"At five in the afternoon"

R: Samira Makhmalbaf
D: Agheleh Rezaie, Abdolgani Yousefrazi, Razi Mohebi u. a.
Iran/Frankreich 2003


In der trostlosen Atmosphäre des zerbombten Kabul versucht sich eine Familie neu zu orientieren und ihr Leben zu meistern. Der fromme alte Kutscher muss sich erst an die neuen Freiheiten nach dem Taliban-Regime gewöhnen. Nur zögerlich kann er hinnehmen, dass nun auch Frauen wieder zaghaft am öffentlichen Geschehen teilnehmen. Seine Tochter Noqreh (Agheleh Rezaie) will hoch hinaus und ist fest entschlossen, Präsidentin Afghanistans zu werden. In den Ruinen ihres einstigen Hauses lebt sie mit dem verbohrten Vater und ihrer Schwägerin, die verzweifelt auf den verschollenen Mann wartet.

Ziellose Flüchtlinge suchen bei der Familie zeitweilige Unterkunft. Unter ihnen ist ein schüchterner Dichter (Razi Mohebi) - den modernen, gebildeten afghanischen Mann repräsentierend - der sich für die ehrgeizige Noqreh interessiert und sie in ihrem Vorhaben bestärkt. Dem alten Vater fällt es schwer, mit der neuen Situation fertig zu werden, unter veränderten Bedingungen noch einmal neu zu beginnen. Und die Schwiegertochter Leylomah (Marzieh Amiri), die letztlich vom Tod ihres Mannes erfährt, repräsentiert all jene, die im Krieg nächste Angehörige lassen mussten.

"At five in the afternoon" ist der erste Film, der seit dem Fall des Taliban-Regimes in Kabul gedreht wurde und eine neue, vielversprechende Arbeit der so jungen wie gefeierten Regisseurin Samira Makhmalbaf. In sensiblen und berührend schönen Bildern fängt sie die fragil-verstörte Stimmung in einem tief verletzten Land ein. Nach dem Umbruch herrscht Chaos und Ratlosigkeit. Es gibt aber auch Grund zur Hoffnung. Wenn Noqreh - von den strengen Augen des Vaters unbemerkt - ohne Burka und auf hohen Absätzen durch die Strassen Kabuls schreitet, wird klar, dass sich afghanische Frauen ihren Platz in der Gesellschaft zurückholen werden.

(ama;12/03)