Mein Pfeifchen
traut, mir ist dein Rauch,
Voll duftender Narkose,
Noch lieblicher als der süße Hauch
Der aufgeblühten Rose.
Und hält die Rose
Streit mit dir,
Von beiden schöner welche,
Bist du die schönre Rose mir
Mit deinem Glutenkelche.
Denn wie die Rose duftend
blüht
Im Grün der Frühlingsbäume,
Also mein Pfeifchen duftend glüht
Zum Frühling meiner Träume.
Weckt mir der Rose
Freudenstrahl
Ein schmerzlich Angedenken,
Hilfst du in kurzer Rast einmal,
Was ich verlor - versenken.
Und wenn dein blauer Wolkenzug
Die Stirne mir umsponnen,
Umkreist mich gern der rasche Flug
Von dichterischen Wonnen.
Wenn dann die Qual versank in
Ruh,
So dünket mich, mir wehte
Ein heilend Lüftchen Nebel zu
Vom stillen Tal des Lethe.
Drum, Pfeifchen traut, ist mir
dein Rauch,
Voll duftender Narkose,
Noch lieber als der süße Hauch
Der aufgeblühten Rose.
(Nikolaus Lenau;
13.8.1802 - 22.8.1850)