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Ihn, da er Hirsche zum Garn hertummelte, schaute die Nymphe
Hellen Getöns, die weder dem Redenden lernte zu schweigen,
Noch selbst eher zu reden, die widerhallende Echo.
Leib war Echo annoch, nicht Stimme nur; aber auch damals
Tat der Schwätzerin Mund nicht andere Dienste, denn jetzo:
Daß sie geschickt von vielen die äußeren Worte zurückgab,
Solches verlieh ihr Juno; da diese den Jupiter oftmals
Konnt´ auf den Bergen ertappen in williger Nymphen Gemeinschaft,
Wußte sie schlau die Göttin in langem Gespräch zu verweilen,
Bis ihr die Nymphen entflohn. Sobald es Saturnia merkte:
Dieser Zunge Gewalt, die mich belastete, sprach sie,
Soll dir gering hinfort, und kurz der Stimme Gebrauch sein.
Drohungen folget die Tat; jedoch am Ende des Redens
Tönt sie die Laute zurück, die gehöreten Worte verdoppelnd.

Als sie den Jüngling anjetzt durch buschige Lager des Wildes
Schweifen sah, und entbrannte, da folgt sie dem Wandelnden heimlich
Und je mehr sie verfolgt, je nähere Flamme durchglüht sie:
So wie die kienene Fackel, am oberen Ende getupfet
In lebendigen Schwefel, ergreift das nahende Feuer.
O wie so oft will Echo mit schmeichelnden Worten hinangehn,
Und liebkosenden Bitten! Es wehrt die Natur, und vergönnt nicht,
Daß sie zuerst anrede; was jene vergönnt, das beschließt sie:
Abzuwarten ein Wort, dem zurück sie das ihrige sende.

Siehe, der Knab´, abirrend vom treuen Gefolg´ der Begleiter,
Rief: Ist einer allhier? und: Allhier! antwortete Echo.
Jener staunt, und indem er mit spähendem Blicke sich umsieht,
Rufet er: Komm! laut auf; Komm! ruft sie dem Rufenden wieder.
Rückwärts schauet er; keiner erscheint: Was, rufet er endlich,
Meidest du mich? Was meidest du mich? antwortet die Stimme.
Jener besteht, und getäuscht von des Wechselhalles Gegaukel:
Hier uns vereiniget! ruft er; und freudiger keinen der Töne
Nachzutönen bereit: Uns vereiniget! ruft sie entgegen;
Und sie gefällt in den Worten sich selbst. Aus dem dichten Gesträuch nun
Trat sie hervor, mit dem Arm den ersehneten Hals zu umschlingen.
Jener entflieht, und entziehend: Hinweg die umschlingenden Hände,
Saget er; lieber den Tod, als dir mich schenken, begehr´ ich!
Nichts antwortete jen´, als: Dir mich zu schenken begehr´ ich!
Und die Verachtete schlüpft in den Wald; ihr errötendes Antlitz
Deckt sie mit Laub, und lebt seitdem in einsamen Grotten.
Dennoch haftet die Lieb´, und wächst von dem
Schmerze der Weigrung.
Wachsame Sorge verzehrt den schwindenden Leib zum Erbarmen;
Ganz verschrumpft ihr die Haut vor Magerkeit; und es entfliegt ihr
Jeglicher Saft in die Luft; nur Laut und Gebeine sind übrig.
Tönend bleibet der Laut; das Gebein wird in Felsen verwandelt.
Immer noch lauscht sie im Wald´, und nie auf dem Berge gesehen,
Wird sie von allen gehört; ein Nachhall lebet in jener.

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(aus den Metamorfosen des Ovid)
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