"I cento Passi - 100 Schritte"

R: Marco Tullio Giordana
D: Luigi Lo Cascio, Luigi Maria Burruano, Lucia Sarda u. a.
Italien 2000


Im sizilianischen Dorf Cinisi weiß jeder, was zu tun und zu lassen ist. Die lokale Mafia hat das Sagen, es gelten unausgesprochene Gesetze. Wer schweigt und sich arrangiert, führt ein ruhiges Leben. Wer sich mit den Gegebenheiten nicht abfinden kann, bezahlt ganz gewiss einen hohen Preis. Für Giuseppe Impastato ist es das Leben. Im Mai 1978 wurde der engagierte Radioredakteur und Anti-Mafia-Aktivist unter mysteriösen Umständen getötet. Das Verbrechen landete als Selbstmord bei den Akten. Doch Familie und Freunde Impastatos kämpften für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen. 24 Jahre später wurde der Verantwortliche tatsächlich verurteilt. Marco Tullio Giordana hat Giuseppes bewegtes wie kurzes Leben solide, glaubwürdig und ohne Pathos verfilmt.

Impastato stammt aus einer lokalen Mafiafamilie. Als Lieblingsneffe seines Onkels Cesare soll er einst eine wichtige Position im Clan einnehmen. Doch ein anderer Verwandter von Giuseppe wünscht an den Schalthebeln zu sitzen und lässt den mächtigen Cesare ermorden. Der neue Pate heisst nun Tano und wohnt 100 Schritte von Giuseppes Haus. Die Familie weiß um das hinterhältige Attentat und den Täter, aber niemand wird ihn zur Rechenschaft ziehen. Giuseppe ahnt bereits als Kind, dass seine Familie ein dunkles Geheimnis trägt. Um sich aus ihren Fängen zu befreien, beginnt er schon als Jugendlicher sich bei der Kommunistischen Partei zu engagieren und findet dort den Halt, den er braucht, um fortan gegen den Paten Tano rebellieren zu können.

Redegewandt, mutig und einfallsreich beginnt er seinen Kampf gegen Korruption, Gewalt, Ungerechtigkeit und das unerträgliche Schweigen. Giuseppes Vater - selbst tief verfangen im mafiösen Morast - ist verzweifelt und fordert von seinem Sohn Respekt und eine angepasste Lebensweise. Eine Weile lässt Tano den aufmüpfigen Neffen als Hofnarren gewähren, bis er Giuseppe ganz offen bedroht. Die Dinge enden in einer Katastrophe. Dramaturgisch wenig überraschend lässt der Pate ungemütliche Verwandte aus dem Weg räumen. In erdrückender Ohnmächtigkeit erträgt das Dorf die Herrschaft der Organisation. Gleichzeitig wird Giuseppe zum bewunderten Helden. Überzeugend gespielt und berührend!

(ama;02/04)