Les Huynh: "Asiatische Küche"

Leicht & raffiniert


Blauer Ingwer
Les Huynh kocht Leichtes und Raffiniertes aus Asien


Nicht nur im Restaurant, sondern auch am heimischen Herd findet die asiatische Küche immer mehr Anhänger. Sie verbindet die Vorteile leichten und gesunden Essens mit dem Gaumenkitzel exotischer Aromen und den Appetit stimulierenden optischen Reizen. Dem kulinarischen Fusion-Trend folgend verschmelzen dabei immer wieder auch östliche Traditionen mit westlichen Einflüssen.

Als stilbildend für diese neue asiatische Küche gilt der in Australien lebende Les Huynh, in dessen Kochkunst sich Herkunft, Erfahrungen und Karriere des kulinarischen Autodidakten widerspiegeln. Als Kind chinesischer Eltern in Vietnam ausgewachsen, bereiste er lange Südostasien bevor er in seiner neuen Heimat schließlich mit zwei eigenen Restaurants, dem "Blue Ginger" in Adelaide und dem "Temple" in Sidney, reüssierte.

Klassische chinesische, vietnamesische und thailändische Gerichte bekommen bei ihm nicht nur durch das gelegentliche Miteinbeziehen europäischer Aromen, Produkte und Zubereitungsarten neue kreative Impulse. Dies gilt auch für die über 100 Rezepte, die Les Huynh in seinem im Original "Blue Ginger" genannten Kochbuch versammelt. Sie zeigen verlockende Ausschnitte aus der ganzen Bandbreite der asiatischen Kochkunst, ersparen dem westlichen Gaumen zugleich aber ein wenig Mut verlangende kulinarische Ausflüge in die Welt des gebratenen Darms und der samt Krallen gesottenen Hühnerfüße. Einkauf und Nachkochen werden leicht gemacht, verlangen die Gerichte doch selten nach in unseren Breiten schwer erhältlichen Zutaten und sind problemlos mit einer durchschnittlichen, mit einem Wok ausgestatteten Küche herzustellen.

Förmliche Vorspeisen sind in den meisten asiatischen Kulturen nicht üblich, traditionellerweise wird das Essen bunt gemischt zu Tisch gebracht. Als Konzession an europäische Gewohnheiten hat Les Huynh aber eine Vielzahl an Gerichten zusammengestellt, die sowohl als Entree als auch als Bestandteil eines großen Partybuffets serviert werden können. Einfach zu- und vorzubereitende zweimal gegarte Hühner mit Kräutersalz oder Reispapierrollen mit Garnelenfüllung sind ebenso darunter wie gefüllter Kalmar mit Tomaten-Sambal und einige andere etwas aufwändigere Rezepte. Gerollt und gefüllt wird auch etwa bei Pfannkuchen mit Lammfleisch und Hoisin-Sauce, Hühner-Wan-Tans mit Pflaumensauce oder knusprigen Rindfleischrollen mit Zitronengras. Viele frische, meist von duftenden Kräutern dominierte Salate stehen zur Auswahl, oft kombiniert mit Garnelen, Krebsen oder Fisch, doch übernehmen die Köstlichkeiten aus dem Meer bei Gerichten wie gedämpften Jakobsmuscheln mit Ingwer und Frühlingszwiebeln oder Miesmuscheln mit Chili und Basilikum oder Galgant gerne mal die Hauptrolle.

Auch die von Les Huynh vorgestellten Hauptgerichte machen sich als Teil einer opulenten asiatischen Festtafel mit zahllosen Speisen ebenso gut wie als sättigender Höhepunkt zwischen Vorspeise und Dessert. Die Bandbreite reicht hier von Fisch und Meeresfrüchten (gedämpfter Barramundi - oder auch einfach ein anderes Fischfilet - mit Ingwer-Frühlingszwiebelsauce oder Les Huynhs spezielle Kreation "Salz-Pfeffer-Kalmar") sowie Fleisch (gegrilltes Zitronengras-Hähnchen auf Reisnudelsalat oder geschmorte Ente in Tamarindensauce) über vegetarische Gerichte (Spargel-Pilz-Gemüse aus dem Wok oder chinesische Brokkoli mit gelber Bohnensauce), Nudeln (traditionelles Pad Thai oder gebratene Nudeln mit Garnelen und Kalmar auf malaysische Art) und Suppen (vietnamesische Rindfleischsuppe mit Reisnudeln) bis zu wärmenden, deftigen Currys (grünes Fisch-Curry mit Auberginen oder Enten-Curry mit Ananas).

Nachspeisen sind ja bekanntlich nicht gerade eine der Stärken der asiatischen Küche. Die wenigen traditionellen Süßigkeiten der Region sind eher Snacks als Desserts, außerdem werden fast überall zum Abschluss eines Essen lieber frische Früchte gereicht. Wie in seinen Restaurants wollte Les Huynh auch in seinem Kochbuch dennoch Rücksicht auf westliche Essusancen nehmen und begann, europäische Dessert-Klassiker mit asiatischen Aromen wie Kokosnuss, Pandanus, Bananen und anderen tropischen Früchten zu kombinieren. Das Ergebnis dieser kalorienreichen Fusion-Küche kann sich wahrlich sehen und schmecken lassen - Kokos-Crème-Caramel, Pandanus-Panna-Cotta mit Mango und Passionsfrucht, Sorbets aus Granatapfeläpfeln, Lychees und Mangos bestehen neben ihren kulinarischen Ahnen aus dem Westen ebenso glänzend wie neben den ebenfalls im Buch vertretenen ursprünglicheren asiatischen süßen Happen wie etwa dem in Vietnam und Thailand beliebten Bananen-Reis-Pudding, Maniok-Kuchen mit Kokossauce oder den in China gerne bei Festen gereichten Bohnenklößchen, die hier mit einer Zimt-Ingwer-Brühe zubereitet werden.

Unterstützt wird der europäische Leser von einer kleinen Warenkunde zur asiatischen Küche und häufig benötigten Grundrezepten. Was ein klein wenig abgeht, sind Angaben zur - zugegebenermaßen oft nur als grober Richtwert zu gebrauchenden - Zubereitungszeit, doch sind die Rezepte sonst gut nachvollziehbar und schnörkellos beschrieben und wie auch die einzelnen Kapitel sowie das Buch selbst mit einigen einführenden Worten versehen.

In Zeiten, in denen sich Kochbücher oftmals mehr wie ein Potpourri von mehr oder weniger kulinarischen Schnurren aus dem Leben des Autors, seiner Familie und Freunde lesen als eine Sammlung von Rezepten, fällt überhaupt die angenehme Zurücknahme der Person des Kochs wohltuend auf, die zumindest in einem Großteil des Buches durchgehalten wird (ohne eingestreute Ausrufe wie "Ich liebe sie!" - gemeint ist Garnelenpaste - geht' s ja scheinbar heutzutage doch nicht). Auch begnügt man sich mit einem einzigen Foto des - durchaus ansehnlichen, aber eben noch nicht als omnipräsentes TV-Pin Up vermarkteten - Küchenchefs, sondern verwöhnt die Leserschaft lieber mit von der Food-Stylistin Christine Rudolph und dem Fotografen Mikkel Vang gestalteten Aufnahmen der zum Reinbeißen gut aussehenden Gerichte, die Les Huynhs Credo trefflich unterstreichen, dass Frische, Aroma und Farben von Speisen ein harmonisches, die Sinne wie den Appetit anregendes Ganzes bilden sollten.

(sb; 09/2005)


Les Huynh: "Asiatische Küche - leicht und raffiniert"
(Originaltitel "Blue Ginger")
Übersetzung: Karine von Rumohr.
Dorling Kindersley, 2005. 192 Seiten, über 140 Farbfotografien.
ISBN 3-8310-0802-7.
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Salz-Pfeffer-Kalmar (S. 137)

Zutaten: (für 2 Portionen)

400g Kalmarbeutel
Öl zum Frittieren
4 EL Speisestärke

Salz-Pfeffer-Mischung:
1 EL Salz
1 EL gemahlener schwarzer und weißer Pfeffer, vermischt
2 TL Zucker
1 kleine Prise Fünf-Gewürz-Pulver

Zum Garnieren:
180 g Eisbergsalat, in feine Streifen geschnitten
Limettenhälften
2 Frühlingszwiebel, in feine Streifen geschnitten
1 Hand voll Korianderblätter
1 lange rote Chili, ohne Samen, in feine Streifen geschnitten

Zubereitung:

Die Kalmarbeutel öffnen, die Innenseiten gründlich säubern, dann kreuzweise einritzen, aber nicht durchschneiden. In 2 x 5 cm große Stücke schneiden.

Alle Zutaten für die Salz-Pfeffer-Mischung in einer Schüssel vermischen.

Einen Wok oder Fritteuse zur Hälfte mit Öl füllen und dieses auf 145°C erhitzen (oder so lange, bis ein Brotwürfel innerhalb von 45 Sekunden darin bräunt). Die Kalmarstücke in der Speisestärke wälzen, überschüssige Stärke abklopfen, dann portionsweise 3-4 Minuten frittieren, bis sie knusprig sind. Auf Küchenpapier entfetten. Kalmarstücke auf beiden Seiten kräftig mit der Salz-Pfeffer-Mischung würzen. Übrige Gewürzmischung in einem fest verschlossenen Behälter aufbewahren.

Den Eisbergsalat auf einem Teller verteilen. Die Kalmarstücke darauf anrichten, Limettenstücke an den Rand legen. Mit Frühlingszwiebeln, Koriander und Chili garnieren und servieren.

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