Ite, rime dolenti, al duro sasso
che 'l mio caro thesoro in terra asconde,
ivi chiamante chi dal ciel risponde,
benché 'l mortal sia in loco oscuro et basso.

Ditele ch'i' son già di viver lasso,
del navigar per queste horribile onde;
ma ricogliendo le sue sparte fronde,
dietro le vo pur cosí passo passo,

sol di lei ragionando viva et morta,
anzi pur viva, et or fatta immortale,
a ciò che 'l mondo la conosca et ame.

Piacciale al mio passar esser accorta,
ch'è presso omai; siami a l'incontro, et quale
ella è nel cielo a sé mi tiri et chiame.

(CCCXXXIII)


Übersetzung:

Geht, Schmerzensreime, hin zum harten Stein,
der in der Erde birgt mein Glück, mein Leben.
Dort ruft, sie wird vom Himmel Antwort geben,
lieg ihre Hülle auch im dunklen Schrein.

Sagt ihr, wie müde mich die Welt gemacht,
durch wilde Wellen so mein Schiff zu lenken.
Noch hält mich ihres Lorbeers Eingedenken,
doch folgen ihr schon meine Schritte sacht.

Ihr Leben, ihren Tod sind ich allein,
mein Dichten schenkte ihr Unsterblichkeit.
Es soll die Welt sie lieben und erkennen.

Mög, wenn ich scheide, sie mir nahe sein,
sie zu mir kommen, ich bin bald bereit,
mich zu ihr ziehen, meinen Namen nennen.

(333)


Io son già stanco di pensar sí come
i miei pensier' in voi stanchi non sono,
et come vita anchor non abbandono
per fuggir de sospir' sí gravi some;

et come a dir del viso et de le chiome
et de' begli occhi, ond' io sempre ragiono,
non è mancata omai la lingua e l' suono
dí et notte chiamando il vostro nome;

et che' pie' miei non son fiaccati et lassi
a seguir l'orme vostre in ogni parte
perdendo inutilmente tanti passi;

et onde vien l'enchiostro, onde le carte
ch'i' vo empiendo di voi: se 'n ciò fallassi,
colpa d'Amor, non già defecto d'arte.

(LXXIV)


Übersetzung:

Ich bin es müd, darüber nachzusinnen,
wie unermüdlich euch mein Sinn umkreist
und wie dem Leben er mich nicht entreißt
um meines Unglücks Lasten zu entrinnen,

und was, preis Haar ich und Gesicht, es macht,
das süße Augenpaar, in einem fort,
dass nie die Stimme fehlt und nie das Wort
mir, der nach euch ich rufe Tag und Nacht;

dass niemals meine Füße mir verzagen,
die euer Spur gefolgt bei jedem Gang
und mich so langen Weg umsonst getragen,

wie das Papier zu finden mir gelang
für all das Rühmen. Sollt' mein Wort versagen,
schuld ist der Gott, der meine Kunst bezwang.

(74)


(Aus "Ich bin im Sommer Eis, im Winter Feuer" von Francesco Petrarca.
Aus dem Italienischen übertragen von Karlheinz Stierle.)