"Das Hausbuch der Narren und Schelme"

Mit Bildern von Axel Scheffler


Der ideale Geschenkband für Jung und Alt

Narren aus aller Herren Länder geben sich ein lustiges Stelldichein in diesem für Kinder und Erwachsene gleichermaßen vergnüglichen Buch. Vom allseits bekannten Till Eulenspiegel über Don Quichotte und Simplicius bis hin zu Eulenspiegels hierzulande weniger bekanntem türkischen Kollegen Nasreddin Hodscha.

Den Schildbürgern kommt die Ehre zu, den Reigen der in diesem Band vertretenen Narren zu eröffnen, und sie sind es auch, die am Ende das letzte Wort haben. "Jetzt sind sie da, jetzt sind sie dort. Sie sind wohl gar an jedem Ort", belehrt uns Josef Guggenmos (1922-2003), der die ursprünglich in einem Volksbuch des sechzehnten Jahrhunderts verzeichneten Narreteien der Schildbürger für uns nacherzählt hat. Zudem erfahren wir noch, dass Schilda, der Ort aus dem die Schildbürger ursprünglich stammen, noch eine Partnerstadt hat, das polnisch-jüdische Chelm nämlich, dessen Bürger denen von Schilda, was ihr Narrentum angeht, in keiner Weise nachstehen. Belege dafür findet der Leser hier im "Hausbuch der Narren und Schelme".

Nach den Schildbürgern folgen in loser Reihenfolge Geschichten von Till Eulenspiegel, einige Lügengeschichten des Freiherrn von Münchhausen, Erzählungen von Johann Peter Hebel, Giovanni Boccaccio, Maxim Gorkij, um nur einige der prominenteren Autoren zu nennen, die in dieser Sammlung vertreten sind. Auch zwei Geschichten aus "Tausend und eine Nacht" enthält das Narrenhausbuch. Der oben bereits erwähnte Don Quichotte erscheint hier übrigens in einer stark gerafften Nacherzählung von Erich Kästner. Und selbstverständlich dürfen auch die Gebrüder Grimm und Ludwig Bechstein in einer derartigen Geschichtensammlung nicht fehlen.

Der erwachsene Leser findet also in diesem großartigen Band Erzählungen aus alten Volks- und Märchenbüchern vor, die gewiss manch eine Erinnerung auslösen und wieder ans Tageslicht des Bewusstseins bringen werden, die vielleicht seit der Kindheit in alten vergessenen Schächten des Gedächtnisses vergraben liegen mag. Für die jungen und jüngsten Leser - einige Geschichten können durchaus schon von Kindern unter zehn Jahren gelesen und verstanden werden, wie ich meine - ist dieses Hausbuch eine ideale Einführung in die Welt der Narren und Schelme und in die Lehren und Lebensweisheiten, die Narren uns vermitteln können, denn nur selten ist der Narr am Ende auch der Dumme. Wie heißt es doch so schön? Den Narren und den Kindern steht der Himmel bei!

Herausheben aus dieser herrlichen Sammlung märchenhafter Erzählungen möchte ich die wirklich köstliche Geschichte "Der wilde Mann" von Giambattista Basile (1575-1632), eine aberwitzige Variante des Tischlein deck dich und Knüppel aus dem Sack Motivs. Giambattista Basile gilt als der erste wichtige europäische Märchendichter, seine bekannteste Märchensammlung ist unter dem Namen "Das Pentameron" zusammengefasst.

Dies alles und noch weit mehr erfährt der Leser im Autoren- und Quellenverzeichnis am Schluss des Bandes, wo die wichtigsten Daten zu den einzelnen Autoren wie auch zu den anonym überlieferten Geschichten zu finden sind.

Aber was wäre solch ein "Hausbuch der Narren und Schelme" ohne seine Illustrationen? Gewiss können die Texte für sich sprechen, doch erst die farbigen Bilder, die fast auf jeder Seite des Buches zu finden sind, machen das Kindgerechte an diesem Band aus, denn als ein Kinderbuch ist es ja auch gedacht. So tragen die meisterhaften Illustrationen Axel Schefflers maßgeblich zu dem fabelhaften Gelingen dieses Bandes bei. Ein unterhaltsames, liebevoll gestaltetes Hausbuch für die ganze Familie.

(Werner Fletcher; 10/2006)


"Das Hausbuch der Narren und Schelme"
Mit Bildern von Axel Scheffler.

Gerstenberg Verlag, 2006. 208 Seiten. (Ab 10 J.)
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Axel Scheffler, geboren 1957 in Hamburg, studierte Kunstgeschichte, danach Grafik. Er illustrierte zahlreiche Bücher und gehört heute zu den bedeutendsten Illustratoren. Als Schöpfer des "Grüffelo" kennt ihn fast jedes Kind.