Wolf Bergelt: "Die klingende Königin. Eine poesievolle Traumreise zur Orgel"

Ein anspruchsvolles Hörbuch für Kinder von 9 bis 99 Jahren.
"Nur im Reich der Fantasie finden wir die Wirklichkeit"


Jeder, der in der Welt des Buches nach einem kindgemäßen Weg zur Orgel Ausschau gehalten hat, dürfte bisher enttäuscht gewesen sein.

Wolf Bergelt hat uns mit einem Kunstwerk überrascht, das diese Lücke endlich schließt. Dabei folgt er gestalterisch und dramaturgisch dem Leitmotiv "Nur im Reich der Fantasie finden wir die Wirklichkeit". Und diese Auffassung scheint ihm Recht zu geben, wenn man bedenkt, wie alt, wie beziehungsreich, wie vielseitig und kompliziert dieser Kulturgegenstand ist, den ein unbefangenes Kind "von 9 bis 99 Jahren" vielleicht begreifen will.

Wir begegnen einem Werk, in dem Sachkenntnis, kraftvolle Poesie und klassische Musikkultur auf originelle und harmonische Weise miteinander verbunden sind. Dabei hat der Autor die Musik selbst zur Keimzelle der Sprache werden lassen, ohne den natürlichen Erzählfluss der Geschichte aus dem Auge zu verlieren: Musik als Sprache, Sprache als Musik, wie es zu früheren Hochblütezeiten des Orgelbaus noch üblich war. Hier sind diese beiden Sphären zu einer Einheit verschmolzen, die dem Hörer auch das Schwierige, Komplizierte in einer schönen Form anbietet, so dass sich ihm manches Orgel- und Lebensgeheimnis "auf den Flügeln der Musik" nach wiederholten Hörerlebnissen "von selbst" erschließen wird. Der hohe künstlerische Anspruch und die Rückbesinnung auf einen klassischen Sprachgeist setzen einen bewussten Gegenimpuls zu Kulturerscheinungen, die im deutschen Sprachraum zuweilen erschreckende Blüten treiben.

In dem farbreich ausgestatteten, zwölfseitigen Booklet wird das Thema anhand von Originalfotos, geeigneten Bildern und entsprechenden Textausschnitten so aufgegriffen, dass sich die Fantasiewelt des Hörtextes mit der realen Begriffsbildung über die Orgel verbinden kann, wodurch die Erkenntnisfreude des Kindes noch gesteigert wird. Die "Traumreise" ist also besonders dazu geeignet, vom Fantasiebegriff der Orgel zur konkreten Realität überzuleiten, die dann mit dem tatsächlichen Besuch eines Instrumentes voll hergestellt werden kann. Alles ist in sich so angelegt, dass am Ende der Wunsch stehen muss, eine solche "Königin" sozusagen persönlich in ihrer Residenz kennenzulernen. Wegen der besonderen (königlichen) Geschichte, des außergewöhnlich schönen Klanges und des Standortes fiel die Wahl für die Klangbeispiele auf das bedeutendste historische Barockinstrument unserer deutschen Hauptstadt, die Marx-Migend-Orgel in der (ev.) Kirche zu Berlin-Karlshorst.

Nicht nur die Geschichte selbst, auch das edle, sinnenfreudige Cover sowie die bildkünstlerische und grafische Gestaltung gehören zum märchenhaft Erlesensten, was man sich auf dem Hörbuchmarkt nur denken kann und machen insbesondere der Bremer Malerin Elke Malzew, dem Berliner Fotografen Christian Muhrbeck und dem Gafiker Bernd Sebald aus Berlin alle Ehre.

Aber auch allen anderen mitwirkenden Künstlern, der Stadt Prenzlau, dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB), dem Berliner Tonstudio "tonusarcus" und dem Tonmeister ist zu danken, ohne deren Leistung und Unterstützung die Realisierung durch den Berliner Kleinstverlag Freimut & Selbst nicht möglich gewesen wäre.

Gerade jetzt, in einer Welt unterkühlter Versachlichung dürfte die Geschichte zur Hebung der stimmungsvollen Atmosphäre in musisch orientierten Kreisen einen besonders schönen Beitrag leisten.

(Elias Liebermann)


Wolf Bergelt: "Die klingende Königin. Eine poesievolle Traumreise zur Orgel"
Verlag Freimut & Selbst 2002
ISBN: 3980529339
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