Jörg Juretzka: "TaxiBar"
Kryszinskis
11. Fall
Kristof Kryszinski hat den Schlapphut an den Nagel gehängt und
betreibt nunmehr eine rund um die Uhr geöffnete Bar beim
Mülheimer Hauptbahnhof (Mülheim an der Ruhr), in der
zu sehr unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten ein bunt gemischtes
Publikum aufläuft. Seine Hauptkunden sind die Taxifahrer
der Stadt, und über eine Strecke des Nachmittags sieht das
Ganze eher aus wie eine Shisha-Bar, in der beinahe nichts Alkoholisches
ausgeschenkt wird. Zusammen mit seinen beiden weiblichen Angestellten,
dem mütterlichen Mannweib Melissa und Bian-Tao, einer
vielgeschundenen Katalogbraut, schiebt er regelmäßig
20- bis 22-Stundentage, was seiner Gesundheit nur
eingeschränkt bekommt.
Als sein Hund Struppi an Krebs erkrankt, beschließt er, mit
ihm auf eine Art Endtour zu gehen, die ihn bis an die
französische Küste führt, wo er ganz
unverhofft in einen Drogenschmuggel gerät, der ihm 25 Kilo
einer Substanz mit interessanten strafrechtlichen Konsequenzen in Bezug
auf das Drogengesetz in der gesamten Europäischen Union bringt
- und gleichzeitig potenziell einen siebenstelligen Betrag.
Doch sein Versuch, diese große Menge Stoff auf den
niederrheinischen Markt zu bringen, erweist sich als nicht gerade
erfolgreich, und sein Geschäftspartner mit dem
schönen Spitznamen "Geronimo" liegt eines Tages mit drei
Einschüssen tot vor der "TaxiBar", was für
Krüschel zu verschiedenen Problemen führt:
Die Schmuggler wollen den Stoff und schicken Krüschel ziemlich
unangenehme Leute auf den Hals, die Polizei will wissen, warum
"Geronimo" erschossen wurde und wer seine Wohnung leergeräumt
hat, der Hausmeister Fred, den Krüschel einweihen musste, um
in "Geronimos" Wohnung zu kommen, möchte auch seinen Anteil
haben und ist besorgniserregend geschickt im Umgang mit Schusswaffen,
der Präsident einer Motorradtruppe hat dringenden Bedarf an
Waffen, die ihm "Geronimo" hätte liefern sollen und nun auch
an den Drogen, weil es im Moment auf dem Markt eine Angebotsflaute gibt.
Hinzu kommen noch russische Kriminelle, Roma, die Krüschel auf
die Suche nach drei verschwundenen Diebinnen aus ihren Reihen schicken
wollen, sowie ein gewisser Kommissar Menden, der wegen eines
Krankenscheins beinahe ununterbrochen in der "TaxiBar" sitzt und so
jede Aktion Krüschels deutlich erschwert.
Wilder
Westen in Mülheim an der Ruhr und in Duisburg, und
der Antiheld ist wieder einmal mittendrin mit flotten
Sprüchen, wohldosierter Gewalttätigkeit und einigen
überaus interessanten Ideen. Dabei wird neben den Drogen-
und
Waffengeschäften insbesondere auch die Situationen
verschiedener Roma aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet - und
auch die Reaktionen von Nachbarn auf ihre Anwesenheit; für
Duisburger und Mülheimer ein absolut aktuelles Thema.
Fazit:
Ein echter Juretzka: Witzig und spannend wie immer!
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 02/2015)
Jörg
Juretzka: "TaxiBar"
Rotbuch, 2014. 225 Seiten.
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