Thomas Finn: "Das unendliche Licht"
»Unvermutet krachte hinter dem jungen
Irrlichtsammler die Tür ins Schloss. Kai
zuckte leicht zusammen und ihm war, als höre er von
irgendwoher Quiiiitsss' hämisches
Gekicher. Er atmete tief ein und blickte sich ein weiteres Mal um. Doch
Magister
Eulertin konnte er nirgendwo entdecken.
"Fein, dass wir uns endlich
persönlich
kennen lernen", war am jenseitigen Ende des Raums eine leise Stimme zu
hören.
"Du bist also Kai?"«
Ausgerechnet
am Tag, als Kai sein erstes Irrlicht fängt, passiert es.
Geisterpiraten suchen
das Dorf heim, töten seine Großmutter, rauben alle
Irrlichter und wenn nicht
der Elf Fi und der dunkle Schatten Dystariel wäre,
hätten sie auch Kai
umgebracht. Oder vielleicht doch nicht? Denn plötzlich erwacht
in ihm eine
furchtbare Wut, ein wildes Tier aus seinem Inneren fegt die Piraten
hinweg.
Fi
führt ihn zu Thadäus Eulertin, einem Zauberer in
Hammaburg. Der nimmt den
Jungen als Lehrling an, obwohl er eigentlich schon viel zu alt ist.
Obendrein
ist da noch diese Wut, dieses wilde Tier in seinem Inneren, das ihn die
Beherrschung verlieren lässt und das ihn verschlingen wird,
wenn er es nicht
schafft, es unter Kontrolle zu bringen.
Thomas Finn hat die alten deutschen Sagen geplündert und lässt sie alle auftreten, die Kobolde und Klabautermänner, die Poltergeister und Schreckgespenster und erfindet neue hinzu. Das ganze spielt in Deutschland, Mutter Elbe kommt vor, das Alptraumgebirge und der schwarze Wald und natürlich des Autors Wahlheimat Hamburg, der er in Hammaburg ein liebevolles Denkmal setzt.
Und
dann gibt es Albion jenseits des Nordmeeres, in dem die finstere
Zauberin
Morgoya herrscht und alle Sonnenpriester, ja überhaupt jeden
Sonnenschein
ausgerottet hat. Doch Albion ist der Dame längst nicht genug
und schon schickt
sie ihre Untoten und Seeschlangen aus, um auch die anderen
Länder zu
versklaven.
Faszinierend
sind diese Anspielungen, bilden neben der spannenden Handlung und den
zahlreichen bekannten, bisher in der Fantasy aber selten genutzten
Sagengestalten das zweite Standbein des Buches, so dass der Leser das
Buch nicht
aus der Hand legen mag.
An
wenigen Stellen mögen es fast zu viele Zauberwesen sein und
der Autor erklärt
gar zu viel. Doch das sind Ausnahmen, die den Lesegenuss nicht
trüben können.
Fazit: Ein Fantasyabenteuer, das zur Abwechslung mal in Deutschland und seiner Sagenwelt spielt und den Leser von Anfang bis Ende gefangen hält.
(Hans Peter Roentgen; 12/2006)
Thomas Finn: "Das
unendliche Licht"
Ravensburger Buchverlag 2006
gebunden, 444 Seiten
ISBN 10: 3473352608, ISBN 13: 9783473352609,
Buch
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