(...)
Do er niht wolde erwinden, diu maget ûf spranc:
"ir ensúlt mir niht zerfüeren mîn hémdé sô blanc.
ir sît vil ungefüege: daz sol iu werden leit!
des bringe ich iuch wol innen", sprach diu wætlîche meit.

Si beslôz mit armen den tiuwerlîchen degen
dô wolde si in gebunden alsam den künec legen,
daz si an dem bette möhte haben gemach.
daz er ír die wât zerfuorte, diu frouwe ez grœzlîchen rach.

Waz half sîn grôziu sterke unt ouch sîn michel kraft?
si erzeigete dem degene ir lîbes meisterschaft.
si truoc in mit gewalte (daz muose et alsô sîn)
unt druhte in ungefuoge zwischen die wánt und ein schrîn.

"Owê", gedâhte der recke, "sol ich nu mînen lîp
von einer magt verliesen, sô mugen elliu wîp
her nâch immer mêre tragen gelpfen muot
gégen ir manne, diu ez sus nímmér getuot."

Der künec ez wol hôrte, er angeste umb den man.
Sîfrit sich schámte sêre, zurnen er began.
mit ungefüeger krefte sázte ér sich wider;
er versúochte ez angestlîche an froun Prünhilde sider.

Den künec ez dûhte lange ê er si betwanc.
si druhte im sîne hende, daz ûz den nageln spranc
daz bluot im von ir krefte; daz was dem helde leit.
sît brâhte er an ein lougen die vil hêrlîchen meit

Ir ungefüeges willen des si ê dâ jach.
der künec ez allez hôrte, swie er niht ensprach.
er druhtes an daz bette, daz si vil lûte erschrê;
ir tâten sîne krefte harte grœzlîchen wê.

Dô gréif sî zir sîten, dâ si den porten vant,
unt wolte in hân gebunden. dô werte ez sô sîn hant,
daz ir diu lit erkrachten unt ouch al der lîp.
des wart der strît gescheiden: dô wart si Guntheres wîp.

Si sprach: "künec edele, du solt mich leben lân!
ez wirt vil wol versüenet, swaz ich dir hân getân.
ich gewér mich nimmer mêre der edelen minne dîn.
ich hân daz wol erfunden, daz du kanst frouwen meister sîn."

Sîfrit stuont dannen, lígen líe er die meit,
sam er von im ziehen wolde sîniu kleit.
er zôch ir ab der hende ein guldîn vingerlîn,
daz si des nie wart innen, díu édele künegîn.

Dar zuo nam er ir gürtel, daz was ein porte guot.
ine wéiz ob er daz tæte durch sînen hôhen muot.
er gap ez sînem wîbe; daz wart im sider leit.
dô lâgen bî ein ander Gunther unt diu schœne meit.

Er pflac ir minneclîchen, als im daz gezam,
dô muoste si verkiesen ir zorn und ouch ir scham.
von sîner heimlîche si wart ein lützel bleich.
hei waz ir von der minne ir grôzen kréfté gesweich!

Done wás ouch si niht sterker danne ein ander wîp.
er trûte minneclîche den ir vil schœnen lîp.
ob siz versuochte mêre, waz kunde daz vervân?
daz het ir allez Gunther mit sînen mínnén getân.
(...)


(aus dem Nibelungenlied)