"Elling - Nicht ohne meine Mutter"

R: Eva Isaksen
D: Per Christian Ellefsen, Grete Nordrå, Helge Reiss, Christian Borge, Per Schaaning, Lena Meieran, Ane Dahl Torp, Erland Bakker, Torbjørn Paulsen, Henriette Steenstrup, Liv Johannson, Egil Grasmo, Gabriel Martin, Frank Capdet, Angels Aymar, Pape Monsoriu, u. a.
Norwegen 2003
80 Minuten, Farbe, Dolby SR, DF


Ein berührender Film über einen jungen Mann, dessen Ablösungsprozess von der Mutter trotz seiner 30 Jahre nie stattgefunden hat.

Elling lebt bei der Mutter und verlässt die gemeinsame Wohnung lediglich zum Einkaufen.
Als seine Mutter mit dem Wunsch nach Mallorca zu reisen sein gut strukturiertes Leben aus den Angeln hebt, beginnt eine neue Phase in Ellings Dasein. Die Reise nach Mallorca wird zu einer Prüfung und ist von einer Reihe absurder Situationen geprägt, die immer wieder Ellings nähere Umgebung brüskieren und seine Mutter oft genug verzweifeln lassen.

Wer in diesem Film einen Nachfolgefilm (zu "Elling" aus dem Jahr 2001) erwartet, wird allerdings enttäuscht. Bei Elling, der meisterhaft vom 1956 geborenen Per Christian Ellefsen verkörpert wird, handelt es sich zwar wieder um einen sehr gehemmten und introvertierten jungen Mann, dessen Gestörtheit durch die Abhängigkeit von seiner Mutter aber wesentlich beängstigender wirkt. Die kritische Distanz, die er jedem anderen Menschen entgegenbringt, reizt immer wieder zum Lachen, weil eine grandiose Situationskomik entsteht, wirkt aber auch bedrückend aufgrund seiner schwachen sozialen Antennen, die Elling oft genug sehr einsam werden lassen.

Die Mutter, die von Grete Nordrá dargestellt wird, begegnet Elling mit humorvoller Wärme und Liebe, selbst in jenen Situationen, in denen sie ihre eigenen Wünsche hintanstellen muss. Doch die Reise nach Mallorca ändert vieles und bedeutet eine große Herausforderung für Elling. Letztendlich bietet sie ihm aber auf ungewöhnliche Weise die Chance, einen Weg zu mehr Selbstständigkeit einzuschlagen.

Ein sehenswerter Film, grandios inszeniert von der 1956 geborenen Norwegerin Eva Isaksen, die mit ihrem Feingefühl für Zwischentöne die Figuren herrlich porträtiert und mit all ihren Facetten beleuchtet.

(Margarete Wais; 08/2004)


Drehbuch: Axel Hellstenius, nach dem Roman "Ententanz" von Ingvar Ambjørnsen.
Kamera: Rolf Håan. Schnitt: Pal Gengenbach. Musik: Lars Lillo Stenberg.
Ton: Morten Solum. Ausstattung: Martin Gant. Kostüm: Aslaug Konradsdottir.
Produktion: Maipo Film & TV Produksjon. Produzent: Dag Alveberg.
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Filmseite:
http://www.muttertag-mit-elling.de/

Ergänzende Filmempfehlung:

"Elling"

Elling (Per Christian Ellefsen) und Kjell Bjarne (Sven Nordin) sind die Helden - Blutsbrüder eben, wie der Titel der Romanvorlage von Ingvar Ambjørnsen sie treffend bezeichnet - in dieser liebenswert-skurrilen Geschichte über das große Abenteuer "Normalität".
Als Zimmergenossen lernen sie sich in der psychatrischen Einrichtung von Brøynes zuerst kennen - und später dann auch schätzen. Elling, Muttersöhnchen - wie er selber sagt - und heimlicher Verehrer der norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Bruntland und Kjell Bjarne, der eigentlich nur zwei Ziele verfolgt - und das durchaus mit stoischer Konsequenz: Essen und endlich, endlich Sex mit einer Frau haben. In der Psychatrie sind geeignete Frauen schwer aufzutreiben und so verkürzt Elling ihm die Wartezeit mit höchst fantasievollen, wüsten, orgiastischen Geschichten aus seiner eigenen "reichhaltigen Erfahrung" ...
Nach zwei Jahren ist es plötzlich soweit! Elling und Kjell Bjarne sollen ins sogenannte "reale" Leben entlassen werden. Nach Oslo! Dort bekommen sie eine Wohnung und den Sozialarbeiter Frank Åsli (Jørgen Langhelle) zur Seite gestellt. Nun sollen sie sich des in sie gesetzten Vertrauens als würdig erweisen. Ansonsten warte da schon eine lange Schlange von anderen Leuten, sagt Frank Åsli, der klare Absprachen verlangt. Gar nicht so einfach, das mit den Absprachen und dem normalen Leben, zumal wenn schon das Telefonieren, das Einkaufen und überhaupt das Verlassen der Wohnung für Elling unüberwindbare Hindernisse darstellen. Es gibt eben die einen, die wandern auf Skiern zum Südpol und die andern, die schaffen nicht einmal den Weg quer durchs Restaurant aufs Klo ...
Doch dann liegt am Weihnachtsabend eine Frau im Treppenhaus. Für Kjell Bjarne die Chance seines Lebens, und Elling entdeckt unversehens seine Berufung zum anonymen Sauerkraut-Poeten. Nun müssen die beiden alles geben, was sie können ... und vielleicht noch ein bisschen mehr. Und mit einem Mal ist das "reale" Leben nicht mehr ein Hindernis, sondern ein gewaltiges Abenteuer.
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