Jean-Jacques Annaud: "Zwei Brüder"

"An einem versteckten Platz tief im Dschungel fliegt ein Nashornvogel aus dem Dickicht auf und stößt einen Warnschrei aus. Erschrocken schlüpft eine Manguste zwischen die Wurzeln eines großen Baumes und verschwindet. Durch das Flechtwerk der Äste hindurch scheinen Sonnenstrahlen auf die steinernen Reliefs einer uralten Tempelruine. Sie zeigen Jäger auf Elefanten und einen Tiger, der sich zum Angriff bereit macht.
Plötzlich hört man ein Knacken. Ein orange und schwarz geringelter Schwanz peitscht die Luft ..."


Ein Dschungel-Abenteuer

Ein außerordentliches Buch mit Szenen aus einem bewegenden Film - so könnte man dieses Buch zum Film "Zwei Brüder" beschreiben. Es gibt wunderschöne Tierbilder zu bestaunen, ebenso Bilder, welche die Geschichte des Films beschreiben. Von den wunderschönen Bildern der beiden Tigerbrüder würde man sich allerdings eine größere Anzahl wünschen.

Die Geschichte erzählt von einer Tigerin, die zwei Junge, Kumal und Shanga, zur Welt bringt. Die Kindheit der beiden dauert nicht lange. Als Kunsträuber Statuen aus einer Tempelanlage, der Heimatregion der Tigerfamilie stehlen wollen, entdecken sie den großen Tiger, Vater von Kumal und Shanga, und töten ihn. Kumal wird von Aidan, einem Großwildjäger, der sich jetzt auf den Diebstahl und Handel von Antiquitäten verlegt hat, gefangen und von ihm aus dem Dschungel entführt. Aidan wird später von der Polizei ins Gefängnis gebracht, weil man seine Machenschaften aufgedeckt hat. Kumal bleibt im Dorf zurück und wird von einem Zirkus aufgekauft, als Ersatz für den dortigen alt gewordenen Tiger.
Als Gegenleistung für seine Entlassung aus dem Gefängnis muss Aidan für den Gouverneur eine Tigerjagd organisieren. Die Tigerin wird zusammen mit Shanga in einer Fallgrube gefangen. Zur Jagd wird sie vor den Augen des Gouverneurs frei gelassen, dessen Schuss sie jedoch lediglich am Ohr trifft. Die verwundete Raubkatze kann in den Dschungel fliehen. Shanga wird gefangen und von den Leuten des Gouverneurs zum Kampftiger abgerichtet.
Monate später wird für den Kampftiger Shanga ein ebenbürtiger Gegner gesucht. Im Zirkus trifft man auf Kumal; er soll der Herausforderer sein. Während des Kampfes erkennen die Tigerbrüder einander und beginnen - zur Enttäuschung der Besitzer - zu spielen. Durch eine offen gelassene Käfigtüre können beide Tiger entkommen. Tags darauf bringt ihre Anwesenheit das ganze Dorf durcheinander, bevor sich die Brüder am Abend in ein Tal zurückziehen.
Nun wollen die Dorfbewohner die Tiger einfangen und töten ...

Wie wird die Jagd ausgehen, werden sich die Raubkatzen retten können?

(Ingrid; 09/2004)


Jean-Jacques Annaud: "Zwei Brüder"
Text von Bertrand Ferrier. Fotos von David Koskas.
Aus dem Französischen von Cornelia Panzacchi.
Gerstenberg, 2004. 70 Seiten. (Ab 10 J. und für die ganze Familie)
ISBN 3-8067-5075-0.
ca. EUR 13,30. Buch bei Libri.de bestellen
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Jean-Jacques Annaud, geboren 1943 in Frankreich, erlangte mit Filmen wie "Der Name der Rose", "Der Bär" oder "Sieben Jahre in Tibet" Weltruhm. Mit "Zwei Brüder" hat er wieder eine Mischung aus Naturfilm und spannendem Leinwandabenteuer geschaffen.
Film: "Zwei Brüder", F/GB 2004. Regie: Jean-Jacques Annaud. Buch: Alain Godard und Jean-Jacques Annaud nach einem Roman von Karine Lou Matignon. Kamera: Jean-Marie Dreujou. Schnitt: Noëlle Boisson. Musik: Stephen Warbeck. Tiertrainer: Thierry le Portier. Mit: Kumal, Sangha, Guy Pearce, Jean-Claude Dreyfus. Tobis-Film, 105 Minuten.

Ergänzende Buchempfehlung:

Jean-Jacques Annaud: "Zwei Brüder. Roman von Karine Lou Matignon"
Aus dem Französischen von Doris Heinemann. Ab 12 J.
Der junge Aidan McRory hat sich als Großwildjäger schon einen Namen gemacht, doch jetzt hat ihn seine Abenteuerlust in den Dschungel Hinterindiens geführt, wo er Buddhastatuen und die Reliefs barbusiger Tänzerinnen aus Tempelruinen entwendet. Im Kunsthandel Europas kann er damit ein Vermögen machen. Der von riesigen Bäumen überwucherte Tempel, in dem Aidan mit seinen Leuten gerade arbeitet, ist nicht so unbewohnt, wie er glaubt, denn plötzlich stürzt sich ein riesiger Tiger auf seinen Vorarbeiter. Aidan muss den Tiger erschießen, um das Leben des Mannes zu retten. Und er nimmt das ängstlich miauende Tigerbaby Koumal mit sich, denn es scheint ohne seinen Vater ganz allein auf der Welt zu sein. Aidan und Koumal werden Freunde, doch sie werden getrennt.
Auch Koumals Bruder Sangha, der bei seiner Mutter geblieben war, wird von Menschen entführt. In den Käfigen der Menschen lernen die beiden Tiger ihre Peiniger hassen, doch sie fühlen, dass es auch andere Menschen gibt, wie Aidan ...
Ein historischer Abenteuerroman und ein kluges Buch über Freundschaft und Feindschaft zwischen Mensch und Tier, ein sehr emotionales Buch, das ganz ohne Gefühlskitsch auskommt. (Gerstenberg)
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