Imre Kertész

ist der Name des Literaturnobelpreisträgers des Jahres 2002, des ersten ungarischen Trägers dieses Preises überhaupt. Er wurde 1929 in Budapest in einer jüdischen Familie geboren. 1944 wurde er von den Nazis in Auschwitz, später Buchenwald interniert und überlebte beide Konzentrationslager. Nach dem Krieg nach Budapest zurückgekehrt arbeitete er zunächst als Journalist und schlug sich im weiteren, aus Distanz gegenüber der herrschenden Ideologie, u. a. als Übersetzer deutschsprachiger Literatur und Schreiber von Unterhaltungsstücken durch. Seine eigenen Bücher wurden im kommunistischen Ungarn so gut wie ignoriert, sodass dem Autor erst spät, nachdem seine Bücher auch auf deutsch und in Übersetzungen zu erscheinen begannen, internationale Anerkennung zuteil wurde.

Die traumatische Erfahrung der Konzentrationslager hat Kertész nicht mehr losgelassen, um sie kreisen seine Romane, Erzählungen und Essays. So schildert er in seinem als Hauptwerk geltenden Roman "Roman eines Schicksallosen", durch dessen deutsche Übersetzung ihm 1997 der internationale Durchbruch gelang, die KZ-Erfahrung aus der naiven Warte eines ebenso sachlichen wie positiv denkenden Kindes, wobei er das Thema kindlicher Unschuld mit dem des Holocaust vermengend (diese Vermengung zuvor erlebt habend) neue Facetten der Wirklichkeit in Sprache fasst. Wie waren Glücksgefühle inmitten des KZ-Alltags möglich, Selbstbestimmung inmitten des Zwangs, Selbstbestimmung oder Zwang, solche Fragen wirft der Roman auf und lässt sie vor seinem Hintergrund schärfestmöglich erscheinen. "Mir ist der Holocaust nie im Imperfekt erschienen" heißt es in "Das Fiasko", welches Kertész mit dem "Roman des Schicksallosen" und "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind" zur "Trilogie der Schicksallosigkeit" zusammenfasste. Tatsächlich misst Kertész in den Folgebüchern alle Wirklichkeiten an der Extremerfahrung des Holocaust (der er auch, wie er sagt, seine Vitalität zu danken hat), an der Intensität des daraus gewonnenen Blicks, sei es die Budapester Gesellschaft der Sechziger oder Siebziger Jahre, eine Familiensituation, der vor eine abgründige Frage gestellte Leser im Augenblick der Lektüre; das Auschwitz von Imre Kertész ist, wie es in der Wahlbegründung aus Stockholm heißt, "die letzte Wahrheit über die Degradierung des Menschen im modernen Dasein".

Weitere Schriften von Imre Kertész:
"Die englische Flagge"
"Galeerentagebuch"
"Holocaust als Kultur"
"Eine Geschichte. Zwei Geschichten" (gemeinsam mit Péter Esterházy)
"Jemand anderer. Chronik des Wandels"
"Der Spurensucher"

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