Hofmannsthal:

 

Ballade des äußeren Lebens

Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen
Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben                
Und alle Menschen gehen ihre Wege.

Und süße Früchte werden aus den herben
Und fallen nachts wie tote Vögel nieder
Und liegen wenig Tage und verderben.

Und immer weht der Wind und immer wieder
Vernehmen wir und reden  viele Worte
Und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.

Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte
Sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen,
Und drohende und totenhaft verdorrte...

Wozu sind diese aufgebaut? und gleichen
Einander nie? Und sind unzählig viele?

Wie wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?

Was frommt das alles uns und diese Spiele,
Die wir doch groß und ewig einsam sind

Und wandernd nimmer suchen irgend Ziele?

Was frommt’s, dergleichen viel gesehen habe?
Und dennoch sagt der viel, der ‚Abend’ sagt,

Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt

Wie schwerer Honig aus den hohlen Waben.

 

        * * *

Par-odisch:

Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen,
Die alles wissen, wachsen auf  bis sie adulten
Und alle tun das gleiche  bis sie sterben.

Und süßes Obst muss seinen Fall erdulden
Und fault dahin wie welkendes Gefieder
Wie wir geh’n ein, erdrücken uns die Schulden.

Und immer weht der Wind und immer wieder
Versäuseln wir die gleiche hohle Rede
Und hör’n nicht auf und sagen’s immer wieder.

Und Straßen drehen sich im Kreis und jede
Verheißt ein Ziel mit optimalen Spitzen
Und hochdotierten Sieg in jeder Fehde...

Was taugt uns dieser Humbug bloß? Besitzen
Wir was wir gewonnen jetzt und künftig?

Was wechselt Lust und Frust mit öden Witzen?

Was macht uns alle derart unvernünftig,
Die wir doch groß und einsam Spitze sind

Und Ziele anvisier’n wie blinde Schützen?

Was bringt es uns, dies alles zu verdauen?
Und dennoch sagt der viel, der ‚sorry’ sagt,

Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt

Wie sanfter Wahnsinn oft aus hohlen Frauen.


(Peter Gronau)