(...)
Ach, wieviel ehrbare Damen hat man schon gekannt, die auf der Tat
ertappt, gescholten, geschlagen wurden; man überredete und
ermahnte
sie, mit Gewalt wie mit Milde, es nie wieder zu tun; sie versprechen
es, schwören und beteuern, keusch zu
werden, und dann handeln sie nach dem Sprichwort: passato il
pericolo, gabbato il santo, und kehren toller denn vorher in den Liebeskrieg zurück; man
kennt
sogar verschiedene, die, irgendeinen nagenden Wurm in der Seele
spürend, von selbst die heiligsten und feierlichsten
Gelübde leisteten,
sie aber nicht hielten, sondern bereuten, reumütig zu sein,
wie Herr du
Bellay Joachim du Bellay unter Franz I. von den reumütigen
Kurtisanen
sagt. Solche Frauen versichern, es sei sehr schwer, eine so
süße
Gewohnheit für nun und immerdar von sich abzutun, da sie ja
doch nur so
kurze Zeit auf der Welt seien.
Ich
verweise dabei gern auch auf
ein paar schöne Mädchen, die jung bereuend den
Schleier nahmen und ins
Kloster gingen, und auf das, was sie antworteten, wenn man sie auf
Glauben und Gewissen fragte, und wie sie sehr oft wünschten,
ihre hohen
Mauern würden niedergeworfen, damit sie entfliehen
könnten.
Daher
sollten die Ehemänner, wenn ihre Frauen den ersten Fehltritt
gegen ihre
Ehre begangen haben, auf nichts anderes sinnen, um sie zu
bändigen, als
ihnen die Zügel zu lockern, und nur anempfehlen, verschwiegen
zu sein
und jeden Skandal zu vermeiden; denn alle Heilmittel der Liebe, die
Ovid je gelehrt hat, und eine Unmenge noch feinere, die später
erfunden
wurden, oder sogar die erprobten von Meister François
Rabelais, die er
dem ehrwürdigen Panurg lehrte, sie würden zu nichts
nütze sein; am
allerbesten wär's, man verfährt nach dem Refrain
eines alten Lieds, das
aus der Zeit König Franz' I. stammt und ausgeht:
Qui
voudroit garder qu'une femme
N'aille du tout à l'abandon
Il faudroit la fermer dans une pipe
Et en jouir par le bondon.
Zur
Zeit König Heinrichs brachte ein gewisser
Kurzwarenhändler ein
Dutzend Maschinen auf die Messe von St. Germain, mit denen den Frauen
der Geschlechtsteil beklammert werden konnte; sie waren aus Eisen gefertigt, umgürteten wie ein
Gürtel, ließen sich
von unten anlegen und mit einem Schlüssel schließen;
sie waren so fein
gearbeitet, daß es der einmal damit gefesselten Frau nicht
möglich war,
sich damit die süße Lust zu verschaffen, da nur ein
paar ganz kleine
enge Löcher für den Harn vorhanden waren.
Man sagt, etwa fünf
oder sechs eifersüchtige böse Ehemänner
kauften sie und schlössen ihre
Frauen damit so zu, daß sie wohl sagen konnten:
»Adieu, gute Zeit.«
Dennoch sann eine dieser Frauen darauf, sich an einen in seiner Kunst
sehr geschickten Schlosser heranzumachen, sie zeigte ihm die besagte
Maschine und sonst alles, und als ihr Gemahl ins Feld gerückt
war,
verlegte er sich so darauf, daß er ihr einen
Nachschlüssel schmiedete,
womit die Dame jederzeit öffnete und schloß, wann
sie nur wollte. Der
Gemahl erfuhr das niemals, sie aber weidete ihre Seele an dem
schönen
Vergnügen, trotz des Tropfes, des eifersüchtigen
Hahnrei von Gemahl,
der vermeinte, niemals drohe ihm die Hahnreischaft. Aber der schlimme
Schlosser, der den Nachschlüssel machte, verdarb alles; nach
dem, was
man sagt, tat er freilich am besten; denn er war der erste, der davon
kostete und ihn zum Bocke machte; es war auch keine Gefahr dabei; denn
Venus, die schönste Frau und Hure von der Welt, hatte den
Schmied und
Schlosser Vulkan zum Gemahl, einen sehr gemeinen, schmutzigen,
hinkenden und überaus häßlichen Kerl.
Man
sagte weiter: viel
feine ehrbare Edelleute am Hofe bedrohten den Eisenhändler
dermaßen,
daß sie ihn töten wollten, wenn er sich je wieder
mit solchen
Ausbesserungen befasse und mit den anderen wiederkäme, die er
sich noch
zurückbehalten hätte; das tat er; dann wurde nicht
mehr davon geredet.
Es war auch gut so; denn das genügte, um die halbe Welt
zugrunde zu
richten, weil sie nicht bevölkert werden könnte, da
solche Schlösser,
Fesselungen und Verschlüsse, diese abscheulichen und
scheußlichen Feinde der menschlichen Vermehrung, es hindern.
Es
gibt welche, die ihre Frauen Eunuchen in Obhut geben, was vom Kaiser
Alexander Severus streng verboten wurde, indem er ihnen den strengsten
Befehl gab, niemals mit den römischen Damen zu verkehren; sie
wurden
aber dabei erwischt; nicht, daß sie zeugten und die Frauen
schwängerten, aber sie bekamen von ihnen Stimmungen und
Vorahnungen
leichter Lüste, Annäherungen sozusagen an das
Vollkommene: Darum
bekümmern sich manche Männer freilich nicht und
sagen, ihr Hauptschmerz
über den Ehebruch ihrer Frauen käme nicht daher,
daß sie sich lieben
ließen, sondern ihr höchster Ärger sei,
Wesen, die sie nicht gemacht
hätten, als Kinder ernähren, aufziehen und behalten
zu müssen; denn
ohne das wäre es ihre geringste Sorge; so kannte ich
verschiedentliche,
die sich ganz und gar nicht darum kümmerten, wenn sich nur die
Erzeuger
gutmütig und gefällig fanden, ihren Frauen eine gute
Rente zu geben und
sie zu unterhalten; ja sie rieten ihren Frauen, sie um eine Pension zu
bitten, damit sie das Kleine, das sie ihnen gemacht hatten,
nährten und
unterhielten. So hörte ich von einer großen Dame
erzählen, die
Villeconnin erzeugte, ein Kind König Franz' I. Sie bat ihn,
ihr vor
seinem Tode für das Kind, das er ihr gemacht habe, etwas
Vermögen zu
geben oder anzuweisen, was er auch tat. Er wies ihm 200000 Taler bei
der Bank an, die sich für ihn verzinsten und immer in den
Interessen
summierten, von einem Wechselkurs zum andern, so daß er,
groß geworden,
so großartige Ausgaben machte, einen so bedeutenden Aufwand
trieb und
verschwenderisch lebte, daß ein jeder darüber
staunte, man vermutete,
er besäße irgendeine Dame, von der man keine Ahnung
hätte; an seine
Mutter glaubte man keineswegs; aber da er mit ihr hauste, urteilte
jeder, der große Aufwand, den er mache, rühre von
ihrem Besitz her;
dennoch war das Gegenteil wahr; denn sie war seine Mutter; das
wußten
aber nur wenige, da man seine Abstammung und Zeugung nicht kannte.
Letztere enthüllte sich erst, als er in Konstantinopel starb
und sein
Heimfall, als der eines Bastards, dem Marschall von Retz
verliehen
wurde, der so schlau war, sehr zu seinem Nutzen die gute Beute zu
entdecken; er legte seine Hand darauf, stellte die so lange verborgene
Bastardschaft fest und empfing das Heimfallsgeschenk vorweg vor Herrn
von Teligny, der von besagtem Villeconnin zum Erben bestimmt gewesen
war.
Indessen
sagten andere, die Dame hätte das Kind von einem andern gehabt
als vom
König; dieser Reichtum sei also ihr Eigentum gewesen; aber
Herr de Retz
forschte so lange bei den Banken nach, bis er das Geld und die
Verschreibung des Königs Franz fand; einige redeten auch von
einem
andern Fürsten, der nicht so groß war wie der
König, oder von einem
noch Geringeren; um aber alles zu decken und das Kind sicherzustellen,
war es nicht schlecht, alles auf die Majestät zu schieben, wie
man's an
anderen auch erlebt hat.
Ich glaube, es gibt überall auf der Welt
und auch in Frankreich solche Frauen; wenn sie glauben
dürften, um
solchen Preis Kinder zu erzeugen, so könnten die
Könige und die Großen
ihnen leicht auf den Leib kommen; aber sehr oft lassen sie sich lieben
und bekommen keine großen Bissen dafür; werden
vielmehr sehr darum
betrogen; denn so Großen geben sie sich nur hin, um das galardon
zu bekommen, wie der Spanier sagt.
Über
diese angeblichen und zweifelhaften Kinder ist eine sehr
schöne Frage
aufzuwerfen; nämlich: ob sie die väterlichen und
mütterlichen Güter
erben dürfen, und ob es eine große Sünde
von den Frauen ist, sie erben
zu lassen; die Frau müsse es dem Gemahl enthüllen und
die Wahrheit
sagen. So meint der Herr Professor Schlaukopf. Aber diese Ansicht ist
nicht gut, sagen andere, weil die Frau in diesem Fall sich selbst
beschimpfen würde, und dazu ist sie nicht verpflichtet; denn
der gute
Name ist ein größeres Gut als die zeitlichen
Güter, sagt Salomo.
Es ist also besser, das Kind bekommt das Vermögen, als
daß der gute Name verdorben wird; denn, wie ein Sprichwort
sagt: mieux vaut bonne renammée que ceinture
dorée.
Hieraus leiten die Theologen eine Maxime ab, die lautet: Wenn
zwei
Vorschriften und Gebote uns Pflichten auferlegen, so muß die
schwächere
der stärkeren weichen. Nun steht das Gebot, seinen guten Ruf
zu
bewahren, höher, wie jenes, das empfiehlt, das Gut anderer
zurückzuerstatten; es muß also jenem wohl vorgezogen
werden.
Weiter,
wenn die Frau es ihrem Gatten entdeckt, so bringt sie sich in Gefahr,
von ihm selbst getötet zu werden; es ist aber streng verboten,
sich dem
Tode in den Rachen zu werfen; genau wie es einer Frau verboten ist,
sich zu töten, wenn sie Angst hat, vergewaltigt zu werden,
oder nachdem
sie vergewaltigt worden ist; sonst beginge sie eine Todsünde.
Es ist
sogar besser, sich vergewaltigen zu lassen, wenn man sich durch Fliehen
oder Schreien nicht helfen kann, als daß man sich selbst
tötet; denn
die leibliche Schändung ist keine Sünde,
außer wenn sie im Geiste
mitgewollt wird. So antwortete die heilige Lucia dem Tyrannen, der ihr
damit drohte, sie ins Bordell bringen zu lassen: »Wenn Ihr
mich
vergewaltigen laßt, wird meine Keuschheit zwiefach
gekrönt werden.«
Aus
diesem Grunde hat Lukretia bei manchen Achtung gefunden. Freilich
würden die heilige Sabina und die heilige Sophoniena mit
anderen
christlichen Jungfrauen, die sich das Leben nahmen, um nicht in die
Hände der Barbaren zu fallen, von unseren
Kirchenvätern und Gelehrten
für schuldlos erklärt, die sagten, sie seien
irgendwie vom Heiligen
Geist getrieben worden; in demselben Heiligen Geist legte ein erst
jüngst Christin gewordenes cypriotisches Fräulein,
als sie nach der
Belagerung von Cypern mit mehreren anderen ähnlichen Damen als
Beute
der Türken weggeschleppt wurde, heimlich Feuer an das Pulver
der
Galeere, so daß in einem Augenblick alles in Flammen aufging
und mit
ihr verzehrt wurde, wobei sie sprach: »Wolle Gott nicht mehr,
daß unser
Leib von diesen gemeinen Türken und Sarazenen befleckt und
entweiht
werde!« Und Gott weiß, vielleicht war er schon
geschändet, und sie
wollte es also vergelten; oder ihr Herr hatte sie nicht
berühren
wollen, um mehr Geld aus ihr herauszuschlagen, indem er sie als
Jungfrau verkaufte, wie man in jenen Ländern, wie
auch in allen anderen, nach einem unberührten Bissen besonders
lüstern ist.
Um
nun wieder auf die Leibwache jener armen Frauen
zurückzukommen, so
begehen, wie ich schon sagte, die Eunuchen dennoch mit ihnen Ehebruch
und machen ihre Gatten zu Hahnreien, immer allerdings abgesehen von der
Zeugung.
Ich kannte zwei französische Frauen, die sich dazu
hergaben, zwei kastrierte Edelleute zu lieben, um nicht schwanger zu
werden; trotzdem hatten sie davon Vergnügen und gaben kein
Ärgernis.
Aber in der Türkei und Berberei gibt es so
eifersüchtige Ehemänner,
die, von diesem Betrug in Kenntnis gesetzt, ihre armen Sklaven ganz und
gar kastrieren und sie glatt abschneiden lassen. Wie Kenner der
Türkei
sagen und schreiben, kommen von zwölfen, an denen sie die
Grausamkeit
ausüben, bloß zwei davon, ohne zu sterben; wer
davonkommt, den lieben
und verehren sie als wahren, sicheren und keuschen Hüter ihrer
Frauen
und als Bürgen ihrer Ehre.
Wir Christen üben diese gemeinen und
allzu schauderhaften Grausamkeiten nicht; aber an Stelle jener
Beschnittenen geben wir den Frauen sechzigjährige Greise zur
Wache, wie
es in Spanien und selbst am Hofe der Königinnen geschieht, wo
ich sie
als Hüter der Töchter, ihres Hofes und ihres Gefolges
sah. Aber weiß
Gott! es gibt Greise, die Mädchen und Frauen hundertmal mehr
verderben
können, als wie Jünglinge; die hundertmal
brünstiger, erfinderischer
und geschickter darin sind, sie zu gewinnen und zu verführen.
Ich
glaube, solche Hüter sind, wenn sie auch an Haupt und Kinn
weiße Haare
tragen, nicht sicherer als junge; ebensowenig sind es aber auch die
alten Frauen; so führte einmal eine alte spanische
Hofmeisterin ihre
Mädchen durch einen großen Saal, an dessen
Wänden natürliche männliche
Glieder sehr groß und übermenschlich gemalt waren,
und sagte: »Mira que
tan bravos no los pintan estos hombres, como quien no los
conociese.«
Die Mädchen wandten sich zu ihr und nahmen ihre
Belehrung entgegen, eine
ausgenommen, die ich kannte, die sich dumm stellte und eine ihrer
Gefährtinnen fragte, was für Vögel das
wären; denn es waren ein paar
darunter mit Flügeln bemalt. Sie bekam zur Antwort, das seien
Vögel aus
der Berberei, und die natürlichen seien noch schöner
als die gemalten.
Und Gott weiß, ob sie deren nie gesehen hatte; aber sie
stellte sich
wenigstens so.
Viele Ehemänner täuschen sich sehr oft über
diese
Bewachung; sie meinen, wofern ihre Frauen nur in den Händen
von Alten
seien (die von den Mädchen mit dem Ehrennamen Mutter genannt
werden),
so stünde ihr Schoß in bester Hut; gerade aber, wenn
sie in dieser Hut
sind, ist nichts leichter, als sie zu verführen und zu
gewinnen; denn
bei der habsüchtigen Natur, die ihnen innewohnt, nehmen sie
mit allen
Händen, um ihre Schutzbefohlenen zu verkaufen.
Andere wieder
können nicht immer über jene jungen Frauen wachen,
die stets
Gehirnschmalz haben, und besonders, wenn sie verliebt sind; die meiste
Zeit schlafen sie in einem Winkel am Kamin, und in ihrer Gegenwart
werden die Hahnreie gehämmert, ohne daß sie darauf
achtgäben oder etwas
davon inne würden.
Ich kannte eine Dame, die einmal in Gegenwart
ihrer Gouvernante liebte, und zwar so behutsam, daß diese es
nie gewahr
wurde. Eine andere machte es ebenso in Gegenwart ihres Gemahls,
sozusagen vor seinen Augen, während er Karten spielte.
Andere
alte Weiber haben schwache Beine; sie können ihren Damen nicht
im
schnellen Trab folgen; bevor sie ans Ende einer Allee oder eines
Gehölzes oder in ein Kabinett kommen, haben ihre Damen die
Sache schon
weg, ohne daß sie es bei ihrer Kurzsichtigkeit oder
Beinschwäche
merkten oder etwas sahen. Noch andere alte Weiber und Hofmeisterinnen,
die das Metier praktizierten, haben nun Mitleid, wenn sie die Jungen
fasten sehen, und sind so gutmütig, ihnen von selbst den Weg
zu bahnen,
ihnen zuzureden und nach Kräften beizustehen. Auch sagte
Aretino: Das
größte Vergnügen einer Dame, die das
durchgemacht hat, und ihre
allergrößte Befriedigung bestände darin,
andere Damen ebenso hineinzubringen.
Wenn
man also einen guten Liebeswächter haben will, dann wende man
sich
lieber an eine alte Kupplerin als an eine junge Frau. Auch ich
weiß von
einem sehr feinen Manne, daß es ihm kein Vergnügen
machte, und daß er
es seiner Frau ausdrücklich verbot, mit alten Weibern je
Umgang zu
haben, weil sie zu gefährlich seien; mit jungen Frauen
könne sie
verkehren, soviel sie wolle; dazu brachte er viele gute Gründe
bei, die
ich bessern Rednern zu besprechen überlasse.
Daher vertraute ein
vornehmer Herr von da und da, den ich kannte, seine Frau, auf die er
eifersüchtig war, einer seiner Basen an, einem
Mädchen zwar, um sie zu
überwachen; das besorgte sie sehr gut, wenn sie es auch
ihrerseits zur
Hälfte mit dem Naturell des Ortolanhundes machte, der nie von
dem Kohl
aus seines Herrn Garten frißt und auch die anderen nicht
davon fressen
lassen will; diese aber ließ es sich schmecken und wollte
ihre Cousine
nicht davon kosten lassen: das heißt, die andere bekam
indessen immer
einmal etwas weg, was sie nicht gewahr wurde, so schlau sie auch war,
oder sie stellte sich so, als merke sie es nicht. Ich könnte
noch eine
Unmenge von Gegenmitteln anführen, deren sich die armen
eifersüchtigen
Hahnreie bedienen, um ihre Frauen zu fesseln, anzubinden und kurz zu
halten, damit sie den Sprung nicht machen; aber es nützt ihnen
nichts,
all diese alten Mittel anzuwenden, von denen sie haben reden
hören, und
neue auszudenken, das ist verlorene Mühe. Wenn die Frauen
einmal den
nagenden Wurm der Verliebtheit im Schädel haben, schicken sie
ihre
Gatten jederzeit zu Guillot dem Träumer; ich
hoffe darüber in einem Kapitel zu reden,
das ich halb fertig habe, nämlich über die
Schlauheiten und
Hinterlisten der Frauen in diesem Punkt, die ich mit den Kriegslisten
und militärischen Listen der Soldaten vergleiche. Das
schönste
Gegenmittel aber, die
sicherste und freundlichste Bewachung, die der eifersüchtige
Gatte
seiner Frau geben kann, besteht darin, sie ganz nach ihrem
Gutdünken
gehen zu lassen, wie ich einen verheirateten Ehrenmann sagen
hörte, das
Naturell der Frau sei, je mehr man ihr etwas verbiete, desto mehr
begehre sie es, und besonders in der Liebe, wo man durch das Verbot den
Appetit mehr reize, als indem man ihm seinen Lauf
läßt.
Noch eine
andere Gattung Hahnreie kommt indes in Frage; ich meine diese: Wenn
jemand eine Frau während des Lebens ihres Hahnreigatten mit
voller Lust
genossen hat, und es stirbt der Gemahl, und jener, ihr Liebhaber,
heiratet nachher die Frau Witwe, indem er sie also in zweiter Ehe
nimmt, so gebührt ihm der Name und Titel eines Hahnreis, wie
ich
verschiedene, auch Große, kannte und von ihnen hörte.
Es sagen
manche, er könne in diesem Fall kein Hahnrei sein, da er
selbst die
Arbeit verrichtet und kein anderer ihn zum Hahnrei gemacht habe, als er
selber, und weil seine Hörner von ihm selbst gemacht seien.
Trotzdem
sind Waffenschmiede mit den Degen getötet worden, die sie
selbst
gemacht hatten.
Andere sagen, er sei wirklich ein Hahnrei, und in
der Tat, ein ganz grüner. Sie bringen dazu eine Menge
Gründe bei; da
jedoch der Prozeß noch unentschieden ist, lasse ich ihn von
der ersten
Sitzung schlichten, die man diesem Streitfall widmen will.
Noch
muß ich hier von einer großen, verheirateten Dame
erzählen, die einem
Herrn, mit dem sie ein Verhältnis hatte, die Ehe versprach;
das war vor
14 Jahren, und seitdem erwartete und wünschte er stets,
daß ihr Gemahl
stürbe. Den Teufel auch! Diesen Wunsch wollte er ihnen
durchaus nicht
erfüllen. So konnte sie wohl sagen: »Verflucht sei
der Gemahl und
Eheherr, der länger lebt, als ich es will!«
Krankheiten und körperliche
Verstimmungen hatte er genug, aber nichts Tödliches. Daher
sagte der
letzte König Heinrich, als er einem sehr ehrbaren und
tüchtigen
Edelmann die Anwartschaft auf das schöne und große
Vermögen gab, das
der besagte Hahnrei besaß, häufig: »An
meinem Hofe gibt
es zwei Leute, denen es viel zu lange dauert, bis der und der stirbt,
dem einen wegen des Vermögens, der andern wegen der Heirat mit
dem
Liebhaber; aber beide haben sich bisher noch
getäuscht.«
Hieraus
erhellt die Weisheit und die Vorsehung Gottes, der nicht schickt, was
man Böses wünscht; gleichwohl sagte man mir,
daß sie sich seit kurzem
schlecht vertrügen, ihr Versprechen, sich zukünftig
zu heiraten,
verbrannt und den Kontrakt zerrissen hätten, zum
großen Zorn der Frau
und zur Freude des vermeintlichen Hochzeiters, der sich anderswo
versorgen und nicht so lange auf den Tod des andern Gemahls warten
wollte; dieser spottete über die Leute und schreckte sie oft
genug
damit, daß er im Sterben läge; schließlich
aber überlebte er noch den
zukünftigen Bräutigam. Das war sicher Gottes Strafe;
denn man hört doch
wohl kaum von einer so vollzogenen Ehe reden; es ist ein starkes und
ungeheuerliches Stück, eine zweite Ehe zu vereinbaren,
während die
erste noch in vollem Bestand ist. Da ist mir eine Dame (auch von Rang,
aber nicht in so hohem wie die vorige) ebenso lieb, die von einem
Edelmann heftig zur Ehe begehrt wurde und ihn heiratete; sie tat es
nicht etwa aus Liebe zu ihm, sondern weil sie ihn kränklich,
geschwächt
und erschlafft und gewöhnlich in schlechter Verfassung fand;
auch
sagten ihr die Ärzte, daß er kein Jahr mehr leben
werde, wenn er nur
ein paarmal im Bette mit ihr zusammen gewesen wäre; daher
hoffte sie
auf seinen baldigen Tod und bereitete sich in dessen Folge auf seinen
Besitz und seinen Reichtum vor, auf seine schönen
Möbel und auf die
großen Vorteile, die ihr die Ehe brachte; denn er war ein
sehr reicher
und sehr wohlhabender Edelmann. Aber ihre Enttäuschung war
groß; denn
er lebte noch munter und in hundertmal besserer Verfassung, als bevor
er sie heiratete; dann aber starb sie. Man sagt, der Edelmann spielte
den Kränklichen und Schwächlichen nur so,
daß die von ihm als sehr
habsüchtig erkannte Frau, in der Hoffnung auf seine
großen Besitztümer,
dazu bewogen würde, ihn zu heiraten; aber Gott
verfügte ganz im
Gegenteil darüber und ließ zu ihrem
größten Ärger die Ziege dort
abweiden, wo sie angebunden war.
Was sollen wir zu manchen Männern sagen, die sehr
berüchtigte Huren und
Kurtisanen heiraten, wie es gewöhnlich in Frankreich
geschieht,
besonders aber in Spanien und in Italien; sie reden sich ein, den Lohn
der Barmherzigkeit zu gewinnen, por librar una anima
cristiana del infierno,
wie sie sagen, und sie auf den rechten Weg zu bringen.
Ich
habe gewiß manche getroffen, die dieser Ansicht und Maxime
huldigten:
heirateten sie sie um jenes guten und heiligen Zweckes willen, seien
sie nicht als Hahnreie zu erachten; denn was zur Ehre Gottes geschieht,
darf nicht in Schande verkehrt werden, wofern auch ihre zum rechten Weg
zurückgeleiteten Frauen keinen Fall mehr tun und wieder zum
andern
gehn, wie ich in jenen beiden Ländern ein paar sah, die nicht
mehr
sündigten, nachdem sie verheiratet waren; andere freilich
konnten sich
nicht bessern, sondern stolperten wieder in die alte Grube
zurück.
Als
ich das erstemal in Italien war, verliebte ich mich in eine sehr
schöne
römische Kurtisane mit Namen Faustina. Da ich nun nicht viel
Geld hatte
und sie hohe Preise machte, zehn oder zwölf Taler für
die Nacht, mußte
ich mich damit begnügen, sie anzureden und anzusehen. Nach
einiger Zeit
kam ich zum zweiten Male hin; besser mit Geld versehen, besuchte ich
sie durch Vermittlung einer andern in ihrer selben Wohnung, wo ich sie
mit einem Gerichtsherrn verheiratet fand und freundlich empfangen
wurde; sie erzählte mir von ihrer glücklichen
Verheiratung und wies die
Torheiten der Vergangenheit weit von sich ab, sie hätte ihnen
für immer
Lebewohl gesagt. Mehr denn je sterbend vor Liebe zu ihr, zeigte ich ihr
schöne französische Taler. Die Versuchung wirkte, und
sie gewährte mir,
was ich wollte, indem sie mir sagte, bei Schließung der Ehe
habe sie
mit ihrem Gemahl ihre vollständige Freiheit vereinbart und
ausbedungen,
unter der Voraussetzung, daß kein Skandal und Betrug dabei
sein und
eine große Summe gefordert werden solle, damit beide ihren
anständigen
Unterhalt haben könnten, und zwar ließe sie sich
für große Summen gern
gehen, nicht für die kleinen. Das war ein tüchtiger
grüner und
ausgewachsener Hahnrei.
Ich hörte von einer Dame von irgendwo, die bei der
Eheschließung von
ihrem Gemahl verlangte und durchsetzte, daß er sie am Hofe
ließ, damit
sie hier ihren Liebeleien nachgehen konnte, wobei sie sich die
Nutznießung ihres Wäldchens voll Baumstoppeln, oder
wie er es nennen
wolle, vorbehielt; zur Entschädigung gab sie ihm jeden Monat
tausend
Franken als Taschengeld und kümmerte sich um weiter nichts als
um ihr
Vergnügen.
Solche Frauen, die frei gewesen sind, können sich also
nicht davor hüten, die engen Schlösser ihrer
Türen zu brechen, wie auch
immer der Zwang sei, besonders wenn Gold leuchtet und glüht;
dafür
zeugt jene schöne Tochter des Königs Akris,
die, in ihren dicken Turm fest eingeschlossen, sich von jenen guten,
süßen, goldnen Tropfen überregnen
ließ, in denen ihr Jupiter erschien.
Ein
feiner Mann sagte: »Ach, wie schwer kann sich doch eine Frau,
die
schön, ehrgeizig, habsüchtig und lüstern
danach ist, geputzt, gut
gekleidet, prächtig herausgeschmückt und wohl
imstande, davor bewahren,
nicht mit der Nase aufs Gesicht, sondern mit dem Hintern auf den Boden
zu fallen, mag auch ihre Scham bewaffnet, wie man sagt, und ihr Gemahl
tapfer und mutig sein und eine noch so gute Klinge führen, sie
zu
verteidigen.«
Ich kannte eine ganze Anzahl dieser Tapfern und
Mutigen, die das durchmachten; es ist sicherlich sehr
betrüblich, jene
ehrbaren tapfern Männer dahin kommen zu sehen; nach so vielen
schönen
Siegen, die sie errungen haben, nach so viel ausgezeichneten
Eroberungen in Feindesland, heißen Gefechten, die ihre
Tapferkeit
geschlichtet hat, muß man zwischen den schönen
Blumen und
Blattverzierungen auf den siegreichen Helmen, die ihr Haupt
schmücken,
Hörner dazwischengemengt finden, die sie ganz und gar
verunehren;
nichtsdestoweniger ergötzen sie sich mehr an dem herrlichen
Ruhm, den
sie sich mit ihren siegreichen Gefechten, ehrenvollen Diensten und
tapfern Heldentaten errungen haben, als darin, ihre Frauen zu
beaufsichtigen und in ihre dunklen Höhlen hineinzuleuchten. So
erobern
sie sich, ohne daran zu denken, das Bürgerrecht der Stadt
Cornwall;
aber es ist
doch sehr traurig; so kannte ich einen tapfern und tüchtigen
Mann, der
in sehr hohem Ansehen stand; als er sich eines Tages dabei
vergnügte,
von seinen Heldentaten und Eroberungen zu erzählen, sagte ein
sehr
ehrbarer und großer Edelmann, sein Verwandter und Vertrauter,
zu einem
andern: »Er erzählt uns hier von seinen Eroberungen,
was mich wundert;
denn seine Frau hat darin mehr gemacht als alle, die er je gemacht hat
oder machen wird.«
Ich kannte verschiedene andere, die bei aller
Hochanständigkeit, Würde und Ansehnlichkeit, mit der
sie sich zeigten,
dennoch jenen Halskragen eines Hahnreis trugen, der sie völlig
verdunkelte; denn einen solchen Halskragen und Nagelschaden kann man
nicht verbergen und verhehlen; eine so gute Miene man auch mache, so
gut man sich auch halte, er wird erkannt und tritt offenkundig heraus.
Was mich anlangt, so habe ich niemals in meinem Leben jemanden gesehen,
der darum nicht seine Merkmale, seine Gesten, seine Stellung, nicht
seinen Halskragen und Nagelschaden gehabt hätte, mit Ausnahme
eines
einzigen, mir bekannten, an dem auch der Scharfsichtigste nichts zu
sehen oder zu kritisieren gehabt hätte, ohne seine Frau zu
kennen;
einen so feinen Anstand, gute Haltung und ehrenwerte und ernste
Würde
zeigte er.
Ich möchte gern die Damen bitten, die im Besitz so
vollkommener Ehemänner sind, ihnen keine solchen Streiche zu
spielen
und Schande anzutun; aber sie werden mir auch sagen: »Und wo
sind denn
diese vollkommenen Gatten, die so sind, wie der, den Ihr soeben
erwähntet?«
Meine Damen, ihr habt gewiß recht; denn es können
nicht alle Leute wie Scipio und Cäsar sein, und es gibt keine
solchen
mehr. Ich bin also der Meinung, daß ihr darin euern Launen
folgt; denn,
da wir von Männern wie Cäsar reden, die
allerfeinsten, die
tugendhaftesten und tapfersten, haben das durchgemacht, wie ich sagte,
und wie wir von jenem vollendeten Kaiser Trajan lesen, dessen
Vollkommenheiten seine Frau Plotina nicht abhalten konnten, sich der
Lust Hadrians völlig preiszugeben, der nach ihm Kaiser wurde;
er zog
reiche Bequemlichkeiten, Vorteile und Würden aus ihr, so
daß er sein
Hochkommen ihr zu verdanken hatte; er
zeigte sich auch nicht undankbar, als er seine Größe
erreicht hatte;
denn er liebte sie und ehrte sie stets sehr, daher geriet er bei ihrem
Tod in so großen Schmerz und wurde so betrübt,
daß er zuletzt sogar
eine Zeitlang Speise und Trank zurückwies; er weilte gerade
drei oder
vier Monate lang im narbonnesischen Gallien, wo er die Trauerbotschaft
erfuhr; währenddessen schrieb er an den Senat, Plotina unter
die
Göttinnen zu erhöhen, und befahl, für ihre
Bestattung die reichsten und
prächtigsten Opfer zu veranstalten; indessen verwandte er die
Zeit, zu
ihrer Ehrung und zu ihrem Gedächtnis bei Nemausus, dem
heutigen Nîmes,
einen sehr schönen Tempel errichten zu lassen, der mit
prächtigem und
reichem Marmor, Porphyren und andern edlen Steinen geschmückt
wurde.
Was
Liebessachen und den Liebesgenuß anlangt, muß man
sich also auf alles
gefaßt machen: ist doch auch ihr Gott Cupido blind, wie bei
manchen
Frauen scheint, die die schönsten, ehrbarsten und
vortrefflichsten
Ehemänner haben, die man sehen kann; nichtsdestoweniger
verlieben sie
sich in so häßliche und schmutzige Männer,
daß es alle Möglichkeit
übersteigt.
Ich sah viele, über die man folgende Frage aufwarf:
Welche Dame ist eine größere Dirne, jene, die einen
sehr schönen und
ehrbaren Gemahl und einen häßlichen,
widerwärtigen und ihrem Manne so
unähnlichen Kerl zum Freund hat; oder jene, die, im Besitz
eines
häßlichen und verdrießlichen Gemahls,
einen lieben, einnehmenden Freund
hat, darum aber trotzdem ihren Mann liebt und karessiert, als
wäre er
der schönste aller Menschen, wie ich es von vielen Frauen sah?
Gewiß,
das allgemeine Urteil wird sein: die Frau, die einen schönen
Gemahl hat
und ihn verschmäht, um einen häßlichen
Freund zu lieben, ist eine sehr
große Metze, nicht mehr und nicht weniger wie eine
schleckerhafte
Person, die das gute Fleisch stehen läßt und das
schlechte ißt. Auch
wenn eine Frau einen schönen Menschen für einen
häßlichen aufgibt, dann
ist es sehr wahrscheinlich, daß sie es der baren Unzucht
wegen tut, da
es nichts Hurerisches, nichts zur Befriedigung der Unzucht Geeigneteres
gibt als einen
häßlichen Menschen, für dessen stinkenden,
schmutzigen und lasziven
Bocksschlauch sie mehr Gefühl hat als für ihren Mann.
Gewöhnlich sind
auch die schönen und ehrbaren Männer etwas
empfindlicher und weniger
geschickt, eine ausschweifende und zügellose Wollust zu
sättigen als
ein großer starker haariger Hurer, Bauer und Satyr.
Andere sagen,
die Frau, die einen schönen Freund und einen
häßlichen Gemahl liebt und
beide karessiert, ist eine ebenso große Hure, weil sie von
ihrer
täglichen Portion und Beköstigung nichts verlieren
will.
Solche
Frauen gleichen denen, die über Land reisen, und die, wie es
gerade in
Frankreich geschieht, wenn sie am Abend zum Nachtmahl in die Herberge
gekommen sind, nie vergessen, vom Wirt das Maß ihres
Postgauls zu
verlangen; er muß es haben, und wenn er bis an den Hals voll
wäre.
Genau
so wollen jene Frauen, wenn sie sich ins Bett legen, das Maß
ihres
Postgauls haben, von wem es auch immer sei; wie ich eine kannte, die
einen Gemahl hatte, der sie tüchtig liebte; aber das
genügt ihnen
nicht, und sie verlangen doppeltes Maß; den Freund wollen sie
für den
Tag, der seine Schönheit beleuchtet und um so mehr der Dame
die Lust
nach ihm reizt, beim schönen Tagesschein gewährt es
mehr Lust und
Befriedigung; der häßliche Herr Gemahl ist
für die Nacht; denn, wie man
sagt, sind in der Nacht alle Katzen grau, und wofern die Dame ihre
Begierden nur sättigt, denkt sie nicht daran, ob ihr Ehemann
häßlich
oder schön ist; denn wenn man, wie ich von mehreren
weiß, in diesen
Verzückungen der Lust steht, hat weder der Mann noch die Frau
eine
andre Einbildung oder Gedanken, außer an das, was sie im
Augenblick
treiben: von guter und unterrichteter Seite weiß ich
allerdings, daß
manche Damen ihren Liebsten glauben machten, wenn sie bei ihren
Ehemännern wären, richteten sie ihre Gedanken auf
ihre Freunde und
dächten nicht an ihre Männer, um sich mehr Lust dabei
zu verschaffen;
und von Männern hörte ich sagen, wenn sie bei ihren
Frauen wären,
dächten sie aus derselben Veranlassung an ihre Geliebten; aber
das sind
Mißbräuche.
Die Naturphilosopben sagten mir, daß es nur der vorhandene
Gegenstand
allein wäre, der sie dann beschäftige, nichts
Abwesendes, und brachten
dazu eine Menge Gründe bei; ich bin aber nicht Philosoph und
Gelehrter
genug, ihre Gründe zu erörtern, und es sind auch
manche schmutzige
darunter. Ich will die Wahrheit beobachten, wie man sagt; um aber von
diesem Bevorzugen häßlicher Liebschaften zu reden,
so sah ich in meinem
Leben gewaltig viel und wunderte mich hundertmal darüber.
Als ich
einmal von einer Reise nach irgendeinem fremden Land zurückkam
(ich
will es nicht nennen, weil ich fürchte, man errät
sonst, wovon ich
reden will) und mich mit einer großen Dame von da und da
unterhielt,
wobei ich von einer andern großen Dame und Prinzessin redete,
die ich
dort gesehen hatte, fragte sie mich, wie sie liebe. Ich nannte ihr den
Favoriten, den sie hatte, und der weder schön noch
anständig und sehr
geringer Qualität war. Sie gab mir zurück:
»Wahrhaftig, sie tut sich
sehr unrecht und würdigt ihre Liebe sehr wenig, wo sie doch so
schön
ist und für so ehrbar gehalten wird.«
Diese Dame hatte recht, so
zu mir zu reden; denn sie verstellte sich weder, noch widersprach dem
ihr Verhalten; sie hatte nämlich einen ehrbaren Freund, der
ein großer
Günstling von ihr war. Alles in allem, wird sich eine Dame
niemals
einen Vorwurf zu machen haben, wenn sie etwas Schönes lieben
und
auswählen will; sie tut auch ihrem Gemahl kein Unrecht, es sei
denn, es
handle sich um die Liebe zu ihrer Nachkommenschaft; es gibt ja auch
Ehemänner, die so häßlich, so dumm, solche
Tröpfe und Maulaffen, solche
Feiglinge und Kujone, so widerwärtig und geringwertig sind,
daß ihre
Frauen lieber gar keine Kinder von ihnen haben wollen, wenn sie ihnen
gleichen. Ich kannte verschiedene Damen, die Kinder von solchen
Männern
hatten; sie waren genau so wie ihre Väter; waren's aber
Pfänder ihrer
Freunde, so übertrafen sie ihre Väter,
Brüder und Schwestern in allen
Dingen.
Auch haben manche Philosophen, die darüber handelten,
stets daran festgehalten, daß die dermaßen
empfangenen oder gestohlenen
oder geheim und unversehens gemachten Kinder
weit feiner sind, eine weit nettere Art haben, in der sie gewandter und
wohlgeratener aufwachsen, als jene, die schwerfällig, plump,
matt, mit
Muße und sozusagen in halbem Schlummer gezeugt wurden, in dem
man nur
an viehischen Genuß denkt.
Auch hörte ich von Gestütsmeistern der
Könige und großen Herren sagen, sie hätten
es oft die besten Pferde
werden sehen, die ihre Mütter unversehens wegbekommen
hätten, gegen
andere, die dem Experimentieren der Gestütsherren mit
bestimmten
Zuchthengsten ihre Entstehung verdankten: gerade so ist es mit den
Menschen.
Wie viele Damen sah ich doch, die die schönsten,
ehrbarsten und wackersten Kinder erzeugt hatten; hätten ihre
angeblichen Väter sie gemacht, sie wären wahrhaftige
Kälber und das
reine Vieh geworden.
Daher ist es von den Frauen sehr umsichtig,
wenn sie sich zur Erzeugung guter Rassen mit guten und schönen
Zuchthengsten versorgen. Aber ich habe auch sehr viel solche gesehen,
die schöne Ehemänner hatten und sich mit
häßlichen Freunden und
gemeinen Beschälern versahen, woraus eine
scheußliche und elende
Nachkommenschaft auf die Welt kam.
Das ist eine der ausgemachtesten Annehmlichkeiten und
Unannehmlichkeiten der Hahnreischaft.
Ich
kannte eine Dame von da und da, die einen sehr
häßlichen und albernen
Mann hatte; aber unter vier Töchtern und zwei Söhnen,
die sie hatte,
waren nur zwei, die etwas taugten, und die waren von ihrem Freund
gemacht; die andern, die von ihrem Tropf von Ehemann stammten (ich
möchte lieber sagen Baumkauz; denn er sah so aus), waren sehr
garstig.
Die
Damen müssen in dieser Beziehung sehr vorsichtig und geschickt
sein;
denn gewöhnlich gleichen die Kinder ihren Vätern; tun
sie es nicht,
rührt's sicher an ihre Ehre; so machte ich die Erfahrung,
daß viele
Damen die Sorgfalt hatten, aller Welt einzureden, ihre Kinder glichen
ganz und gar ihrem Vater und nicht ihnen, obwohl dies gar nicht der
Fall war; denn das ist das größte
Vergnügen, das man den Frauen machen
kann, weil es den Anschein erweckt, daß sie das Kind
nicht von einem andern haben, obwohl das Gegenteil wahr ist.
Ich
befand mich einmal in einer sehr großen Gesellschaft am Hofe,
wo man
das Porträt zweier Töchter einer sehr
großen Königin betrachtete. Ein
jeder sagte seine
Meinung, wem sie glichen, und alle behaupteten, sie glichen ganz und
gar der Mutter; ich aber, ein sehr ergebener Diener der Mutter, bejahte
es und sagte, sie hätten alles vom Vater; und wenn man den
Vater
gekannt und gesehen hätte, wie ich, so würde man mir
Gerechtigkeit
widerfahren lassen. Das rechnete mir die Schwester jener Mutter hoch an
und wußte mir viel Dank dafür, um so mehr, als es
manche mit Absicht
gesagt hatten, weil man sie im Verdacht einer Liebschaft hatte und
daß
irgendwie »Staub in ihre Flöte« gekommen
wäre, wie man sagt; daher
schlug meine Meinung über die Ähnlichkeit mit dem
Vater alles nieder.
Wer eine Dame liebt und Kinder von ihrem Fleisch und Blut vor die Augen
bekommt, der soll daher stets sagen, sie seien ganz der Vater, wenn es
auch nicht wahr ist.
Wenn man freilich sagt, sie haben ein wenig
von der Mutter, so braucht das kein Unrecht zu sein; ein Edelmann am
Hofe, mein großer Freund, sagte es so, als er in Gesellschaft
von zwei
Edelleuten, zwei Brüdern, die beim König in ziemlich
hoher Gunst
standen, gefragt wurde, wem sie glichen, dem Vater oder der Mutter, und
da antwortete er, der kalte gliche dem Vater, der warme der Mutter; mit
diesem Witz versetzte er der Mutter eins, die ein heißes
Temperament
hatte; in der Tat hatten die beiden Kinder an den beiden
Gemütsarten,
der warmen und der kalten, teil.
Eine andre Gattung der Hahnreie
sind nun noch, die es durch Verachtung gegen ihre Frau werden, wie ich
mehrere kannte, die im Besitz sehr schöner und ehrbarer Frauen
waren,
sie aber nicht wert hielten, verachteten und verschmähten. Als
sich
jene, die gewandt und voller Mut waren und
aus gutem Hause stammten, so verschmäht fühlten,
zahlten sie ihnen mit
gleicher Münze heim: nach schöner Liebe war's ein
Umschwung, und daher
die Wirkung; denn, wie der italienische oder neapolitanische Refrain
sagt: amor, non si vince con altro che con sdegno.
Wenn
also eine schöne und ehrbare Frau, die sich als solche
fühlt und ihres
Wertes bewußt ist, sieht, daß ihr Gemahl sie
verschmäht, auch wenn sie
ihm die größte eheliche Liebe von der Welt
entgegenbringt, so schafft
sie ihn ab, sofern sie nur ein bißchen Herz hat, denkt an
sich und
sucht sich anderswie einen Freund, der ihr in ihren kleinen
Bedürfnissen hilft, und predigte man ihr noch so sehr und
hielte ihr
die Gebote des Gesetzes entgegen.
Ich kannte zwei Damen vom Hofe,
zwei Schwägerinnen: die eine hatte einen Gatten, der in hoher
Gunst
stand, einen sehr gewandten Höfling, der indessen seine Frau
nicht wert
hielt, wie er in Anbetracht ihrer Herkunft sollte; vor der Welt sprach
er von ihr wie von einer Wilden und fuhr sie hart an. Sie ertrug es
eine Zeitlang geduldig, bis ihr Gemahl ein wenig in Ungnade fiel; das
merkte sie, und da sie es ihm tüchtig nachgetragen hatte, nahm
sie die
Gelegenheit beim Schopf und gab ihm alsbald die Verachtung
zurück, die
er ihr gezollt hatte, indem sie ihn schlankweg zum Hahnrei machte;
ebenso machte es ihre Schwägerin, die sich ein Beispiel an ihr
nahm;
diese war sehr jung und in zartem Alter verheiratet worden, ihr Gemahl
achtete sie aber nicht, wie es seine Pflicht war; als sie aber
älter
wurde und ihr Herz spürte und ihre Schönheit
entdeckte, bezahlte sie
ihn mit der gleichen Münze und machte ihm als Zinsen
für die
Vergangenheit ein Präsent von schönen
Hörnern.
Einstens kannte
ich einen großen Herrn, der zu seinen
größten Wonnen als Freundinnen
zwei Kurtisanen besaß, darunter eine Maurin, ohne seiner Frau
zu
achten, obwohl sie ihn mit allen Ehren, Freundschaften und
Gattenehrerbietungen bedachte, wie sie nur konnte; er aber
gönnte ihr
keinen freundlichen Blick und keine herzliche Umarmung, von hundert
Nächten bewilligte er ihr bloß zwei. Was sollte die
Ärmste nach solchen
Unwürdigkeiten tun, außer
sie wählte sich ein vakantes Bett, verkuppelte sich
mit einer anderen Hälfte und nahm, was sie wollte?
Wenn
dieser Ehemann es wenigstens, wie ein andrer, den ich kenne, gemacht
hätte, der von solcher Gemütsart war, daß
er von seiner sehr schönen
Frau bedrängt wurde, während er sich anderswo
vergnügt machte und
freimütig zu ihr sagte: »Gut, such' dir deine
Befriedigung anderswo,
ich erlaube es dir. Mach' deinerseits, was du mit einem andern machen
willst, ich lasse dir deine Freiheit; kümmere dich auch nicht
um meine
Liebschaften und laß mich tun, was mir gefällt. Ich
hindere deine
Freuden und Vergnügungen durchaus nicht, also hindere auch die
meinigen
nicht.« So war nun jeder frei, und beide warfen die Federn in
den Wind;
der eine ging zur Linken, die andere zur Rechten, ohne daß
sich eines
ums andere bekümmerte; das nenne ich ein gutes Leben.
Desgleichen
kenne ich einen impotenten, kränklichen, gichtischen Greis,
der eines
Tages, da er seine sehr schöne Frau nicht befriedigen konnte,
wie sie
es verlangte, zu ihr sagte: »Ich weiß wohl, meine
Liebe, daß meine
Impotenz deinem munteren Alter nicht bekommt. Ich mag dir aus diesem
Grund sehr hassenswert erscheinen, und es ist unmöglich,
daß du mir als
Weib sehr geneigt sein kannst, als wenn ich die ordentlichen
Geschäfte
eines starken und robusten Gemahls verrichtete. Ich entschloß
mich
jedoch, dir die vollständige Liebesfreiheit zu geben und zu
erlauben,
daß du dir irgendeinen andern anschaffen kannst, der dich
besser zu
befriedigen vermag als ich; vor allem aber wähle mir einen
aus, der
bescheiden und verschwiegen ist, der dir und mir und allen kein
Ärgernis gibt, der dir ein paar schöne Kinder machen
kann, die ich
lieben und halten werde wie meine eigenen; so daß die ganze
Welt
glauben mag, es sind unsere wahren und legitimen Kinder, zumal ich ja
immer noch einige Kräfte in mir habe, und mein
körperliches Aussehen
genügt, daß man sie für die meinigen halten
kann.« Es kann sich nun
jeder denken, ob diese schöne junge Frau froh war, diese
angenehme
hühsche kleine Ermahnung zu bekommen, zugleich mit der
Erlaubnis, die
lustige Freiheit zu genießen; sie machte denn auch einen so
guten
Gebrauch davon, daß sie in einem Nu das Haus mit
zwei oder drei schönen
Kinderchen bevölkerte, an denen der Gemahl, weil er sie
manchmal
berührte und mit ihr schlief, teilzuhaben meinte, und mit ihm
glaubte
es alle Welt; so waren Mann und Frau sehr zufrieden und
führten ein
schönes Familienleben.
Eine andere Gattung Hahnreie kann auf eine
lustige Meinung, die manche Frauen haben,
zurückgeführt werden;
nämlich, daß es nichts Schöneres, nichts
Erlaubteres, nichts
Schätzbareres gibt als die Nächstenliebe, indem sie
sagen, sie
erstreckt sich nicht nur darauf, daß man den Armen gibt, die
unterstützt werden müssen und die Hilfe aus dem Hab
und Gut der Reichen
brauchen, sondern daß man auch den armen schmachtenden
Liebhabern, die
man in heißem Liebesfeuer brennen sieht, das Feuer ersticken
hilft:
»Denn was kann wohltätiger sein,« sagen
sie, »als einem, den man im
Sterben liegen sieht, das Leben wiederzugeben, einen Verschmachtenden
wieder zu erfrischen?« Wie jener tapfere Paladin, der Herr
von
Montauban, sagte, als er bei Ariost der schönen Ginevra die
Stange
hielt: »Gerade die soll sterben, die ihrem Liebhaber das
Leben nimmt,
nicht die, die es ihm gibt.«
Er sagte das zwar von einem Mädchen,
mit um so größerem Recht aber ist solche
Nächstenliebe Frauen gegenüber
in Erinnerung zu bringen, weil jenen die Börsen noch nicht
gelöst sind
und offen stehen wie den Frauen, bei denen sie, wenigstens bei manchen,
sehr weit und sehr zweckmäßig ist, daß sie
darin ihre Nächstenliebe
loslassen können. Dabei erinnere ich mich der Geschichte einer
sehr
schönen Hofdame, die an einem Lichtmeßtage ein Kleid
aus weißem Damast
angelegt hatte und mit einem Gefolge in Weiß erschien, so
daß es an
diesem Tage nichts Schöneres und Weißeres gab; ihr
Liebhaber hatte eine
ihrer Freundinnen gewonnen, die ebenfalls eine schöne Dame
war, aber
ein wenig älter, der Rede mächtiger und
vorzüglich geeignet, sich für
ihn ins Mittel zu legen; während alle drei ein sehr
schönes Bild
betrachteten, auf dem eine Caritas in blühender Reinheit und
mit weißem
Schleier gemalt war, sagte jene zu ihrer Freundin: »Ihr tragt
heute
dasselbe Kleid wie diese
Caritas; da Ihr sie aber soweit vorstellt, müßt Ihr
Euch auch wirklich
so gegen Euren Anbeter erweisen; denn nichts ist so schätzbar
wie
Barmherzigkeit und Nächstenliebe, in welcher Gestalt sie sich
auch
bewähre, wofern es nur in der guten Absicht geschieht, seinem
Nächsten
zu helfen. Gebraucht sie denn: und wenn Euch Scheu vor Eurem Gemahl und
vor der Ehe vor den Augen schwebt, so ist das ein leerer Aberglauben,
den wir Frauen nicht haben dürfen, da uns die Natur
Güter verschiedener
Art gegeben hat, nicht damit wir sie aufsparen, wie ein schmutziger
Geizhals seinen Schatz, sondern damit wir sie ehrenvollerweise an die
notleidenden und bedürftigen Armen verteilen. Freilich gleicht
unsere
Keuschheit einem Schatze, den man in niedrigen Dingen nicht angreifen
darf; für hohe und große Dinge aber soll man ihn
freigebig und ohne
Knickerei ausgeben. Ebenso soll man von seiner Keuschheit mitteilen;
gegen Personen von Verdienst und Würde, die leiden,
muß man freigebig
sein, den gemeinen, wertlosen und gering Bedürftigen
muß man sie
verweigern. Was unsere Gatten anlangt, so sind das wahrhaftig
schöne
Götzenbilder, daß wir ihnen allein unsre
Gelübde und unsre Kerzen
weihen und den andern schönen Göttern nichts davon
zuteilen! Denn ein
Gelübde nur Gott, sonst niemandem weiter!«
Diese Rede mißfiel der
Dame keineswegs und schadete auch ihrem Liebhaber nicht, der es nach
kurzer Beharrlichkeit spürte. Indessen sind solche Predigten
der
Nächstenliebe für die armen Ehemänner sehr
gefährlich. Ich hörte (ich
weiß nicht, ob es wahr ist, und will es auch nicht Wort
haben), daß die
Hugenotten im Anfang, als sie ihre
Religion begründeten, ihre
Predigten bei Nacht und im geheimen abhielten, weil sie
fürchteten,
überrascht, aufgehoben und bestraft zu werden; so waren sie
auch eines
Tages in der Rue St. Jacques zu Paris, zur Zeit König
Heinrichs II., wo
große Damen, die ich kenne und die hingingen, um diese
Nächstenliebe zu
empfangen, eine Überraschung erlebten. Nachdem der Prediger
gesprochen
hatte, empfahl er ihnen am
Schluß die Nächstenliebe; unmittelbar darauf
löschte man die Kerzen
aus, und ein jeder und eine jede übte sie gegen seinen Bruder
und seine
Schwester in Christo, indem sie einander nach Wollen und
Können
begabten; ich würde es aufrichtig nicht zu sagen wagen, wenn
man mir
nicht versichert hätte, daß es wahr wäre;
aber es ist möglicherweise
auch nur reine Lüge und Verleumdung.
Ich weiß jedoch bestimmt, daß in Poitiers damals
die Frau eines Advokaten lebte, genannt die schöne Gotterelle, die ich
selbst gesehen habe; sie gehörte zu den schönsten und
begehrtesten Frauen, die damals in der Stadt waren, und hatte die
süßeste Anmut und Gestalt; ein jeder warf daher
seine Augen und sein
Herz auf sie. Nach der Predigt ging sie durch die Hände von
zwölf
Schülern hintereinander, sowohl am Konsistorium, wie unter
einem
Schutzdach, ja ich hörte sogar, unter einer Brustlehne des
Altmarkts,
ohne daß sie auch nur einmal zankte oder sich sonst weigerte;
sie
verlangte bloß den Predigtsprucb und nahm einen nach dem
andern
freundlich auf, als ihre wahren Brüder in Christo. Sie setzte
diese
Almosenspenden lange Zeit fort, wollte sie aber niemals
betrüglicherweise einem Papisten gewähren.
Nichtsdestoweniger gelang es
mehreren Papisten, die sich von ihren hugenottischen Freunden den
Spruch und die Redeweise liehen, sie zu besitzen. Andere gingen
absichtlich zur Predigt, stellten sich reformiert, um ihn zu erfahren
und die schöne Frau zu genießen. Ich war damals als
junger Student in
Poitiers, als verschiedene gute Freunde von mir, die ihr Teil genossen
hatten, es mir sagten und beschworen; auch ging das Gerücht in
der
Stadt. Ist das nicht eine lustige Nächstenliebe und eine
Gewissenhaftigkeit von der Frau, die Auswahl unter ihren
Religionsangehörigen zu treffen? Noch eine andre Art der
Nächstenliebe,
die häufig geübt wird,
findet man gegenüber armen Gefangenen betätigt, die
im Gefängnis liegen
und des weiblichen Umgangs beraubt sind; die Frauen der Kerkermeister
und die Wächterinnen oder die Kastellaninnen, die
Kriegsgefangene auf
ihren Schlössern haben, bemitleiden sie, gönnen ihnen
ihre Liebe und
lassen ihnen Barmherzigkeit und Nächstenliebe zuteil werden;
so sagte
einmal eine römische Kurtisane zu ihrer Tochter, in die ein
Galan
höchlich verliebt war, während sie es ihm nicht
für einen Heller geben
wollte: E dagli, al manco per misericordia. (...)
aus "Das Leben der galanten Damen" von Pierre de Brantôme (1540-1614)
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