Katy Couprie, Antonin Louchard: "Die ganze Welt"

Farben, Pappmacheewelten, Schwarzweißfotografie, gemalte und gezeichnete Bilder und Farben, Farben, Farben.

Ein wirklich ungewöhnliches Bilderbuch, voll mit "Kunst". Beim erstmaligen Durchblättern nur der Gedanke: Was ist denn das bitte für ein Kinderbuch? Dann wollte ich jemandem davon erzählen und habe gemerkt wie ich nach Worten gerungen habe, das Gesehene zu beschreiben. Die in schwarzweiß fotografierten Blätter, deren Adern man sehen kann. Die Blumenwiese gemalt, von ganz nahe, als ob man mitten durch die Gräser blickt. Ein dunkelblau-rotes Katzengesicht vor rotem Hintergrund, gemalt. Gesichter und immer wieder Gesichter, alte, junge. Ein Bub aus Pappmachee, der gerade eine Sandburg (in echtem Sand) baut. Ein gezeichneter Elefant. Ein Maler beim Malen gezeichnet.

Und seitdem entdecke ich - ich, ein Nicht-mehr-Kind - jedesmal etwas Neues. Wie es wohl Kindern beim Ansehen dieser Bilder geht?

Noch etwas habe ich festgestellt: Dieses Gefühl im Bauch, das nach dem Ansehen des Buches bleibt. Aufgewühlt. Voll mit Gefühl ist das Innere. Ich habe den Impuls, unbedingt mit jemandem darüber reden zu wollen. Ich habe ja auch DIE GANZE WELT gesehen.

Ca. 200 Seiten ist dieses "Bilderbuch" dick. Dicht und voller Ereignisse ist es gepackt. Zu jedem Bild kann man eine Geschichte erzählen, eine Erklärung geben, die Bilder miteinander vergleichen, die Bilder genau untersuchen (nahe drangehen mit dem Auge oder weit weg). Ungewöhnlich, ganz anders sind diese Welten, aber mit einer wortlosen Erzählkraft wie ich es sonst nur von der "großen Malerei" kenne.

Dieses Buch gibt sicher den Anstoß, die Dinge die man eben so sieht mit anderen - schärferen - Augen zu betrachten. Eine Meinung oder emotionale Haltung zu Abbildungen zu haben. Und es bietet sicher einen ersten Zugang zur bildenden Kunst.

 (Die Prinzessin; 02/2003)

Katy Couprie, Antonin Louchard: "Die ganze Welt"
Gerstenberg, 2001. Seiten. Ab 4 J.
ISBN 3-8067-4954-X.
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