ANIMALISCHES

DER KLASSISCHE RHINO


Bereits vor ca. 50 Mio. Jahren lebte in der heutigen Mongolei ein Vorfahre der Nashörner. Mit einer Schulterhöhe von mnd. 6 Metern war dies das größte Säugetier, was jemals auf der Erde existiert hat. Unterschiedliche Arten von Nashörnern lebten zu dieser Zeit. Kleine, von der Größe eines Ponys und größere, hinter denen sich die heutigen Elefanten leicht hätten verstecken können. Gut bewaffnet waren sie schon damals. Die Hörner waren der Größe der Nashörner angepaßt, wuchsen hinter- oder nebeneinander und waren eine schreckliche Waffe gegen Raubtiere. Aber mit dem sich verändernden Klima veränderten sich auch die Nashörner. Heute leben noch 5 Arten. In Afrika lebt das Breitmaul- und das Spitzmaulnashorn. In Asien lebt das Panzernashorn, das Javanashorn und das Sumatranashorn. Weltweit sind alle Arten bedroht.

Die Nashörner sind nach den Elefanten die größten an Land lebenden Tiere. Die heute noch lebenden 5 Arten unterscheiden sich vor allem in ihrer Bewaffnung, ihrer Größe und in der Art ihres Lebensraums. Das afrikanische Breitmaul- und Spitzmaulnashorn hat als Kopfwaffe jeweils 2 Hörner, von denen das vordere Horn das Größere ist. Das Sumatranashorn aus Asien hat ebenfalls 2 Hörner, die jedoch wesentlich kleiner sind, als die der afrikanischen Arten. Zusätzlich hat es 2 Schneidezähne, die den "Afrikanern" völlig fehlen. Anders ist dies beim Javanashorn und beim Indischen Nashorn. Beide Arten verfügen zwar nur über ein Horn, aber 2 hauerartige und scharfe Schneidezähne im Unterkiefer sind ebenfalls eine gefährliche Waffe.

Nashörner sind reine Vegetarier. Die eine Art frißt vorwiegend Gräser, wogegen die andere sich von von Kräutern und Sträuchern ernährt. Entsprechend unterschiedlich ist die Anordnung und Beschaffenheit der Zähne im Kiefer, denn Gräser müssen stärker zerrieben werden ,als z.B. Knospen von Sträuchern, um die Nährstoffe darin verwerten zu können. Die Nashörner mit ihren kurzen, stämmigen Beinen und ihrem schweren, von einer runzeligen Haut überzogenen Körper, machen einen schwerfälligen Eindruck. Wer aber je von einem Nashorn angegriffen wurde, weiß, daß nur noch einige Raubtiere beweglicher sind. Nashörner sind kurzsichtig, aber ein sich bewegendes Raubtier nehmen sie auf 30-50 Meter durchaus wahr. Nashörner können ausgezeichnet riechen und hören, sie lieben das Wasser und suhlen sich gerne im Schlamm, um ihre Haut zu schützen. Die Haut ist zwar dick und lederartig, aber dennoch ist sie sehr gut durchblutet. Deshalb ist sie oft von Zecken und anderen Insekten befallen. Die beste Medizin gegen diese Parasiten ist ein Schlammbad. Nashörner markieren ihren Lebensraum durch das Absondern von Kot und Urin, oder wie nur bei den drei asiatischen Arten durch Absondern einer Drüsenflüssigkeit. Die Drüse befindet sich am Fußballen.

Nashörner sind meistens Einzelgänger. Gelegentlich bilden sich größere, nicht beständige Gruppen, besonders bei den grasfressenden Breitmaulnashörnern. Langfristig beständig ist jedoch nur die Mutter-Kind Einheit. Bei den waldbewohnenden Nashörnern sind Gruppenbildungen äußerst selten. Nashörner kommunizieren miteinander durch optische Ausdrucksformen, wie das Vor- und Zurücklaufen, das Heben und Senken des Kopfes, das Bewegen der Ohren und durch Gesichtsmimik. Unterstützt wird diese Kommunikation durch schnaubende, quickende und kreischende Laute. Indirekt verständigen sie sich besonders durch das Absetzten von geruchlichen Markierungen. Das Nashorn lebt in einer Geruchswelt. Die Duftnoten in ihrem Revier zeigen ihnen an, ob andere Nashörner sich dort befinden, und welchen Weg sie genommen haben.

Bemerkenswert ist das Paarungsverhalten der Nashörnern. Durchschnittlich 20 - 40 Minuten, manchmal auch länger, dauert die Paarung der Nashörner. In dieser Zeit bleibt der Bulle aufgeritten und etwa alle 3 Minuten erfolgen Samenergüsse. Dieses lange Paarungsverhalten führte besonders im asiatischen Raum zu dem Irrglauben, daß zu Pulver geriebenes Horn die Manneskraft der Menschen steigern kann. Die Hörner der Nashörner werden zur Verteidigung gegenüber Raubtieren eingesetzt, aber auch in innerartlichen Auseinandersetzungen. Das Horn, oder das Doppelhorn, daß auf dem Ende des Nasenbeins sitzt, wächst aus der Haut heraus. Die Hörner bestehen aus einer festverklebten Masse feiner, langer Haare und wachsen das ganze Leben lang. Bei Auseinandersetzungen, oder bei starken Stößen gegen Bäume oder Autos, kann es schon mal abbrechen. Bei jüngeren Tieren wächst das Horn in der Regel schnell nach, bei älteren Tieren hingegen bildet sich oftmals nur noch eine dicke, hornartige Geschwulst, die jedoch an Gefährlichkeit wenig verloren hat.

Die afrikanischen Nashörner sind oft begleitet von Madenhackern. Diese kleinen, lauten und geselligen Vögel ernähren sich von Zecken und Fliegen, die sie aus der Haut der Nashörner entfernen. Sobald diese Vögel etwas Beunruhigendes hören, warnen sie das Nashorn durch lautes Zwitschern. Aufgeschreckt und beunruhigt ist das Nashorn sehr tempearamentvoll, beonders dann, wenn es die Ursache für die Störung nicht genau sehen oder riechen kann. Oft rast es dann einfach los um sich zu orientieren. Dieses Verhalten ist wohl ausschlaggebend für den schlechten Ruf der Nashörner. Nashörner erscheinen auf Grund ihrer unförmigen Gestalt oft als Relikte vergangener Zeiten. Doch gerade dieser, ihrem Lebensraum angepaßte Körper, gepaart mit einem besonderen Temperament und einer ausgezeichneten Beweglichkeit, hat sie bis heute überleben lassen. Ihr eingentlicher Feind ist nur der Mensch, der sie an den Rand der Ausrottung gebracht hat

 

Fakten zur Wilderei

Was Klimaveränderunen und Raubtiere in Jahrmillionen nicht schafften, das ist den Menschen in den letzten Jahren gelungen. Die Nashörner sind weiter in akuter Gefahr von der Erde zu verschwinden. Nur ein Beispiel : 1960 lebten mehr als 100.000 Spitzmaulnashörner in Afrika. 1989 lebten nur noch ca. 3600 dieser Art. Mehr als 96 % haben Wilderer in knapp 20 Jahren abgeschlachtet. Und wären da nicht mutige, unterbezahlte und schlecht ausgerüstete Wildhüter, dann wäre diese Art wohl bereits ausgerottet. Im Kampf gegen die bestens ausgerüsteten Wildererbanden haben bereits viele schwarze und weiße Wildhüter ihr Leben verloren. Und das Mordsgeschäft geht weiter. Im Auftrag der asiatischen Auftraggeber wird weltweit ein gnadenloser Ausrottungskrieg gegen die noch lebenden Nashörner geführt.

Warum die Nashörner abgeschlachtet werden

Die Kopfwaffen der Nashörner sind der Grund für den vorzeitigen Tod fast aller Nashörner. In Indien und Ostasien schreibt man dem zu Pulver geriebenen Horn potenzsteigernde Wirkung zu. Der Mythus entstand mit dem Wissen, daß die Paarung der Nashörner 20 - 80 Minuten dauern kann. Aber auch gegen viele andere Krankheiten soll das zu Pulver geriebene Horn angeblich helfen. Dabei besteht das Horn nur aus einer festverklebten Masse feiner, langer Haare und wächst aus der Haut heraus. Den Grundstoff Keratin finden wir auch in Hufen, Haaren und Fingernägeln. Seit Jahrhunderten geistert dieser Irrglaube in den Köpfen impotenter Konsumenten und geschäftstüchtiger Apotheker herum. Anfangs war die Wilderei auf die drei einheimischen asiatischen Arten beschränkt. Aber schon bald erreichte das lukrative Geschäft den afrikanischen Kontinent und mit der Verbreitung der Schußwaffen war die Jagd und Wilderei noch einfacher geworden .
Im Nordjemen werden die Hörner zu kunstvoll geschnitzten Dolchgriffen verarbeitet. Aber auch Haut, Nägel, Blut, Dung und besonders Penisse vom Nashorn sind begehrte Waren, für die Spitzenpreise bezahlt werden. Sie gelten im ostasiatischen Kulturkreis traditionell als Wundermittel, und wahrscheinlich deshalb wird der Handel mit diesen Produkte auch weiterhin existieren. Obwohl der Handel mit Nashornprodukten bereits seit Mitte der siebziger Jahre verboten ist, hat die Nachfrage stetig zugenommen. Was für die Kopfwaffen der Nashörner bezahlt wird, zeigt ein aktuelles Beispiel. Am 3. September 1996 fand die britische Polizei in zwei Garagen in West-London 105 Hörner von Nashörnern. Der Schwarzmarktwert wurde auf mindestens 6.800.000 Mark geschätzt. Die Hörner kamen aus Südafrika.

 

Was kann man tun

Weltweit hat sich die Stimmung zugunsten der Nashörner verändert. In Südafrika hat sich die Anzahl der Breitmaulnashörner vermehrt, so daß jetzt sogar Tiere in Gebiete umgesiedelt werden, wo sie bereits ausgerottet waren. Wilden Nashörnern vorsorglich die Hörner zu entfernen, hat sich als nicht wirksam erwiesen. Versuche haben gezeigt, daß diese Tiere im Überlebenskampf zu stark behindert sind. Die staatlichen und insbesondere die privaten Reservate müssen enorme Summen aufwenden, um die Nashörner ständig zu bewachen. Artenschutz in Afrika ist ein Kampf auf Leben und Tod. Artenschutz kostet nicht nur in Afrika viel Geld. Der Schutz der afrikanischen Wildtiere geht auf Kosten des Lebensstandards der Afrikaner, denn bisher bringen nur die Afrikaner und internationale Tierschutzgesellschaften die Mittel für die Rettung der Wildtiere auf. Was die Tierwelt Afrikas angeht, sprechen die reichen Industrieländer gerne vom " Erbe der Menschheit " ,aber an der Finanzierung dieses Erbes beteidigen sie sich so gut wie gar nicht. Nur mit genügend Geld können Tierschützer in den asiatischen Ländern Aufklärung betreiben.
Nur mit genügend Geld kann Naturschutz effizient betrieben werden. Wir müssen weltweit ganz neue Wege finden den Natur- und Artenschutz zu finanzieren. Bisher haben wir auf der Erde Platz für wilde Tiere gehabt. Wenn das auch in Zukunft so bleiben soll, dann müssen auch die Menschen in den reichen Ländern dafür zahlen. Unterstützen Sie bitte finanziell Umweltorganisationen, die sich für die Rettung der wilden Tiere einsetzen. Kaufen Sie keine Produkte von geschützten Arten. Werden Sie aktiv. Wir brauchen auch ihre Hilfe.

 

Die einzelnen Arten im Vergleich

NameKörper-
länge (m)
Schulter-
höhe (m)
Gewicht
Tonnen
Tz - GgHorn-
länge
(cm)
ZahlLd
Jahre
Breitmaul-
nashorn
3,6-4,0 1,5-1,92,2-3,6490 T
80 kg
95-1306.00045
Spitzmaul-
nashorn
3,0-3,61,4-1,71,0-1,6450 T
50 kg
50-1102.10040
Indisches
Nashorn
3,4-3,81,1-1,81,5-2,4480 T
70 kg
20-601.70040
Java-
nashorn
3,0-3,41,0-1,61,0-1,5480 T
50 kg
5-257040
Sumatra-
nashorn
2,5-2,81,0-1,40,8-1,0400 T
35 kg
25-6040035

Tz=Tragzeit - Gg=Geburtsgewicht - T=Tage - Zahl=lebende Exemplare 01/1996 - Ld=Lebensdauer

Alle Zahlenangaben der Tabelle sind Mittel- bzw. Schätzwerte