(....) Als nun die betreffende Wegeinmündung erreicht war, welche durch entsprechende Tafeln gesetzmäßig vorangezeigt worden war, fuhr der Autolenker nur einen Teil der Ausfahrt auf dem für diese bestimmten Straßenstück, während er sich sodann ungeachtet des durchweichten Erdreiches in die angrenzende Wiese bis hinter Buschwerk und vor Waldbeginn rollen ließ, richtiger sein Fahrzeug in diese Gegend brachte, aus der ein glimpfliches Wegkommen mit demselben erschwert oder überhaupt in Frage gestellt war. Vielleicht wurde er allerdings bereits durch die bis jetzt in Esmaralden gesetzten Erwartungen so sehr von seinen technischen Fahrverpflichtungen abgedrängt oder auch durch einschlägige Erregung in Anspruch genommen, daß er seinen Lenkungsfehler nicht rechtzeitig bedachte oder dessen Wiedergutmachung zukünftigen Einwirkungen überließ.#
Sowie er nun sein Fahrzeug angehalten und so abgestellt hatte, daß es möglichst wenig von auf der Straße Vorbeifahrenden eingesehen werden konnte, öffnete er die hintere Wagentür, durch die er Stella aussteigen ließ. Sodann empfahl er Esmaralden, ihren Platz abermals mit dem vorher innegehabten zu wechseln, und als sie diesem Rate nicht sofort Folge leistete, hob er sie auf und beförderte sie auf den Rücksitz, woselbst er sie alsbald in die Liegelage versetzte. Da sie es nun wider Erwarten angeblich für gut befand, seinen Absichten nicht weiter entgegenzukommen, zerriß er ihre Hose vollends, die während der Fahrt entweder von ihm bereits am entscheidenden Platz versehrt oder schon schadhaft angetroffen worden war. Diesmal traf er das Mädel guten Willens, weil es sich entweder die Sache besser überlegt hatte oder weil es befürchtete, auch den Rock, der sich über der Hose befand und nun zurückgeschlagen war, einschlägiger Beschädigung auszusetzen. Sodann vollzog er zweimal an Esmaralden den außerehelichen Beischlaf, und es ist möglich, daß es noch zu einem dritten Verkehr gekommen wäre, wenn nicht Stella, angeblich aus einem Kältegefühl, wahrscheinlich aber um sich ihrerseits zu gleichem Zweck bereitzuhalten, zum Wagen zurückgekehrt wäre, von dem sie sich kaum allzuweit entfernt haben konnte.#
Der sehr kräftige, in mittleren Jahren befindliche Autofahrer zog nun Stella, die sich angeblich nicht so rasch versah, in den Wagen, so daß deren Kopf auf Esmaraldens Schoß zu liegen kam. Sodann drückte er deren nach ihrer Erklärung aufgestellte Beine nieder und warf sich in seinem von seiner Tätigkeit an Esmaralden noch anhaltenden Zustand auf Stella, die ihm, wie sie behauptet, die Sache nicht erleichtern wollte, wozu noch kam, daß das unter ihr befindliche Mädel die doppelte Belastung nicht auf sich nehmen mochte.#
Immerhin verschaffte er sich schließlich insofern Gehör, als es ihm gelang, mit seinem hierzu geeigneten Organ in Stellas Schoß einzudringen, wenn auch nicht, darin die für die Abreaktion nötige Zeit zu verbleiben, denn das Mädel machte sich offenbar die verworrene Körpersituation im Wagen zunutze, um sich des von ihm auf natürlichem Wege hergestellten Zusammenhangs von Person zu Person zu entledigen, und zwar so, daß er wahrscheinlich außerhalb ihrer Intimsphäre seine Befriedigung finden mußte, worauf der Zustand ihrer Wäsche schließen ließ. Jedenfalls ließ er es zunächst mit der schon erreichten Ausbeute seines Abenteuers bewenden und versuchte nunmehr nach Inordnungbringung seiner Kleidung, mit dem Wagen aus dessen Aufstellungsplatz herauszukommen, ohne sich um die Mädel weiter zu kümmern.#
Dieser Versuch führte allerdings zu nichts, zumal ein Vorder- und ein Hinterrad des Vehikels in dem feuchten Erdreich eingesunken war, überdies aber der linke Hinterreifen sich als geplatzt erwies, was man hierzulande einen Batschen, d.i. Hausschuh, nennt. Er mußte daher zunächst darangehen, diesen Reifen auszutauschen, bevor er an eine Inbetriebnahme des Fahrzeuges denken konnte. Zu diesem Zweck begab er sich seines Sakkos, in welchem sich festgestelltermaßen eintausend Schillinge und einige Hunderter befunden haben, und warf dasselbe auf den rechten Vordersitz des Wagens. Hierauf öffnete er den Kofferraum des Wagens, dem er seinen Wagenheber entnehmen wollte, der darin allerdings angeblich in keiner Weise befestigt war. Er hatte aber kaum mit dem nunmehr erwachten Eifer der Mädel gerechnet, welche hinter ihm hergekommen waren, sich dieses Werkzeuges offenbar verabredetermaßen bemächtigten, bevor er es erreichte, und dabei so vorgegangen sein mußten, daß zumindest eines von ihnen, nämlich Esmaralda, bis an den Wagen herangekommen war und das Gerät ergriffen hatte. Während er sich nun nämlich Esmaralden zuwandte, welche er im Besitze der Vorrichtung glaubte, hatte die hinter ihm stehende und offenbar einige Schritte zurückgetretene Stella bereits das Eisenstück erlangt, erhoben und ihn damit mehrmals auf den Kopf getroffen, so daß er neben seinem Wagen leblos zusammensank. Während dieser Tätigkeit Stellas dürfte ihn Esmaralda gehalten haben, weil er sich sonst zweifellos umgewendet und den Verbrechenserfolg verhindert haben würde, wenn nicht bereits der erste Schlag ein betäubender gewesen sein sollte.#
Als sich die beiden Mädel nunmehr darüber im klaren waren, daß sie den Autofahrer, dem sie ihre Mitnahme verdankten, gemeinsam umgebracht hatten, schleppten sie dessen Leichnam, wahrscheinlich nicht ohne fremde Hilfe, an einen nur ihnen bekannten Ort, wobei ziemlich viel Mühe und Kraftanstrengung angewendet werden mußte und die Wahl der Hinterlegungsstelle gewechselt haben mochte. Jedenfalls finden sich nur anfangs Blut- und Schleifspuren sowie die Abdrücke ihrer Schuhe. Später mußte eine männliche Person für sie eingeschritten sein, die den Toten offenbar davontrug, denn deren Schritte kehren in einem Kreis bis auf die Straße zurück. Diese Beihilfe wird allerdings seitens der Mädel entschieden in Abrede gestellt.#
Immerhin hatte sich nach ihrer übereinstimmenden Angabe knapp nach der Tat, aber bereits nach Entfernung des Opfers ein unbekannter Autofahrer mit fremdländischem Akzent im Umkreis des Halteplatzes eingefunden. Dieser habe angenommen, daß der Wagen einer von ihnen gehörte, obwohl sich der Rock des rechtmäßigen Besitzers samt dessen Brieftasche in der Karosserie als gegenwärtig zeigte, auch dessen Körper im Gebüsch noch lag, wohin sie denselben ursprünglich gebracht hatten. Der noch nicht festgestellte fremde Lenker, dessen Fahrzeug möglicherweise ein ausländisches Kennzeichen trug, wechselte an der Mädel Stelle den schadhaften Reifen und nahm sich die Mühe, den Wagen wieder fahrbereit zu machen, so daß dieser von dem weichen Erdreich fortkonnte. Der Fremde sei bei dieser Gelegenheit der Leiche nicht ansichtig geworden, habe keinerlei Fragen über eine etwaige Begleitung der Mädel gestellt, aber auch darauf verzichtet, sich ihnen zu nähern. Danach habe Stella sich an den Volant gesetzt, welche vor ein paar Jahren die Fahrprüfung gemacht haben will, aber weder Führerschein noch sonstige Ausweisdokumente bei sich trug. Neben ihr nahm Esmaralda Platz, die zwar nie einen Fahrunterricht genossen, ihr aber nach durch Zuschaun gewonnenen Erfahrungen bei groben Fehlern fallweise Anweisungen gab. Auf diese Weise brachten sie den Wagen zwar nicht an seinen vom Eigentümer vorgesehenen Bestimmungsort, auch nicht dorthin, wo sie selbst beim ersten Einsteigen zu gelangen bestrebt gewesen waren, wohl aber bis nahe an die Landesgrenze, über die sie mit dem Fahrzeug zu kommen allerdings keine Möglichkeit sahen.# (...)


(aus "Untersuchung an Mädeln" von Albert Drach)
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Ingrid Cella. Zum hundertsten Geburtstag von Albert Drach am 17. Dezember 2002 erscheint der erste Band einer auf zehn Bände angelegten Werkausgabe. Das Kriminalprotokoll "Untersuchung an Mädeln" ist eines seiner bedeutendsten und erfolgreichsten Bücher. Drach, von Hause aus Jurist, hat mit diesem Werk den Protokollstil in der Literatur berühmt gemacht, der für ihn zu einer Art Markenzeichen geworden ist. (Zsolnay)
Buch bei amazon.de bestellen