(...) Ach, wieviel ehrbare Damen hat man schon gekannt, die auf der Tat ertappt, gescholten, geschlagen wurden; man überredete und ermahnte sie, mit Gewalt wie mit Milde, es nie wieder zu tun; sie versprechen es, schwören und beteuern, keusch zu werden, und dann handeln sie nach dem Sprichwort: passato il pericolo, gabbato il santo, und kehren toller denn vorher in den Liebeskrieg zurück; man kennt sogar verschiedene, die, irgendeinen nagenden Wurm in der Seele spürend, von selbst die heiligsten und feierlichsten Gelübde leisteten, sie aber nicht hielten, sondern bereuten, reumütig zu sein, wie Herr du Bellay Joachim du Bellay unter Franz I. von den reumütigen Kurtisanen sagt. Solche Frauen versichern, es sei sehr schwer, eine so süße Gewohnheit für nun und immerdar von sich abzutun, da sie ja doch nur so kurze Zeit auf der Welt seien.
Ich verweise dabei gern auch auf ein paar schöne Mädchen, die jung bereuend den Schleier nahmen und ins Kloster gingen, und auf das, was sie antworteten, wenn man sie auf Glauben und Gewissen fragte, und wie sie sehr oft wünschten, ihre hohen Mauern würden niedergeworfen, damit sie entfliehen könnten.
Daher sollten die Ehemänner, wenn ihre Frauen den ersten Fehltritt gegen ihre Ehre begangen haben, auf nichts anderes sinnen, um sie zu bändigen, als ihnen die Zügel zu lockern, und nur anempfehlen, verschwiegen zu sein und jeden Skandal zu vermeiden; denn alle Heilmittel der Liebe, die Ovid je gelehrt hat, und eine Unmenge noch feinere, die später erfunden wurden, oder sogar die erprobten von Meister François Rabelais, die er dem ehrwürdigen Panurg lehrte, sie würden zu nichts nütze sein; am allerbesten wär's, man verfährt nach dem Refrain eines alten Lieds, das aus der Zeit König Franz' I. stammt und ausgeht:

Qui voudroit garder qu'une femme
N'aille du tout à l'abandon
Il faudroit la fermer dans une pipe
Et en jouir par le bondon.

Zur Zeit König Heinrichs brachte ein gewisser Kurzwarenhändler ein Dutzend Maschinen auf die Messe von St. Germain, mit denen den Frauen der Geschlechtsteil beklammert werden konnte; sie waren aus Eisen gefertigt, umgürteten wie ein Gürtel, ließen sich von unten anlegen und mit einem Schlüssel schließen; sie waren so fein gearbeitet, daß es der einmal damit gefesselten Frau nicht möglich war, sich damit die süße Lust zu verschaffen, da nur ein paar ganz kleine enge Löcher für den Harn vorhanden waren.
Man sagt, etwa fünf oder sechs eifersüchtige böse Ehemänner kauften sie und schlössen ihre Frauen damit so zu, daß sie wohl sagen konnten: »Adieu, gute Zeit.« Dennoch sann eine dieser Frauen darauf, sich an einen in seiner Kunst sehr geschickten Schlosser heranzumachen, sie zeigte ihm die besagte Maschine und sonst alles, und als ihr Gemahl ins Feld gerückt war, verlegte er sich so darauf, daß er ihr einen Nachschlüssel schmiedete, womit die Dame jederzeit öffnete und schloß, wann sie nur wollte. Der Gemahl erfuhr das niemals, sie aber weidete ihre Seele an dem schönen Vergnügen, trotz des Tropfes, des eifersüchtigen Hahnrei von Gemahl, der vermeinte, niemals drohe ihm die Hahnreischaft. Aber der schlimme Schlosser, der den Nachschlüssel machte, verdarb alles; nach dem, was man sagt, tat er freilich am besten; denn er war der erste, der davon kostete und ihn zum Bocke machte; es war auch keine Gefahr dabei; denn Venus, die schönste Frau und Hure von der Welt, hatte den Schmied und Schlosser Vulkan zum Gemahl, einen sehr gemeinen, schmutzigen, hinkenden und überaus häßlichen Kerl.

Man sagte weiter: viel feine ehrbare Edelleute am Hofe bedrohten den Eisenhändler dermaßen, daß sie ihn töten wollten, wenn er sich je wieder mit solchen Ausbesserungen befasse und mit den anderen wiederkäme, die er sich noch zurückbehalten hätte; das tat er; dann wurde nicht mehr davon geredet. Es war auch gut so; denn das genügte, um die halbe Welt zugrunde zu richten, weil sie nicht bevölkert werden könnte, da solche Schlösser, Fesselungen und  Verschlüsse, diese abscheulichen und scheußlichen Feinde der menschlichen Vermehrung, es hindern.
Es gibt welche, die ihre Frauen Eunuchen in Obhut geben, was vom Kaiser Alexander Severus streng verboten wurde, indem er ihnen den strengsten Befehl gab, niemals mit den römischen Damen zu verkehren; sie wurden aber dabei erwischt; nicht, daß sie zeugten und die Frauen schwängerten, aber sie bekamen von ihnen Stimmungen und Vorahnungen leichter Lüste, Annäherungen sozusagen an das Vollkommene: Darum bekümmern sich manche Männer freilich nicht und sagen, ihr Hauptschmerz über den Ehebruch ihrer Frauen käme nicht daher, daß sie sich lieben ließen, sondern ihr höchster Ärger sei, Wesen, die sie nicht gemacht hätten, als Kinder ernähren, aufziehen und behalten zu müssen; denn ohne das wäre es ihre geringste Sorge; so kannte ich verschiedentliche, die sich ganz und gar nicht darum kümmerten, wenn sich nur die Erzeuger gutmütig und gefällig fanden, ihren Frauen eine gute Rente zu geben und sie zu unterhalten; ja sie rieten ihren Frauen, sie um eine Pension zu bitten, damit sie das Kleine, das sie ihnen gemacht hatten, nährten und unterhielten. So hörte ich von einer großen Dame erzählen, die Villeconnin erzeugte, ein Kind König Franz' I. Sie bat ihn, ihr vor seinem Tode für das Kind, das er ihr gemacht habe, etwas Vermögen zu geben oder anzuweisen, was er auch tat. Er wies ihm 200000 Taler bei der Bank an, die sich für ihn verzinsten und immer in den Interessen summierten, von einem Wechselkurs zum andern, so daß er, groß geworden, so großartige Ausgaben machte, einen so bedeutenden Aufwand trieb und verschwenderisch lebte, daß ein jeder darüber staunte, man vermutete, er besäße irgendeine Dame, von der man keine Ahnung hätte; an seine Mutter glaubte man keineswegs; aber da er mit ihr hauste, urteilte jeder, der große Aufwand, den er mache, rühre von ihrem Besitz her; dennoch war das Gegenteil wahr; denn sie war seine Mutter; das wußten aber nur wenige, da man seine Abstammung und Zeugung nicht kannte. Letztere enthüllte sich erst, als er in Konstantinopel starb und sein Heimfall, als der eines Bastards, dem Marschall von Retz  verliehen wurde, der so schlau war, sehr zu seinem Nutzen die gute Beute zu entdecken; er legte seine Hand darauf, stellte die so lange verborgene Bastardschaft fest und empfing das Heimfallsgeschenk vorweg vor Herrn von Teligny, der von besagtem Villeconnin zum Erben bestimmt gewesen war.
Indessen sagten andere, die Dame hätte das Kind von einem andern gehabt als vom König; dieser Reichtum sei also ihr Eigentum gewesen; aber Herr de Retz forschte so lange bei den Banken nach, bis er das Geld und die Verschreibung des Königs Franz fand; einige redeten auch von einem andern Fürsten, der nicht so groß war wie der König, oder von einem noch Geringeren; um aber alles zu decken und das Kind sicherzustellen, war es nicht schlecht, alles auf die Majestät zu schieben, wie man's an anderen auch erlebt hat.

Ich glaube, es gibt überall auf der Welt und auch in Frankreich solche Frauen; wenn sie glauben dürften, um solchen Preis Kinder zu erzeugen, so könnten die Könige und die Großen ihnen leicht auf den Leib kommen; aber sehr oft lassen sie sich lieben und bekommen keine großen Bissen dafür; werden vielmehr sehr darum betrogen; denn so Großen geben sie sich nur hin, um das galardon zu bekommen, wie der Spanier sagt.
Über diese angeblichen und zweifelhaften Kinder ist eine sehr schöne Frage aufzuwerfen; nämlich: ob sie die väterlichen und mütterlichen Güter erben dürfen, und ob es eine große Sünde von den Frauen ist, sie erben zu lassen; die Frau müsse es dem Gemahl enthüllen und die Wahrheit sagen. So meint der Herr Professor Schlaukopf. Aber diese Ansicht ist nicht gut, sagen andere, weil die Frau in diesem Fall sich selbst beschimpfen würde, und dazu ist sie nicht verpflichtet; denn der gute Name ist ein größeres Gut als die zeitlichen Güter, sagt Salomo.
Es ist also besser, das Kind bekommt das Vermögen, als daß der gute Name verdorben wird; denn, wie ein Sprichwort sagt: mieux vaut bonne renammée que ceinture dorée.
 Hieraus leiten die Theologen eine Maxime ab, die lautet: Wenn zwei Vorschriften und Gebote uns Pflichten auferlegen, so muß die schwächere der stärkeren weichen. Nun steht das Gebot, seinen guten Ruf zu bewahren, höher, wie jenes, das empfiehlt, das Gut anderer zurückzuerstatten; es muß also jenem wohl vorgezogen werden.
Weiter, wenn die Frau es ihrem Gatten entdeckt, so bringt sie sich in Gefahr, von ihm selbst getötet zu werden; es ist aber streng verboten, sich dem Tode in den Rachen zu werfen; genau wie es einer Frau verboten ist, sich zu töten, wenn sie Angst hat, vergewaltigt zu werden, oder nachdem sie vergewaltigt worden ist; sonst beginge sie eine Todsünde. Es ist sogar besser, sich vergewaltigen zu lassen, wenn man sich durch Fliehen oder Schreien nicht helfen kann, als daß man sich selbst tötet; denn die leibliche Schändung ist keine Sünde, außer wenn sie im Geiste mitgewollt wird. So antwortete die heilige Lucia dem Tyrannen, der ihr damit drohte, sie ins Bordell bringen zu lassen: »Wenn Ihr mich vergewaltigen laßt, wird meine Keuschheit zwiefach gekrönt werden.«
Aus diesem Grunde hat Lukretia bei manchen Achtung gefunden. Freilich würden die heilige Sabina und die heilige Sophoniena mit anderen christlichen Jungfrauen, die sich das Leben nahmen, um nicht in die Hände der Barbaren zu fallen, von unseren Kirchenvätern und Gelehrten für schuldlos erklärt, die sagten, sie seien irgendwie vom Heiligen Geist getrieben worden; in demselben Heiligen Geist legte ein erst jüngst Christin gewordenes cypriotisches Fräulein, als sie nach der Belagerung von Cypern mit mehreren anderen ähnlichen Damen als Beute der Türken weggeschleppt wurde, heimlich Feuer an das Pulver der Galeere, so daß in einem Augenblick alles in Flammen aufging und mit ihr verzehrt wurde, wobei sie sprach: »Wolle Gott nicht mehr, daß unser Leib von diesen gemeinen Türken und Sarazenen befleckt und entweiht werde!« Und Gott weiß, vielleicht war er schon geschändet, und sie wollte es also vergelten; oder ihr Herr hatte sie nicht berühren wollen, um mehr Geld aus ihr herauszuschlagen, indem er sie als Jungfrau verkaufte, wie man in jenen Ländern, wie auch in allen anderen, nach einem unberührten Bissen besonders lüstern ist.
Um nun wieder auf die Leibwache jener armen Frauen zurückzukommen, so begehen, wie ich schon sagte, die Eunuchen dennoch mit ihnen Ehebruch und machen ihre Gatten zu Hahnreien, immer allerdings abgesehen von der Zeugung.
Ich kannte zwei französische Frauen, die sich dazu hergaben, zwei kastrierte Edelleute zu lieben, um nicht schwanger zu werden; trotzdem hatten sie davon Vergnügen und gaben kein Ärgernis. Aber in der Türkei und Berberei gibt es so eifersüchtige Ehemänner, die, von diesem Betrug in Kenntnis gesetzt, ihre armen Sklaven ganz und gar kastrieren und sie glatt abschneiden lassen. Wie Kenner der Türkei sagen und schreiben, kommen von zwölfen, an denen sie die Grausamkeit ausüben, bloß zwei davon, ohne zu sterben; wer davonkommt, den lieben und verehren sie als wahren, sicheren und keuschen Hüter ihrer Frauen und als Bürgen ihrer Ehre.
Wir Christen üben diese gemeinen und allzu schauderhaften Grausamkeiten nicht; aber an Stelle jener Beschnittenen geben wir den Frauen sechzigjährige Greise zur Wache, wie es in Spanien und selbst am Hofe der Königinnen geschieht, wo ich sie als Hüter der Töchter, ihres Hofes und ihres Gefolges sah. Aber weiß Gott! es gibt Greise, die Mädchen und Frauen hundertmal mehr verderben können, als wie Jünglinge; die hundertmal brünstiger, erfinderischer und geschickter darin sind, sie zu gewinnen und zu verführen.
Ich glaube, solche Hüter sind, wenn sie auch an Haupt und Kinn weiße Haare tragen, nicht sicherer als junge; ebensowenig sind es aber auch die alten Frauen; so führte einmal eine alte spanische Hofmeisterin ihre Mädchen durch einen großen Saal, an dessen Wänden natürliche männliche Glieder sehr groß und übermenschlich gemalt waren, und sagte: »Mira que tan bravos no los pintan estos hombres, como quien no los conociese.« Die Mädchen wandten sich zu ihr und nahmen ihre Belehrung entgegen, eine ausgenommen, die ich kannte, die sich dumm stellte und eine ihrer Gefährtinnen fragte, was für Vögel das wären; denn es waren ein paar darunter mit Flügeln bemalt. Sie bekam zur Antwort, das seien Vögel aus der Berberei, und die natürlichen seien noch schöner als die gemalten. Und Gott weiß, ob sie deren nie gesehen hatte; aber sie stellte sich wenigstens so.
Viele Ehemänner täuschen sich sehr oft über diese Bewachung; sie meinen, wofern ihre Frauen nur in den Händen von Alten seien (die von den Mädchen mit dem Ehrennamen Mutter genannt werden), so stünde ihr Schoß in bester Hut; gerade aber, wenn sie in dieser Hut sind, ist nichts leichter, als sie zu verführen und zu gewinnen; denn bei der habsüchtigen Natur, die ihnen innewohnt, nehmen sie mit allen Händen, um ihre Schutzbefohlenen zu verkaufen.
Andere wieder können nicht immer über jene jungen Frauen wachen, die stets Gehirnschmalz haben, und besonders, wenn sie verliebt sind; die meiste Zeit schlafen sie in einem Winkel am Kamin, und in ihrer Gegenwart werden die Hahnreie gehämmert, ohne daß sie darauf achtgäben oder etwas davon inne würden.
Ich kannte eine Dame, die einmal in Gegenwart ihrer Gouvernante liebte, und zwar so behutsam, daß diese es nie gewahr wurde. Eine andere machte es ebenso in Gegenwart ihres Gemahls, sozusagen vor seinen Augen, während er Karten spielte.
Andere alte Weiber haben schwache Beine; sie können ihren Damen nicht im schnellen Trab folgen; bevor sie ans Ende einer Allee oder eines Gehölzes oder in ein Kabinett kommen, haben ihre Damen die Sache schon weg, ohne daß sie es bei ihrer Kurzsichtigkeit oder Beinschwäche merkten oder etwas sahen. Noch andere alte Weiber und Hofmeisterinnen, die das Metier praktizierten, haben nun Mitleid, wenn sie die Jungen fasten sehen, und sind so gutmütig, ihnen von selbst den Weg zu bahnen, ihnen zuzureden und nach Kräften beizustehen. Auch sagte Aretino: Das größte Vergnügen einer Dame, die das durchgemacht hat, und ihre allergrößte Befriedigung bestände darin, andere Damen ebenso hineinzubringen.
Wenn man also einen guten Liebeswächter haben will, dann wende man sich lieber an eine alte Kupplerin als an eine junge Frau. Auch ich weiß von einem sehr feinen Manne, daß es ihm kein Vergnügen machte, und daß er es seiner Frau ausdrücklich verbot, mit alten Weibern je Umgang zu haben, weil sie zu gefährlich seien; mit jungen Frauen könne sie verkehren, soviel sie wolle; dazu brachte er viele gute Gründe bei, die ich bessern Rednern zu besprechen überlasse.
Daher vertraute ein vornehmer Herr von da und da, den ich kannte, seine Frau, auf die er eifersüchtig war, einer seiner Basen an, einem Mädchen zwar, um sie zu überwachen; das besorgte sie sehr gut, wenn sie es auch ihrerseits zur Hälfte mit dem Naturell des Ortolanhundes machte, der nie von dem Kohl aus seines Herrn Garten frißt und auch die anderen nicht davon fressen lassen will; diese aber ließ es sich schmecken und wollte ihre Cousine nicht davon kosten lassen: das heißt, die andere bekam indessen immer einmal etwas weg, was sie nicht gewahr wurde, so schlau sie auch war, oder sie stellte sich so, als merke sie es nicht. Ich könnte noch eine Unmenge von Gegenmitteln anführen, deren sich die armen eifersüchtigen Hahnreie bedienen, um ihre Frauen zu fesseln, anzubinden und kurz zu halten, damit sie den Sprung nicht machen; aber es nützt ihnen nichts, all diese alten Mittel anzuwenden, von denen sie haben reden hören, und neue auszudenken, das ist verlorene Mühe. Wenn die Frauen einmal den nagenden Wurm der Verliebtheit im Schädel haben, schicken sie ihre Gatten jederzeit zu Guillot dem Träumer; ich hoffe darüber in einem Kapitel zu reden, das ich halb fertig habe, nämlich über die Schlauheiten und Hinterlisten der Frauen in diesem Punkt, die ich mit den Kriegslisten und militärischen Listen der Soldaten vergleiche. Das schönste Gegenmittel  aber, die sicherste und freundlichste Bewachung, die der eifersüchtige Gatte seiner Frau geben kann, besteht darin, sie ganz nach ihrem Gutdünken gehen zu lassen, wie ich einen verheirateten Ehrenmann sagen hörte, das Naturell der Frau sei, je mehr man ihr etwas verbiete, desto mehr begehre sie es, und besonders in der Liebe, wo man durch das Verbot den Appetit mehr reize, als indem man ihm seinen Lauf läßt.
Noch eine andere Gattung Hahnreie kommt indes in Frage; ich meine diese: Wenn jemand eine Frau während des Lebens ihres Hahnreigatten mit voller Lust genossen hat, und es stirbt der Gemahl, und jener, ihr Liebhaber, heiratet nachher die Frau Witwe, indem er sie also in zweiter Ehe nimmt, so gebührt ihm der Name und Titel eines Hahnreis, wie ich verschiedene, auch Große, kannte und von ihnen hörte.
Es sagen manche, er könne in diesem Fall kein Hahnrei sein, da er selbst die Arbeit verrichtet und kein anderer ihn zum Hahnrei gemacht habe, als er selber, und weil seine Hörner von ihm selbst gemacht seien. Trotzdem sind Waffenschmiede mit den Degen getötet worden, die sie selbst gemacht hatten.
Andere sagen, er sei wirklich ein Hahnrei, und in der Tat, ein ganz grüner. Sie bringen dazu eine Menge Gründe bei; da jedoch der Prozeß noch unentschieden ist, lasse ich ihn von der ersten Sitzung schlichten, die man diesem Streitfall widmen will.
Noch muß ich hier von einer großen, verheirateten Dame erzählen, die einem Herrn, mit dem sie ein Verhältnis hatte, die Ehe versprach; das war vor 14 Jahren, und seitdem erwartete und wünschte er stets, daß ihr Gemahl stürbe. Den Teufel auch! Diesen Wunsch wollte er ihnen durchaus nicht erfüllen. So konnte sie wohl sagen: »Verflucht sei der Gemahl und Eheherr, der länger lebt, als ich es will!« Krankheiten und körperliche Verstimmungen hatte er genug, aber nichts Tödliches. Daher sagte der letzte König Heinrich, als er einem sehr ehrbaren und tüchtigen Edelmann die Anwartschaft auf das schöne und große Vermögen gab, das der besagte Hahnrei besaß, häufig: »An meinem Hofe gibt es zwei Leute, denen es viel zu lange dauert, bis der und der stirbt, dem einen wegen des Vermögens, der andern wegen der Heirat mit dem Liebhaber; aber beide haben sich bisher noch getäuscht.«
Hieraus erhellt die Weisheit und die Vorsehung Gottes, der nicht schickt, was man Böses wünscht; gleichwohl sagte man mir, daß sie sich seit kurzem schlecht vertrügen, ihr Versprechen, sich zukünftig zu heiraten, verbrannt und den Kontrakt zerrissen hätten, zum großen Zorn der Frau und zur Freude des vermeintlichen Hochzeiters, der sich anderswo versorgen und nicht so lange auf den Tod des andern Gemahls warten wollte; dieser spottete über die Leute und schreckte sie oft genug damit, daß er im Sterben läge; schließlich aber überlebte er noch den zukünftigen Bräutigam. Das war sicher Gottes Strafe; denn man hört doch wohl kaum von einer so vollzogenen Ehe reden; es ist ein starkes und ungeheuerliches Stück, eine zweite Ehe zu vereinbaren, während die erste noch in vollem Bestand ist. Da ist mir eine Dame (auch von Rang, aber nicht in so hohem wie die vorige) ebenso lieb, die von einem Edelmann heftig zur Ehe begehrt wurde und ihn heiratete; sie tat es nicht etwa aus Liebe zu ihm, sondern weil sie ihn kränklich, geschwächt und erschlafft und gewöhnlich in schlechter Verfassung fand; auch sagten ihr die Ärzte, daß er kein Jahr mehr leben werde, wenn er nur ein paarmal im Bette mit ihr zusammen gewesen wäre; daher hoffte sie auf seinen baldigen Tod und bereitete sich in dessen Folge auf seinen Besitz und seinen Reichtum vor, auf seine schönen Möbel und auf die großen Vorteile, die ihr die Ehe brachte; denn er war ein sehr reicher und sehr wohlhabender Edelmann. Aber ihre Enttäuschung war groß; denn er lebte noch munter und in hundertmal besserer Verfassung, als bevor er sie heiratete; dann aber starb sie. Man sagt, der Edelmann spielte den Kränklichen und Schwächlichen nur so, daß die von ihm als sehr habsüchtig erkannte Frau, in der Hoffnung auf seine großen Besitztümer, dazu bewogen würde, ihn zu heiraten; aber Gott verfügte ganz im Gegenteil darüber und ließ zu ihrem größten Ärger die Ziege dort abweiden, wo sie angebunden war.
Was sollen wir zu manchen Männern sagen, die sehr berüchtigte Huren und Kurtisanen heiraten, wie es gewöhnlich in Frankreich geschieht, besonders aber in Spanien und in Italien; sie reden sich ein, den Lohn der Barmherzigkeit zu gewinnen, por librar una anima cristiana del infierno, wie sie sagen, und sie auf den rechten Weg zu bringen.
Ich habe gewiß manche getroffen, die dieser Ansicht und Maxime huldigten: heirateten sie sie um jenes guten und heiligen Zweckes willen, seien sie nicht als Hahnreie zu erachten; denn was zur Ehre Gottes geschieht, darf nicht in Schande verkehrt werden, wofern auch ihre zum rechten Weg zurückgeleiteten Frauen keinen Fall mehr tun und wieder zum andern gehn, wie ich in jenen beiden Ländern ein paar sah, die nicht mehr sündigten, nachdem sie verheiratet waren; andere freilich konnten sich nicht bessern, sondern stolperten wieder in die alte Grube zurück.
Als ich das erstemal in Italien war, verliebte ich mich in eine sehr schöne römische Kurtisane mit Namen Faustina. Da ich nun nicht viel Geld hatte und sie hohe Preise machte, zehn oder zwölf Taler für die Nacht, mußte ich mich damit begnügen, sie anzureden und anzusehen. Nach einiger Zeit kam ich zum zweiten Male hin; besser mit Geld versehen, besuchte ich sie durch Vermittlung einer andern in ihrer selben Wohnung, wo ich sie mit einem Gerichtsherrn verheiratet fand und freundlich empfangen wurde; sie erzählte mir von ihrer glücklichen Verheiratung und wies die Torheiten der Vergangenheit weit von sich ab, sie hätte ihnen für immer Lebewohl gesagt. Mehr denn je sterbend vor Liebe zu ihr, zeigte ich ihr schöne französische Taler. Die Versuchung wirkte, und sie gewährte mir, was ich wollte, indem sie mir sagte, bei Schließung der Ehe habe sie mit ihrem Gemahl ihre vollständige Freiheit vereinbart und ausbedungen, unter der Voraussetzung, daß kein Skandal und Betrug dabei sein und eine große Summe gefordert werden solle, damit beide ihren anständigen Unterhalt haben könnten, und zwar ließe sie sich für große Summen gern gehen, nicht für die kleinen. Das war ein tüchtiger grüner und ausgewachsener Hahnrei.
Ich hörte von einer Dame von irgendwo, die bei der Eheschließung von ihrem Gemahl verlangte und durchsetzte, daß er sie am Hofe ließ, damit sie hier ihren Liebeleien nachgehen konnte, wobei sie sich die Nutznießung ihres Wäldchens voll Baumstoppeln, oder wie er es nennen wolle, vorbehielt; zur Entschädigung gab sie ihm jeden Monat tausend Franken als Taschengeld und kümmerte sich um weiter nichts als um ihr Vergnügen.
Solche Frauen, die frei gewesen sind, können sich also nicht davor hüten, die engen Schlösser ihrer Türen zu brechen, wie auch immer der Zwang sei, besonders wenn Gold leuchtet und glüht; dafür zeugt jene schöne Tochter des Königs Akris, die, in ihren dicken Turm fest eingeschlossen, sich von jenen guten, süßen, goldnen Tropfen überregnen ließ, in denen ihr Jupiter erschien.
Ein feiner Mann sagte: »Ach, wie schwer kann sich doch eine Frau, die schön, ehrgeizig, habsüchtig und lüstern danach ist, geputzt, gut gekleidet, prächtig herausgeschmückt und wohl imstande, davor bewahren, nicht mit der Nase aufs Gesicht, sondern mit dem Hintern auf den Boden zu fallen, mag auch ihre Scham bewaffnet, wie man sagt, und ihr Gemahl tapfer und mutig sein und eine noch so gute Klinge führen, sie zu verteidigen.«
Ich kannte eine ganze Anzahl dieser Tapfern und Mutigen, die das durchmachten; es ist sicherlich sehr betrüblich, jene ehrbaren tapfern Männer dahin kommen zu sehen; nach so vielen schönen Siegen, die sie errungen haben, nach so viel ausgezeichneten Eroberungen in Feindesland, heißen Gefechten, die ihre Tapferkeit geschlichtet hat, muß man zwischen den schönen Blumen und Blattverzierungen auf den siegreichen Helmen, die ihr Haupt schmücken, Hörner dazwischengemengt finden, die sie ganz und gar verunehren; nichtsdestoweniger ergötzen sie sich mehr an dem herrlichen Ruhm, den sie sich mit ihren siegreichen Gefechten, ehrenvollen Diensten und tapfern Heldentaten errungen haben, als darin, ihre Frauen zu beaufsichtigen und in ihre dunklen Höhlen hineinzuleuchten. So erobern sie sich, ohne daran zu denken, das Bürgerrecht der Stadt Cornwall; aber es ist doch sehr traurig; so kannte ich einen tapfern und tüchtigen Mann, der in sehr hohem Ansehen stand; als er sich eines Tages dabei vergnügte, von seinen Heldentaten und Eroberungen zu erzählen, sagte ein sehr ehrbarer und großer Edelmann, sein Verwandter und Vertrauter, zu einem andern: »Er erzählt uns hier von seinen Eroberungen, was mich wundert; denn seine Frau hat darin mehr gemacht als alle, die er je gemacht hat oder machen wird.«
Ich kannte verschiedene andere, die bei aller Hochanständigkeit, Würde und Ansehnlichkeit, mit der sie sich zeigten, dennoch jenen Halskragen eines Hahnreis trugen, der sie völlig verdunkelte; denn einen solchen Halskragen und Nagelschaden kann man nicht verbergen und verhehlen; eine so gute Miene man auch mache, so gut man sich auch halte, er wird erkannt und tritt offenkundig heraus. Was mich anlangt, so habe ich niemals in meinem Leben jemanden gesehen, der darum nicht seine Merkmale, seine Gesten, seine Stellung, nicht seinen Halskragen und Nagelschaden gehabt hätte, mit Ausnahme eines einzigen, mir bekannten, an dem auch der Scharfsichtigste nichts zu sehen oder zu kritisieren gehabt hätte, ohne seine Frau zu kennen; einen so feinen Anstand, gute Haltung und ehrenwerte und ernste Würde zeigte er.
Ich möchte gern die Damen bitten, die im Besitz so vollkommener Ehemänner sind, ihnen keine solchen Streiche zu spielen und Schande anzutun; aber sie werden mir auch sagen: »Und wo sind denn diese vollkommenen Gatten, die so sind, wie der, den Ihr soeben erwähntet?«
Meine Damen, ihr habt gewiß recht; denn es können nicht alle Leute wie Scipio und Cäsar sein, und es gibt keine solchen mehr. Ich bin also der Meinung, daß ihr darin euern Launen folgt; denn, da wir von Männern wie Cäsar reden, die allerfeinsten, die tugendhaftesten und tapfersten, haben das durchgemacht, wie ich sagte, und wie wir von jenem vollendeten Kaiser Trajan lesen, dessen Vollkommenheiten seine Frau Plotina nicht abhalten konnten, sich der Lust Hadrians völlig preiszugeben, der nach ihm Kaiser wurde; er zog reiche Bequemlichkeiten, Vorteile und Würden aus ihr, so daß er sein Hochkommen ihr zu verdanken hatte; er zeigte sich auch nicht undankbar, als er seine Größe erreicht hatte; denn er liebte sie und ehrte sie stets sehr, daher geriet er bei ihrem Tod in so großen Schmerz und wurde so betrübt, daß er zuletzt sogar eine Zeitlang Speise und Trank zurückwies; er weilte gerade drei oder vier Monate lang im narbonnesischen Gallien, wo er die Trauerbotschaft erfuhr; währenddessen schrieb er an den Senat, Plotina unter die Göttinnen zu erhöhen, und befahl, für ihre Bestattung die reichsten und prächtigsten Opfer zu veranstalten; indessen verwandte er die Zeit, zu ihrer Ehrung und zu ihrem Gedächtnis bei Nemausus, dem heutigen Nîmes, einen sehr schönen Tempel errichten zu lassen, der mit prächtigem und reichem Marmor, Porphyren und andern edlen Steinen geschmückt wurde.
Was Liebessachen und den Liebesgenuß anlangt, muß man sich also auf alles gefaßt machen: ist doch auch ihr Gott Cupido blind, wie bei manchen Frauen scheint, die die schönsten, ehrbarsten und vortrefflichsten Ehemänner haben, die man sehen kann; nichtsdestoweniger verlieben sie sich in so häßliche und schmutzige Männer, daß es alle Möglichkeit übersteigt.
Ich sah viele, über die man folgende Frage aufwarf: Welche Dame ist eine größere Dirne, jene, die einen sehr schönen und ehrbaren Gemahl und einen häßlichen, widerwärtigen und ihrem Manne so unähnlichen Kerl zum Freund hat; oder jene, die, im Besitz eines häßlichen und verdrießlichen Gemahls, einen lieben, einnehmenden Freund hat, darum aber trotzdem ihren Mann liebt und karessiert, als wäre er der schönste aller Menschen, wie ich es von vielen Frauen sah?
Gewiß, das allgemeine Urteil wird sein: die Frau, die einen schönen Gemahl hat und ihn verschmäht, um einen häßlichen Freund zu lieben, ist eine sehr große Metze, nicht mehr und nicht weniger wie eine schleckerhafte Person, die das gute Fleisch stehen läßt und das schlechte ißt. Auch wenn eine Frau einen schönen Menschen für einen häßlichen aufgibt, dann ist es sehr wahrscheinlich, daß sie es der baren Unzucht wegen tut, da es nichts Hurerisches, nichts zur Befriedigung der Unzucht Geeigneteres gibt als einen häßlichen Menschen, für dessen stinkenden, schmutzigen und lasziven Bocksschlauch sie mehr Gefühl hat als für ihren Mann. Gewöhnlich sind auch die schönen und ehrbaren Männer etwas empfindlicher und weniger geschickt, eine ausschweifende und zügellose Wollust zu sättigen als ein großer starker haariger Hurer, Bauer und Satyr.
Andere sagen, die Frau, die einen schönen Freund und einen häßlichen Gemahl liebt und beide karessiert, ist eine ebenso große Hure, weil sie von ihrer täglichen Portion und Beköstigung nichts verlieren will.
Solche Frauen gleichen denen, die über Land reisen, und die, wie es gerade in Frankreich geschieht, wenn sie am Abend zum Nachtmahl in die Herberge gekommen sind, nie vergessen, vom Wirt das Maß ihres Postgauls zu verlangen; er muß es haben, und wenn er bis an den Hals voll wäre.
Genau so wollen jene Frauen, wenn sie sich ins Bett legen, das Maß ihres Postgauls haben, von wem es auch immer sei; wie ich eine kannte, die einen Gemahl hatte, der sie tüchtig liebte; aber das genügt ihnen nicht, und sie verlangen doppeltes Maß; den Freund wollen sie für den Tag, der seine Schönheit beleuchtet und um so mehr der Dame die Lust nach ihm reizt, beim schönen Tagesschein gewährt es mehr Lust und Befriedigung; der häßliche Herr Gemahl ist für die Nacht; denn, wie man sagt, sind in der Nacht alle Katzen grau, und wofern die Dame ihre Begierden nur sättigt, denkt sie nicht daran, ob ihr Ehemann häßlich oder schön ist; denn wenn man, wie ich von mehreren weiß, in diesen Verzückungen der Lust steht, hat weder der Mann noch die Frau eine andre Einbildung oder Gedanken, außer an das, was sie im Augenblick treiben: von guter und unterrichteter Seite weiß ich allerdings, daß manche Damen ihren Liebsten glauben machten, wenn sie bei ihren Ehemännern wären, richteten sie ihre Gedanken auf ihre Freunde und dächten nicht an ihre Männer, um sich mehr Lust dabei zu verschaffen; und von Männern hörte ich sagen, wenn sie bei ihren Frauen wären, dächten sie aus derselben Veranlassung an ihre Geliebten; aber das sind Mißbräuche.
Die Naturphilosopben sagten mir, daß es nur der vorhandene Gegenstand allein wäre, der sie dann beschäftige, nichts Abwesendes, und brachten dazu eine Menge Gründe bei; ich bin aber nicht Philosoph und Gelehrter genug, ihre Gründe zu erörtern, und es sind auch manche schmutzige darunter. Ich will die Wahrheit beobachten, wie man sagt; um aber von diesem Bevorzugen häßlicher Liebschaften zu reden, so sah ich in meinem Leben gewaltig viel und wunderte mich hundertmal darüber.
Als ich einmal von einer Reise nach irgendeinem fremden Land zurückkam (ich will es nicht nennen, weil ich fürchte, man errät sonst, wovon ich reden will) und mich mit einer großen Dame von da und da unterhielt, wobei ich von einer andern großen Dame und Prinzessin redete, die ich dort gesehen hatte, fragte sie mich, wie sie liebe. Ich nannte ihr den Favoriten, den sie hatte, und der weder schön noch anständig und sehr geringer Qualität war. Sie gab mir zurück: »Wahrhaftig, sie tut sich sehr unrecht und würdigt ihre Liebe sehr wenig, wo sie doch so schön ist und für so ehrbar gehalten wird.«
Diese Dame hatte recht, so zu mir zu reden; denn sie verstellte sich weder, noch widersprach dem ihr Verhalten; sie hatte nämlich einen ehrbaren Freund, der ein großer Günstling von ihr war. Alles in allem, wird sich eine Dame niemals einen Vorwurf zu machen haben, wenn sie etwas Schönes lieben und auswählen will; sie tut auch ihrem Gemahl kein Unrecht, es sei denn, es handle sich um die Liebe zu ihrer Nachkommenschaft; es gibt ja auch Ehemänner, die so häßlich, so dumm, solche Tröpfe und Maulaffen, solche Feiglinge und Kujone, so widerwärtig und geringwertig sind, daß ihre Frauen lieber gar keine Kinder von ihnen haben wollen, wenn sie ihnen gleichen. Ich kannte verschiedene Damen, die Kinder von solchen Männern hatten; sie waren genau so wie ihre Väter; waren's aber Pfänder ihrer Freunde, so übertrafen sie ihre Väter, Brüder und Schwestern in allen Dingen.
Auch haben manche Philosophen, die darüber handelten, stets daran festgehalten, daß die dermaßen empfangenen oder gestohlenen oder geheim und unversehens gemachten Kinder weit feiner sind, eine weit nettere Art haben, in der sie gewandter und wohlgeratener aufwachsen, als jene, die schwerfällig, plump, matt, mit Muße und sozusagen in halbem Schlummer gezeugt wurden, in dem man nur an viehischen Genuß denkt.
Auch hörte ich von Gestütsmeistern der Könige und großen Herren sagen, sie hätten es oft die besten Pferde werden sehen, die ihre Mütter unversehens wegbekommen hätten, gegen andere, die dem Experimentieren der Gestütsherren mit bestimmten Zuchthengsten ihre Entstehung verdankten: gerade so ist es mit den Menschen.
Wie viele Damen sah ich doch, die die schönsten, ehrbarsten und wackersten Kinder erzeugt hatten; hätten ihre angeblichen Väter sie gemacht, sie wären wahrhaftige Kälber und das reine Vieh geworden.
Daher ist es von den Frauen sehr umsichtig, wenn sie sich zur Erzeugung guter Rassen mit guten und schönen Zuchthengsten versorgen. Aber ich habe auch sehr viel solche gesehen, die schöne Ehemänner hatten und sich mit häßlichen Freunden und gemeinen Beschälern versahen, woraus eine scheußliche und elende Nachkommenschaft auf die Welt kam.
Das ist eine der ausgemachtesten Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten der Hahnreischaft.
Ich kannte eine Dame von da und da, die einen sehr häßlichen und albernen Mann hatte; aber unter vier Töchtern und zwei Söhnen, die sie hatte, waren nur zwei, die etwas taugten, und die waren von ihrem Freund gemacht; die andern, die von ihrem Tropf von Ehemann stammten (ich möchte lieber sagen Baumkauz; denn er sah so aus), waren sehr garstig.
Die Damen müssen in dieser Beziehung sehr vorsichtig und geschickt sein; denn gewöhnlich gleichen die Kinder ihren Vätern; tun sie es nicht, rührt's sicher an ihre Ehre; so machte ich die Erfahrung, daß viele Damen die Sorgfalt hatten, aller Welt einzureden, ihre Kinder glichen ganz und gar ihrem Vater und nicht ihnen, obwohl dies gar nicht der Fall war; denn das ist das größte Vergnügen, das man den Frauen machen kann, weil es den Anschein erweckt, daß sie das Kind nicht von einem andern haben, obwohl das Gegenteil wahr ist.
Ich befand mich einmal in einer sehr großen Gesellschaft am Hofe, wo man das Porträt zweier Töchter einer sehr großen Königin betrachtete. Ein jeder sagte seine Meinung, wem sie glichen, und alle behaupteten, sie glichen ganz und gar der Mutter; ich aber, ein sehr ergebener Diener der Mutter, bejahte es und sagte, sie hätten alles vom Vater; und wenn man den Vater gekannt und gesehen hätte, wie ich, so würde man mir Gerechtigkeit widerfahren lassen. Das rechnete mir die Schwester jener Mutter hoch an und wußte mir viel Dank dafür, um so mehr, als es manche mit Absicht gesagt hatten, weil man sie im Verdacht einer Liebschaft hatte und daß irgendwie »Staub in ihre Flöte« gekommen wäre, wie man sagt; daher schlug meine Meinung über die Ähnlichkeit mit dem Vater alles nieder. Wer eine Dame liebt und Kinder von ihrem Fleisch und Blut vor die Augen bekommt, der soll daher stets sagen, sie seien ganz der Vater, wenn es auch nicht wahr ist.
Wenn man freilich sagt, sie haben ein wenig von der Mutter, so braucht das kein Unrecht zu sein; ein Edelmann am Hofe, mein großer Freund, sagte es so, als er in Gesellschaft von zwei Edelleuten, zwei Brüdern, die beim König in ziemlich hoher Gunst standen, gefragt wurde, wem sie glichen, dem Vater oder der Mutter, und da antwortete er, der kalte gliche dem Vater, der warme der Mutter; mit diesem Witz versetzte er der Mutter eins, die ein heißes Temperament hatte; in der Tat hatten die beiden Kinder an den beiden Gemütsarten, der warmen und der kalten, teil.
Eine andre Gattung der Hahnreie sind nun noch, die es durch Verachtung gegen ihre Frau werden, wie ich mehrere kannte, die im Besitz sehr schöner und ehrbarer Frauen waren, sie aber nicht wert hielten, verachteten und verschmähten. Als sich jene, die gewandt und voller Mut waren und aus gutem Hause stammten, so verschmäht fühlten, zahlten sie ihnen mit gleicher Münze heim: nach schöner Liebe war's ein Umschwung, und daher die Wirkung; denn, wie der italienische oder neapolitanische Refrain sagt: amor, non si vince con altro che con sdegno.
Wenn also eine schöne und ehrbare Frau, die sich als solche fühlt und ihres Wertes bewußt ist, sieht, daß ihr Gemahl sie verschmäht, auch wenn sie ihm die größte eheliche Liebe von der Welt entgegenbringt, so schafft sie ihn ab, sofern sie nur ein bißchen Herz hat, denkt an sich und sucht sich anderswie einen Freund, der ihr in ihren kleinen Bedürfnissen hilft, und predigte man ihr noch so sehr und hielte ihr die Gebote des Gesetzes entgegen.
Ich kannte zwei Damen vom Hofe, zwei Schwägerinnen: die eine hatte einen Gatten, der in hoher Gunst stand, einen sehr gewandten Höfling, der indessen seine Frau nicht wert hielt, wie er in Anbetracht ihrer Herkunft sollte; vor der Welt sprach er von ihr wie von einer Wilden und fuhr sie hart an. Sie ertrug es eine Zeitlang geduldig, bis ihr Gemahl ein wenig in Ungnade fiel; das merkte sie, und da sie es ihm tüchtig nachgetragen hatte, nahm sie die Gelegenheit beim Schopf und gab ihm alsbald die Verachtung zurück, die er ihr gezollt hatte, indem sie ihn schlankweg zum Hahnrei machte; ebenso machte es ihre Schwägerin, die sich ein Beispiel an ihr nahm; diese war sehr jung und in zartem Alter verheiratet worden, ihr Gemahl achtete sie aber nicht, wie es seine Pflicht war; als sie aber älter wurde und ihr Herz spürte und ihre Schönheit entdeckte, bezahlte sie ihn mit der gleichen Münze und machte ihm als Zinsen für die Vergangenheit ein Präsent von schönen Hörnern.
Einstens kannte ich einen großen Herrn, der zu seinen größten Wonnen als Freundinnen zwei Kurtisanen besaß, darunter eine Maurin, ohne seiner Frau zu achten, obwohl sie ihn mit allen Ehren, Freundschaften und Gattenehrerbietungen bedachte, wie sie nur konnte; er aber gönnte ihr keinen freundlichen Blick und keine herzliche Umarmung, von hundert Nächten bewilligte er ihr bloß zwei. Was sollte die Ärmste nach solchen Unwürdigkeiten tun, außer sie wählte sich ein vakantes Bett, verkuppelte sich mit einer anderen Hälfte und nahm, was sie wollte?
Wenn dieser Ehemann es wenigstens, wie ein andrer, den ich kenne, gemacht hätte, der von solcher Gemütsart war, daß er von seiner sehr schönen Frau bedrängt wurde, während er sich anderswo vergnügt machte und freimütig zu ihr sagte: »Gut, such' dir deine Befriedigung anderswo, ich erlaube es dir. Mach' deinerseits, was du mit einem andern machen willst, ich lasse dir deine Freiheit; kümmere dich auch nicht um meine Liebschaften und laß mich tun, was mir gefällt. Ich hindere deine Freuden und Vergnügungen durchaus nicht, also hindere auch die meinigen nicht.« So war nun jeder frei, und beide warfen die Federn in den Wind; der eine ging zur Linken, die andere zur Rechten, ohne daß sich eines ums andere bekümmerte; das nenne ich ein gutes Leben.
Desgleichen kenne ich einen impotenten, kränklichen, gichtischen Greis, der eines Tages, da er seine sehr schöne Frau nicht befriedigen konnte, wie sie es verlangte, zu ihr sagte: »Ich weiß wohl, meine Liebe, daß meine Impotenz deinem munteren Alter nicht bekommt. Ich mag dir aus diesem Grund sehr hassenswert erscheinen, und es ist unmöglich, daß du mir als Weib sehr geneigt sein kannst, als wenn ich die ordentlichen Geschäfte eines starken und robusten Gemahls verrichtete. Ich entschloß mich jedoch, dir die vollständige Liebesfreiheit zu geben und zu erlauben, daß du dir irgendeinen andern anschaffen kannst, der dich besser zu befriedigen vermag als ich; vor allem aber wähle mir einen aus, der bescheiden und verschwiegen ist, der dir und mir und allen kein Ärgernis gibt, der dir ein paar schöne Kinder machen kann, die ich lieben und halten werde wie meine eigenen; so daß die ganze Welt glauben mag, es sind unsere wahren und legitimen Kinder, zumal ich ja immer noch einige Kräfte in mir habe, und mein körperliches Aussehen genügt, daß man sie für die meinigen halten kann.« Es kann sich nun jeder denken, ob diese schöne junge Frau froh war, diese angenehme hühsche kleine Ermahnung zu bekommen, zugleich mit der Erlaubnis, die lustige Freiheit zu genießen; sie machte denn auch einen so guten Gebrauch davon, daß sie in einem Nu das Haus mit zwei oder drei schönen Kinderchen bevölkerte, an denen der Gemahl, weil er sie manchmal berührte und mit ihr schlief, teilzuhaben meinte, und mit ihm glaubte es alle Welt; so waren Mann und Frau sehr zufrieden und führten ein schönes Familienleben.
Eine andere Gattung Hahnreie kann auf eine lustige Meinung, die manche Frauen haben, zurückgeführt werden; nämlich, daß es nichts Schöneres, nichts Erlaubteres, nichts Schätzbareres gibt als die Nächstenliebe, indem sie sagen, sie erstreckt sich nicht nur darauf, daß man den Armen gibt, die unterstützt werden müssen und die Hilfe aus dem Hab und Gut der Reichen brauchen, sondern daß man auch den armen schmachtenden Liebhabern, die man in heißem Liebesfeuer brennen sieht, das Feuer ersticken hilft: »Denn was kann wohltätiger sein,« sagen sie, »als einem, den man im Sterben liegen sieht, das Leben wiederzugeben, einen Verschmachtenden wieder zu erfrischen?« Wie jener tapfere Paladin, der Herr von Montauban, sagte, als er bei Ariost der schönen Ginevra die Stange hielt: »Gerade die soll sterben, die ihrem Liebhaber das Leben nimmt, nicht die, die es ihm gibt.«
Er sagte das zwar von einem Mädchen, mit um so größerem Recht aber ist solche Nächstenliebe Frauen gegenüber in Erinnerung zu bringen, weil jenen die Börsen noch nicht gelöst sind und offen stehen wie den Frauen, bei denen sie, wenigstens bei manchen, sehr weit und sehr zweckmäßig ist, daß sie darin ihre Nächstenliebe loslassen können. Dabei erinnere ich mich der Geschichte einer sehr schönen Hofdame, die an einem Lichtmeßtage ein Kleid aus weißem Damast angelegt hatte und mit einem Gefolge in Weiß erschien, so daß es an diesem Tage nichts Schöneres und Weißeres gab; ihr Liebhaber hatte eine ihrer Freundinnen gewonnen, die ebenfalls eine schöne Dame war, aber ein wenig älter, der Rede mächtiger und vorzüglich geeignet, sich für ihn ins Mittel zu legen; während alle drei ein sehr schönes Bild betrachteten, auf dem eine Caritas in blühender Reinheit und mit weißem Schleier gemalt war, sagte jene zu ihrer Freundin: »Ihr tragt heute dasselbe Kleid wie diese Caritas; da Ihr sie aber soweit vorstellt, müßt Ihr Euch auch wirklich so gegen Euren Anbeter erweisen; denn nichts ist so schätzbar wie Barmherzigkeit und Nächstenliebe, in welcher Gestalt sie sich auch bewähre, wofern es nur in der guten Absicht geschieht, seinem Nächsten zu helfen. Gebraucht sie denn: und wenn Euch Scheu vor Eurem Gemahl und vor der Ehe vor den Augen schwebt, so ist das ein leerer Aberglauben, den wir Frauen nicht haben dürfen, da uns die Natur Güter verschiedener Art gegeben hat, nicht damit wir sie aufsparen, wie ein schmutziger Geizhals seinen Schatz, sondern damit wir sie ehrenvollerweise an die notleidenden und bedürftigen Armen verteilen. Freilich gleicht unsere Keuschheit einem Schatze, den man in niedrigen Dingen nicht angreifen darf; für hohe und große Dinge aber soll man ihn freigebig und ohne Knickerei ausgeben. Ebenso soll man von seiner Keuschheit mitteilen; gegen Personen von Verdienst und Würde, die leiden, muß man freigebig sein, den gemeinen, wertlosen und gering Bedürftigen muß man sie verweigern. Was unsere Gatten anlangt, so sind das wahrhaftig schöne Götzenbilder, daß wir ihnen allein unsre Gelübde und unsre Kerzen weihen und den andern schönen Göttern nichts davon zuteilen! Denn ein Gelübde nur Gott, sonst niemandem weiter!«
Diese Rede mißfiel der Dame keineswegs und schadete auch ihrem Liebhaber nicht, der es nach kurzer Beharrlichkeit spürte. Indessen sind solche Predigten der Nächstenliebe für die armen Ehemänner sehr gefährlich. Ich hörte (ich weiß nicht, ob es wahr ist, und will es auch nicht Wort haben), daß die Hugenotten im Anfang, als sie ihre Religion begründeten, ihre Predigten bei Nacht und im geheimen abhielten, weil sie fürchteten, überrascht, aufgehoben und bestraft zu werden; so waren sie auch eines Tages in der Rue St. Jacques zu Paris, zur Zeit König Heinrichs II., wo große Damen, die ich kenne und die hingingen, um diese Nächstenliebe zu empfangen, eine Überraschung erlebten. Nachdem der Prediger gesprochen hatte, empfahl er ihnen am Schluß die Nächstenliebe; unmittelbar darauf löschte man die Kerzen aus, und ein jeder und eine jede übte sie gegen seinen Bruder und seine Schwester in Christo, indem sie einander nach Wollen und Können begabten; ich würde es aufrichtig nicht zu sagen wagen, wenn man mir nicht versichert hätte, daß es wahr wäre; aber es ist möglicherweise auch nur reine Lüge und Verleumdung. Ich weiß jedoch bestimmt, daß in Poitiers damals die Frau eines Advokaten lebte, genannt die schöne Gotterelle, die ich selbst gesehen habe; sie gehörte zu den schönsten und begehrtesten Frauen, die damals in der Stadt waren, und hatte die süßeste Anmut und Gestalt; ein jeder warf daher seine Augen und sein Herz auf sie. Nach der Predigt ging sie durch die Hände von zwölf Schülern hintereinander, sowohl am Konsistorium, wie unter einem Schutzdach, ja ich hörte sogar, unter einer Brustlehne des Altmarkts, ohne daß sie auch nur einmal zankte oder sich sonst weigerte; sie verlangte bloß den Predigtsprucb und nahm einen nach dem andern freundlich auf, als ihre wahren Brüder in Christo. Sie setzte diese Almosenspenden lange Zeit fort, wollte sie aber niemals betrüglicherweise einem Papisten gewähren. Nichtsdestoweniger gelang es mehreren Papisten, die sich von ihren hugenottischen Freunden den Spruch und die Redeweise liehen, sie zu besitzen. Andere gingen absichtlich zur Predigt, stellten sich reformiert, um ihn zu erfahren und die schöne Frau zu genießen. Ich war damals als junger Student in Poitiers, als verschiedene gute Freunde von mir, die ihr Teil genossen hatten, es mir sagten und beschworen; auch ging das Gerücht in der Stadt. Ist das nicht eine lustige Nächstenliebe und eine Gewissenhaftigkeit von der Frau, die Auswahl unter ihren Religionsangehörigen zu treffen? Noch eine andre Art der Nächstenliebe, die häufig geübt wird, findet man gegenüber armen Gefangenen betätigt, die im Gefängnis liegen und des weiblichen Umgangs beraubt sind; die Frauen der Kerkermeister und die Wächterinnen oder die Kastellaninnen, die Kriegsgefangene auf ihren Schlössern haben, bemitleiden sie, gönnen ihnen ihre Liebe und lassen ihnen Barmherzigkeit und Nächstenliebe zuteil werden; so sagte einmal eine römische Kurtisane zu ihrer Tochter, in die ein Galan höchlich verliebt war, während sie es ihm nicht für einen Heller geben wollte: E dagli, al manco per misericordia. (...)



aus 
"Das Leben der galanten Damen" von Pierre de Brantôme (1540-1614)
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