagen wir so - mir zumindest schienen sie altmodisch zu sein. Ich dachte zehn Jahre lang, keinen eigenen Stil zu haben. Als mein erstes Buch herauskam - 'Eine ganze Menge Leben' - mein erster Gedichtband, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Da war er ja doch da - mein eigener Stil. Ich hatte mich also überhaupt nicht bewusst um einen eigenen Stil gekümmert. Ich denke infolgedessen, dass du erst dann einen eigenen Stil bekommst, wenn das, was du schreibst, aus dir selbst kommt. Du bist dein Stil, deine Person ist dein Stil! Deine Individualität ist dein Stil und das kommt schon irgendeinmal durch; also nicht erst eine Form finden wollen, und dann alles in diese Form zu gießen versuchen! Das empfinde ich eher als eine Art des 'Hurens'- ganz im Gegensatz dazu ist, sich verschiedener Stile bewusst zu bedienen. Das ist es also, was ich versuche, und dass mir dies zumeist gelingt merkt man daran, dass dann die 'Handschrift' Wecker zu erkennen ist.

Um auf Brecht zurückzukommen: Es gibt eine Art Lyrik, die so 'knapp' ist, dass kein Platz mehr für eine Vertonung ist, dazu zählt beispielsweise Rilke - obgleich der einen ungeheuren Rhythmus hat. Ich wundere mich da oft, wie Leute, die gar keine Musiker waren, ein derartiges Rhythmusgefühl haben können, aber das ist wohl ihr Formgefühl.
Andere Dichter aus der deutschen Literaturgeschichte sind aber äußerst geeignet zur Vertonung. Dazu zählen Goethe, Heine und eben auch Brecht.
Was mich betrifft, so denke ich, dass die meisten meiner Texte auch als Gedichte als solche stehen können. Aber manche sind eben eher zur Vertonung geeignet und andere eben weniger. In meinen Solokonzerten lese ich ja oft zwischen den Liedern reine Texte, und ich freue mich immer wieder, wenn die Leute dann meine Gedichte auch als Lieder bezeichnen.
Gedichte haben - im Gegensatz zu Essays beispielsweise - den Vorteil, dass sie auf allen Ebenen verständlich sein können und zwar auch deshalb, weil sie sich mit der Entwicklung deiner Persönlichkeit im Zuge deiner Lebenserfahrungen quasi 'mitentwickeln'. Ein Gedicht wie 'Das Schiff' verstehe ich vielleicht in zwanzig Jahren ganz anders, es hat mir dann möglicherweise ganz neue Aspekte zu bieten, die ich aber genauso lieben werde, wie das, was es mir heute zu geben hat. Also liebst du es aufgrund deiner weiteren Erfahrungen in einem anderen Kontext. Das ist das Wunderbare an Gedichten. Außerdem möchte ich noch anmerken, dass die Gedichte meiner Brecht-CD alles Gedichte aus der frühen Zeit Brechts sind, also aus einer Zeit, als er noch nicht so stark politisch dachte, sondern eher in Bildern. Ich würde sogar meinen, dass er später in seiner 'politischen' Phase ein wenig erstarrt ist. Die metaphorische Kraft verliert sich - wie es scheint - nun mal im Alter. Mir geht es da ähnlich. Die Metaphorik, die ich mit zwanzig Jahren hatte, ist auch bei mir heute endgültig vorbei. Ich kann natürlich noch dazu stehen und diese Sachen auch heute noch singen, doch im Großen und Ganzen ist das jetzt ein für allemal vorbei - Ausnahmen bestätigen auch hier natürlich die Regel. Die Metapher ist die Wirklichkeit und nicht das Erklären der Wirklichkeit. - Dieses Missverständnis herrscht übrigens auch beim Begriff Poesie vor: Poesie als das Einkleiden eines relativ klaren Sachverhalts in schöne Worte anzusehen, ist meiner Meinung nach Blödsinn. Poesie ist die einzig mögliche Ausdrucksmöglichkeit für das, was ich da erklären möchte.

Das Erwachsenwerden - das Erwachsensein

 

Das Ende der Uferlosigkeit und die neuen Ufer

[...] Alles, was uns auch immer widerfährt, soll zu unserem geistigen Wohle dienen. (aus:Thomas a Kempis, mittelalterlicher Mystiker, Die Nachfolge Christi, S. 91.)

Nach meiner Festnahme und der Untersuchungshaft kamen zu diesen Problemen natürlich auch noch meine grauenhaften Entzugsprobleme hinzu. Jeglicher Respekt, jegliche Selbstachtung, waren plötzlich und gänzlich weg. Dadurch bin ich klein, - so klein mit Hut - geworden, aber das war das Beste, was mir passieren konnte, denn da bin ich wirklich und im wahrsten Sinn zu mir gekommen. In diesen zehn Tagen im Gefängnis, da war ich mir am allernächsten. Obwohl das alles schauerlich war, denke ich heute - mit einem gewissen zeitlichen Abstand zu diesen schrecklichen Erlebnissen - wie nah ich da beispielsweise an Gott und meinem Wesen war. Alles Verhärtete brach endlich auf. Ich entdeckte durch diese Erfahrungen auch nach und nach das Komödiantische in mir, weil ich mich nach alldem nicht mehr selbst so wichtig nehme, und das gibt mir wohl wieder eine neue, eine andere Leichtigkeit.
Obgleich mir meine Kunst sehr wichtig ist, es mir natürlich auch wichtig, dass meine Konzerte gerne und mit Interesse besucht werden, steht dennoch über allem immer noch der Wunsch, mich als Mensch weiterzuentwickeln.


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