Ach liebste laß uns eilen

Ach liebste laß uns eilen
Wir haben Zeit
Es schadet uns verweilen
Uns beyderseit.
Der Edlen Schönheit Gaben
Fliehen fuß für fuß:
Daß alles was wir haben
Verschwinden muß.
Der Wangen Ziehr verbleichet
Das Haar wird greiß
Der Augen Feuer weichet
Die Brunst wird Eiß.
Das Mündlein von Corallen
Wird umgestalt
Die Händ´ als Schnee verfallen
Und du wirst alt.
Drumb laß uns jetzt geniessen
Der Jugend Frucht
Eh´ wir folgen müssen
Der Jahre Flucht.
Wo du dich selber liebest
So liebe mich
Gieb mir das wann du giebest
Verlier auch ich.


(von Martin Opitz; 1597-1639)
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