Rezensionen von Erinnerungen (an) einige(r) StarTrek-Persönlichkeiten:

Walter Koenig Nichelle Nichols
Leonard Nimoy Gene Roddenberry
William Shatner George Takei

Dennis William Hauck: "Captain Quirk: The Unauthorized Biography of William Shatner"

Es mag wie ein Hohn erscheinen, dass jetzt nach zwei autobiografischen Büchern, in denen Bill sich selbst gefeiert hat, endlich jemand auf die Idee kam, eine unautorisierte Version zu veröffentlichen.

Pinnacle ist ein hier relativ unbekannter Verlag, der unter anderem solche Juwelen wie die unautorisierten Biografien von Julia Roberts, Sean Connery, Howard Stern und unter dem Titel "I hate Brenda" über die Beverly Hills-Nervensäge Shannen Doherty, hervorgebracht hat .

Wer jetzt erwartet, dass dieses Buch eine einzige Hetzkampagne gegen William Shatner darstellt, wird ziemlich enttäuscht werden. (Ich hatte ehrlich gesagt auch mehr eine Parodie erwartet.) Das Buch ist in seiner Beurteilung Shatners erstaunlich objektiv, und stellenweise kommt Bill hier besser weg als in seinen Autobiografien - oder noch schlimmer in meinen Kritiken darüber. Wobei eine Sache allerdings interessant ist: Mr. Hauck hat Shatners Co- Autoren bei seinen verschiedenen Werken befragt, und diese wollten sich nicht zu der Arbeitslastverteilung beim Schreiben von Bills Büchern äußern, was eher unverständlich erscheinen würde, hätte Bill tatsächlich das meiste davon selber geschrieben.

Hauck kennt Shatner persönlich, was mehr ist, als die meisten seiner Fans von sich behaupten können. Er hat mit ihm an einem Fernsehprojekt über UFOs gearbeitet (denen Shatner angeblich zweimal begegnet sein soll) und hat dabei festgestellt, dass mit Shatner zu arbeiten keine reine Freude darstellt. Beim Recherchieren für dieses Buch machte Hauck unter anderem auch Umfragen unter ST-Fans in den USA und stellte dabei fest, dass die meisten ihn nicht für einen sehr guten Schauspieler außerhalb von TOS hielten (immerhin 92 Prozent), ja 25 Prozent hielten ihn sogar für einen ganz miserablen Schauspieler. 65 Prozent hielten seine Darstellung von Kirk für sehr gut. Als Person empfanden ihn 40 Prozent als arrogant, und weitere 35 Prozent bezeichneten ihn zumindest als seltsam. Seine Art bei Interviews Fragen zu überspringen oder nur mit einem Murmeln zu beantworten, fanden viele sehr irritierend. Auch Hauck stellt fest, dass seine Memoiren keine persönlichen Geschichten über ihn selber beinhalten, obwohl er immer gerne etwas Unangenehmes über seine Kollegen erzählt.

Ist alles schlecht an William Shatner? Sicherlich nicht. Er war ein sehr guter Bühnendarsteller in Kanada und hat sicherlich mit Recht viele Preise gewonnen. Aber abgesehen von ST waren seine Leinwanderfolge eher unbedeutend. Dies mag teilweise Pech gewesen sein, weil er viele gute Rollen nicht bekam (wie etwa jene des Kommissars in der "Pink Panther"-Serie, die er vorher erfolgreich in zwei Bühnenproduktionen gespielt hatte), teilweise, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war, aber zum Teil dürfte auch ein Rolle gespielt haben, dass sehr viele Kollegen nicht mit ihm zusammenarbeiten wollten. So verließ zum Beispiel Kristie Alley (Lieutenant Saavik, ST-II ) die Filmserie, weil Shatner ihr ständig nachstellte. Dies führte so weit, dass sie den Produzenten sagte, sie würde an weiteren Projekten nur teilnehmen, wenn sie mindestens so viel bekäme wie Shatner. Selbst DeForest Kelley soll kurz davor gewesen sein, aus ST-II ganz auszusteigen, weil Shatner ständig dafür sorgte, dass seine Szenen gekürzt oder rausgeschnitten wurden.

Doch dies sind Dinge, die wir alle schon zu Genüge irgendwo anders hören durften. Interessanter ist vielleicht, über Shatners UFO-Erfahrungen zu lesen, über sein Interesse an PSI-Phänomenen, an Reiten, Bergsteigen, Paragliding, Boxen, Karate, Hundezucht, der Bärenjagd und vor allen Dingen an Frauen. Auch erfahren wir, warum DS9 die Nummer 9 im Namen trägt, wie lange Shatner schon eine Perücke hat, und wie häufig er ein Bauchkorsett trägt, wie er seine Kindheit verlebte, dass auch er, wie Nimoy, jüdischer Herkunft ist (was mir nicht bekannt war), wann er mit dem Theater Spielen anfing, wie schlecht er es vertrug, dass Nimoy mehr Fanpost bekam als er während TOS, dass er eine kurze Beziehung mit Nichelle Nichols hatte und mit vielen der weiblichen Gaststars der Serie (z. B. mit Joan Collins) und auch mit verschiedenen Kolleginnen in "T. J. HOOKER". Außerdem erfahren wir, wie seine Ehen unter seinem Hang zum Fremdgehen gelitten haben (er ist zum zweiten Mal geschieden, und beim zweiten Mal war seine Frau sehr pikiert, als sie hörte, dass er seiner Geliebten sogar ein eigenes Haus gekauft hatte, um sich dort mit ihr zu treffen). Außerdem war Bill mit StarTrek wohl nie so ganz glücklich und hatte sich damals sogar gegen die Briefaktion der Trimbles zur Rettung der Serie ausgesprochen.

Eine lustige Nebenepisode ist auch Kim Cattralls Aktsession auf dem Brückenset von ST-VI (Fotos und Negative wurden von Leonard Nimoy vernichtet).

Auch über ST-VII wird einiges berichtet, unter anderem, dass Shatner TNG nicht besonders mag, und dass er versucht haben soll, Marina Sirtis' Rolle ganz aus dem Script streichen zu lassen. Außerdem soll er die gesamte TNG-Crew als "eine Truppe einfältiger Idioten" bezeichnet haben.

Das Buch endet mit verschiedenen Betrachtungen über einzelne Aspekte William Shatners und seines Lebens und auch einer allgemeinen Betrachtung über ST und dessen Erfolg in der ganzen Welt. Dadurch kommt es in den letzten Kapiteln zu ziemlich vielen Wiederholungen von vorher Gesagtem, und das Ganze wirkt auch etwa unzusammenhängend. Am Ende des Buches findet sich dann noch eine ausgiebige Quellenliste zu den einzelnen Kapiteln des Buches, die es dem Leser ermöglicht, die Statements in diesem Buch noch einmal unabhängig zu hinterfragen, was sicherlich sehr hilfreich ist.

Keiner ist gezwungen, sich noch eine Shatner-Biografie zu kaufen, und dieses Buch gibt zwar einige interessante Einblicke in Shatners Persönlichkeit, aber nicht so viele, dass man es unbedingt haben muss. Wer sich allerdings für Shatners Liebesleben und für seine Geschichte außerhalb STs interessiert, wird nicht an diesem Buch vorbeikommen. Denn es zeigt uns einen Bereich aus seinem Leben, den wir noch nie zuvor gesehen haben. (Bis er die "T. J. Hooker Memoirs" herausbringt).

Englische Ausgabe:
Pinnacle, 299 Seiten.
ISBN 0-7860-0185-2.
Deutsche Ausgabe:
Heyne, 1997. 350 Seiten.
ISBN 3-453-11706-9.


Joel Engel: "Gene Roddenberry - The Man and the Myth behind StarTrek"

"The Great Bird of the Galaxis" ist nun schon einige Zeit tot, und endlich hat jemand die ultimative Biografie geschrieben. Dieses Buch ist ausgiebig recherchiert und dürfte für viele Fans von Gene Roddenberry einen großen Schock darstellen. Denn anscheinend war der Schöpfer von StarTrek ein Plagiator, ein Ausbeuter, ein Fantast, ein Alkoholiker und außerdem tablettensüchtig.

Engel stützt sich dabei auf so viel Beweismaterial, das er auch am Ende des Buches ausgiebig dokumentiert, dass es bei aller Bewunderung für StarTrek schwer fällt, den Schöpfer dieses Phänomens weiterhin uneingeschränkt zu bewundern.

Doch auch wenn er allerlei negative Seiten an Roddenberry aufzeigt, so bemüht er sich dennoch, eine möglichst objektive Darstellung zu geben. Und so bleibt bei aller Kritik an dem Thema dieses Werkes trotzdem noch viel Verständnis und Bewunderung für Roddenberry übrig, der vielleicht nicht StarTrek war, so wie er es selber immer wieder gerne darstellte und auch nicht unbedingt sein einziger Schöpfer, aber doch derjenige, der die ursprüngliche Idee hatte, die bis heute so viele Fans in ihren Bann gezogen hat.

Der Leser dieses Werkes muss sich allerdings von vielen lieb gewonnenen Legenden verabschieden, die sich um StarTrek ranken.
So war etwa die Fanbriefaktion, die das Absetzen der TOS verhinderte, keineswegs so spontan, sondern von Anfang an von Roddenberry gesteuert.

Außerdem wurden anscheinend viele Drehbücher anderer Schreiber von Gene vorzeitig den Fans bekannt gegeben, damit diese sich vehement gegen die Stellen in den Scripts aussprechen konnten, die vor allen Dingen ihm nicht gefielen.

Der Autor dieses Buches zeigt trotz aller Kritik an Roddenberry eine große Liebe zu StarTrek. Und er versucht diese Liebe für das Werk von den Gefühlen für dessen Schöpfer zu trennen.

Ein wichtiges Element, das für die Glaubwürdigkeit dieses Buches spricht, ist neben der geradezu akribischen Quellenarbeit die Tatsache, dass D. C. Fontana das Vorwort zu diesem Werk verfasste, in dem sie sich selber mit Genes Persönlichkeit auseinander setzt. Sie bemerkt dazu am Ende dieses Vorwortes, dass sie in diesem Buch eine Menge Antworten auf Roddenberrys teils rätselhaftes Verhalten gefunden hat.

Und auch wenn man ein noch so großer Anhänger von ST ist, oder gerade dann, sollte man dieses Buch lesen. Es zeigt uns, dass StarTrek mehr ist, als nur die Fantasie eines auf seine Art bewundernswerten Mannes, sondern in allen seinen Bestandteilen ein Teil unserer Welt. Und dass man nicht perfekt sein muss, um eine große Sache zu schaffen. Und darin sind wir uns sicherlich alle einig. StarTrek lebt in uns allen und nicht nur in einem seiner Autoren.

Englische Ausgabe:
Hyperion, 1995. 281 Seiten. 


Yvonne Fern: "Gene Roddenberry: The Last Conversation"

"Dieses Buch gibt es doch schon lange", werden einige denken und sich wundern, warum es jetzt erst von mir besprochen wird. Aber in der Tat ist diese Ausgabe von "The Last Conversation" etwas anders als jene, die 1994 auf den Markt kam. Yvonne Fern, die Frau von Herbert Solow, dem Mann, der als Chef von "Desilu" das erste Gespräch mit Roddenberry über StarTrek führte, hat in den letzten zwei Jahren mit vielen Leuten über Gene gesprochen und dabei herausgefunden, dass einiges, was Gene ihr erzählt hatte, so nicht stimmte. Darum hat sie einige wenige Dinge an ihrem Buch verändert. Gene hat gelegentlich wissentlich Dinge anders berichtet als sie sich zugetragen haben, da er gerne mit der Wahrheit spielte und dazu neigte, Leuten die Dinge zu sagen, von denen er glaubte, dass sie sie hören wollten. Das mag ihn in den Augen Mancher inkonsequent oder scheinheilig erscheinen lassen, aber dieses Buch zeigt eigentlich sehr schön, dass gerade diese Eigenschaft sehr wichtig ist, um die vielen widersprüchlichen Aussagen, die es über Gene Roddenberry gibt, unter einen Hut zu bringen. Gerade deshalb hat Yvonne Fern in dieser Ausgabe auch viele Dinge, die Roddenberry gesagt hat, so stehen lassen, wie sie gesagt wurden, selbst wenn sie wusste, dass sie nicht den Tatsachen entsprachen. Und ich glaube, dass wenn man die autorisierte und die unautorisierte Biografie Roddenberrys gelesen hat, und des Weiteren auch die Bezüge aus den vielen Biografien der anderen ST-Stars auf Roddenberry im Gedächtnis behält, dieses Buch eine weitere Facette Roddenberrys schafft, die dem interessierten ST-Fan ermöglicht, den Schöpfer StarTreks etwas näher zu kommen und etwas besser zu verstehen. Vor allen Dingen, da hier wirklich Gene selber zu Wort kommt. "INSIDE STARTREK", ein weiteres Bekennerbuch, ist für einige der Revisionen verantwortlich und wird ein weiterer Schritt zu einem solchen besseren Verständnis des Menschen Roddenberry sein.

Die drei Dinge, die Roddenberrys Leben in der Nachfolge des Erfolgs von TOS prägten, waren, wie in diesem Buch öfters wiederholt wird: Spock, Majel und StarTrek. Kirk und Spock sah Roddenberry immer als Teile seiner eigenen Persönlichkeit, wobei ihm Spock wohl mehr bedeutete - und zwar ein Spock, der sich von dem, den Leonard Nimoy in TOS porträtierte, unterschied. Sein Spock half ihm Entscheidungen zu treffen, die sein Leben lenkten und ein inneres Gleichgewicht zu halten, das er dringend brauchte, um all die Dinge tun zu können, die er im Verlaufe seines Lebens vollbrachte. Und er gesteht ein, dass StarTrek allen anderen Aussagen zum Trotz immer sein Innerstes, sein Herz darstellte, und gibt zu, dass er versucht hat, mit seiner Vision von der Zukunft die Menschheit in positiver Weise zu beeinflussen.

Einige Dinge mögen in diesem Buch überraschen. So wurde zum Beispiel gesagt, dass Roddenberry extrem homophob war. Diese Auffassung ist von vielen vertreten worden, aber in seinen Gesprächen mit Yvonne Fern gibt Roddenberry zu, dass er sich selber in den letzten Jahren seines Lebens immer gewünscht hat, mal eine homosexuelle Beziehung zu haben, um zu lernen, worum es dabei geht, und dass er selber sehr gerne Homosexualität in StarTrek thematisieren möchte, dies allerdings wegen des Widerstandes des Senders und auch der Öffentlichkeit (wie ja auch die Reaktion auf "DS9 Rejoined" zeigte) sehr vorsichtig und in kleinen Schritten passieren müsste.

Interessant ist auch Roddenberrys Bezug auf andere SF-Schriftsteller des so genannten "Golden Age" von Science Fiction, wie Arthur C. Clarke (der auch das Vorwort zu diesem Buch schrieb), Isaac Asimov (der fast so etwas wie der Schöpfer der ersten Convention gewesen zu sein scheint) und vor allen Dingen Robert Anson Heinlein. Einige werden vielleicht schon gehört haben, dass die "Tribbles" auf eine Kurzgeschichte von R. A. Heinlein zurückgehen. Heinlein ist ein sehr bedeutender SF-Autor gewesen, der erst in den letzten Jahren auch vom Kino entdeckt wurde ("Puppetmaster" 1995, "Starship Troopers"). Er hat über 70 Romane geschrieben, ungezählte Kurzgeschichten und fachwissenschaftliche Artikel im sozial- und naturwissenschaftlichen Bereich. Eines seiner Bücher ("Stranger in a Strange Land") war in der FlowerPower-Bewegung der 1970er Jahre ein Kultbuch der Universitätsszene in den USA, und jeder, der es liest, wird gerade den Toleranzgedanken aus StarTrek hier in massiver Form wiederfinden. Außerdem war Heinlein, zusammen mit anderen Autoren seiner Zeit, aktiv am Apollo-Programm beteiligt. Und er war eine sehr große Hilfe für Theodor Sturgeon und Philip K. Dick, als diese mal in enormen finanziellen bzw. kreativen Schwierigkeiten steckten. Eines seiner Bücher, nämlich "Space Cadets" (1948 ), war das Vorbild für die Idee von "StarFleet" und den Code, nach dem die Kapitäne und Besatzungen in allen Inkarnationen von StarTrek handeln, wie Roddenberry sagt. Wer Heinleins Werk kennt, wird dies ohne weiteres glauben können. Schließlich war Heinlein durch verschiedene Vortragsreisen in die UdSSR einer der ideologischen Wegbereiter des Endes des Kalten Krieges und von Glasnost.

Dieses Buch ist kein Porträt von Gene Roddenberry, sondern in weiten Teilen eine Darstellung der Art, wie "der große Vogel der Galaxis" sich selber sah und wie er von Anderen verstanden werden wollte. Es ist durchdrungen von Roddenberrys Wunsch für die Zukunft, die in seiner Vorstellung schon Gegenwart war, und damit auch ein Tribut an alle seine Fans, die IDIC verstanden haben und zu einer Leitlinie ihres sozialen Handelns gemacht haben. Auch wenn einiges Negative in diesem Buch über die Person Roddenberrys bestätigt wird, ändert dies nichts an seinem Beitrag für die Zukunft, der im Jahr 1993 mit dem "Robert A. Heinlein Memorial Award for Lifetime Achievement in Promoting the Goal of a Free Spacefaring Civilization" gewürdigt wurde. Ein Beitrag, den die Astronomen dadurch würdigten, dass sie einen Stern nach ihm benannten und den die NASA durch das Aussetzen seiner Asche im All honorierte. Dieses Buch ist für jeden von der Philosophie von StarTrek Beeinflussten nicht nur empfehlenswert, sondern absolute PFLICHTLEKTÜRE.

Englische Ausgabe:
Pocket Books, 1996. 220 Seiten.
ISBN 0-671-52299-X.


William Shatner & Chris Kreski: "Get a Life"

Eigentlich hatte ich gehofft, dass die letzte Autobiografie Shatners die letzte sei, die ich mir besorgen werde. Aber er hat doch tatsächlich noch etwas zum Thema StarTrek zu sagen, und im Großen und Ganzen ist das, was er sagt, nicht so ganz uninteressant. Aber dies ist absolut das letzte Buch dieser Art, das ich besprechen werde, denn allmählich wird es lächerlich. Man kann wirklich alles übertreiben.

Der Held dieses Buchs ist - wie sollte es anders sein? - mal wieder Mr. William Shatner. Diesmal begegnet er uns in der Rolle des Anthropologen, und er erforscht eine gar seltsame Rasse von Menschen, die lange Zeit (zumindest von ihm) total missverstanden wurde: StarTrek-Fans. Das dürfte auch den bewusst leicht provozierenden Titel dieses Werks erklären.  Es beginnt mit einer Erinnerung an Bills Wahrnehmung von ST-Conventions über lange Jahre (und über seine Flugangst), die erklären soll, warum er sich lange Zeit so stark von den Fans abgegrenzt hat. Im Anschluss an diese Erinnerung folgen die Schritte, die zum (vorläufig) letzten Auftreten Cpt. Kirks in einem ST-Movie geführt haben und seinen späteren Gewissensbissen (und finanziellen Problemen), zu denen dies geführt hat. Anlässlich dieser Probleme trat nun Shatners Agent auf den Plan und schickte ihn auf eine Art "Cpt. Kirk-Gedächtnis-Tournee" durch die Vereinigten Staaten und durch Kanada. Und hier, auf dieser Tour, begann Bill sich das erste Mal ernsthaft mit dem Phänomen der ST-Fandoms auseinander zu setzen. Diese Auseinandersetzung bildet den Kern dieses Buchs. Jedenfalls ist dies das, was Bill am Anfang verspricht.

Das Buch beginnt auf Seite 31 mit den so genannten "Backstories" in denen die nun schon so oft (auch von Shatner) beschriebenen Anfänge von ST dargestellt werden. Dann folgt ein Bericht über die allererste Con im Jahr 1972 und über einige der darauf folgenden. Dieser Teil des Buchs ist von einem gewissen historischen Interesse und macht auch stellenweise Spaß. "The Man in the Rubber Mask" beschreibt dann Shatners Incognito-Arbeit als Interviewer auf verschiedenen Cons, der versucht hat, aus den Fans heraus zu bekommen, warum sie zu Conventions gehen. Was wir dort hören, mag für Bill relativ neu gewesen sein, aber für die meisten von uns ist das doch alles ziemlich kalter Kaffee. Diese Interviews sind unterbrochen von Fragen, die Shatner wohl regelmäßig auf Conventions gestellt bekommt, und all dies bewirkt nun, dass dies doch in erster Linie zu einem Buch über ihn selbst wird und weniger über ein Buch über seine Beobachtungen über die Fans. Dabei sind einige interessantere Dinge dabei, aber das Meiste hat man doch schon irgendwo gehört oder gelesen.

Was mir besonders auffiel war ein Bericht über eine deutsche Convention, auf der jemand Bill umbringen wollte. Dieser Jemand hatte ihm einige Faxe geschickt, in denen er Bill eröffnete, dass er sterben würde, wenn er deutschen Boden betritt. Was Bill nun über die Vorkommnisse auf dieser Convention berichtet ist sehr dazu geeignet, amerikanische Vorurteile über Deutsche zu zementieren. Angeblich wurde er am Flughafen von einigen Gestapo-artigen Security-Leuten abgeholt und von diesen auf der Con ständig beschützt in einer Art und Weise, die seine persönliche Freiheit stark einschränkte. Schließlich wurde aber der Möchtegern-Attentäter von einer jungen Hotelangestellten auf einer Überwachungsanlage entdeckt, wie er sich durch Luftschächte etc. der Bühne näherte, auf der Bill gerade stand. Die Hotelangestellte alarmierte dann die Sicherheitsleute und die Polizei. So weit Bills Geschichte. Ich weiß nun nicht, wie oft jemand versucht hat, Mr. Shatner auf einer deutschen Convention zu erschießen. Ich glaube aber, dass dies tatsächlich in dieser Form, mit all den Vorwarnungen nur einmal der Fall gewesen ist. Die Mercedes-Limousinen und die beschriebenen Body-Guards sind dabei eine bestimmte Festlegung, genau wie der Zeitraum, in dem das alles passiert sein soll. Und nun wird es richtig interessant. Der Schreiber dieser Zeilen war auf dieser Con im Security-Team. Soweit ich mich erinnere, hatte Mr. Shatner zwei eigene Body-Guards dabei (aber da kann ich mich irren. Die beiden M.I.Bs, die mit ihm auf der Bühne waren, könnten auch zu einer deutschen Abteilung gehört haben). Wobei ich mich aber sicherlich nicht irre ist die Tatsache, dass der Möchtegern-Attentäter in einem Händlerraum entdeckt wurde, weil jemand die Waffe unter seiner Jacke bemerkte. Dort wurde er dann unauffällig von einem der Con-Organisatoren gestellt und in ein Büro gebracht, wo ihn die Polizei später abholte. Und diese Geschichte wurde mir in allen Einzelheiten von den Leuten erzählt, die den Kerl geschnappt haben. Es gibt also drei Möglichkeiten:

1.      Bill sollte auf zwei verschiedenen Cons erschossen werden, von Leuten mit jeweils sehr ähnlichen Vorgehensweisen.

2.      Bill hat die Ereignisse auf der entsprechenden Con absolut falsch interpretiert oder vermittelt bekommen.

3.      Bill erzählt einfach Quatsch in einer Form, die für deutsche Sicherheitsleute auf Cons nachgerade beleidigend und gegenüber den Veranstaltern geradezu unverschämt ist.

Alles in allem halte ich dieses Buch für eine ziemliche Zeit- und Geldverschwendung, und es ist definitiv das letzte Mal, dass ich Geld für etwas ausgeben habe, auf dem der Name "Shatner" steht, und das nicht in die Fiction-Ecke des Bücherregals gehört.

Englische Ausgabe:
Simon & Schuster, 1999. 321 Seiten.
ISBN 0-6710-3366-2.


William Shatner/Chris Kreski: "Star Trek Erinnerungen: Die Filme"

Tja, das musste ja so kommen. Bill hat schon wieder ein Buch geschrieben. Was ja sehr fleißig von ihm ist.

In vielen Dingen unterscheidet sich dieses Buch nicht allzu sehr von dem vorhergehenden. Bill beschreibt viele Dinge, so wie er sie sieht, aber er lässt auch einige seiner Co-Stars zu Wort kommen. (40 Prozent Bill, 60 Prozent Co-Star. Jeder mag für sich selbst entscheiden, wie viel von den genannten 40 Prozent Original Shatner ist und wie viel Kreski.) Das Buch beginnt mit einer Beschreibung der Jahre nach Beendigung der TOS-Serie und erzählt, wie Bill nach seiner Scheidung mit einem Wohnwagen einige Zeit auf Theatertourneen durch die USA getingelt ist. "THE LOST YEARS" lassen grüßen. Hierauf folgt eine ausgiebige Hinleitung zu den Ereignissen, die zur Schaffung des ersten ST-Features führten, und danach ein kurzer Bericht über die Dreharbeiten für diesen Film. Als jemand, der bereits "CHEKOVS ENTERPRISE" mit viel Vergnügen gelesen hat, fand ich in dieser Beschreibung wirklich nichts Neues. Und WALTER hat diese Ereignisse mit seiner gekonnt kindlich verwunderten Darstellungsweise auch wesentlich interessanter vorgetragen als es Bill oder Mr. Kreski hier gelingt. Wenn man unbedingt eine zweite Perspektive zu diesen Ereignissen braucht, empfehle ich dringend das entsprechende Kapitel aus "TO THE STARS", da George Takei doch wesentlich amüsanter erzählt als William Shatner.  

Die Beschreibung der Dreharbeiten der Filme 2 bis 4 ist da schon etwas besser gelungen, da man hier auch eine Menge über Studiopolitik, den Streit um Drehbücher und Drehbuchrechte und so weiter erfährt. Nur fragt man sich unwillkürlich nach Bills Erklärung, wozu man in Spocks Sterbeszene in "DER ZORN DES KHAN" eigentlich noch Leonard Nimoy brauchte und warum überhaupt irgendein Studio noch Drehbuchschreiber einstellt, wenn es doch Bill hat. Denn schließlich stammen ja anscheinend alle kreativen Ideen von ihm. Spätestens in dem Kapitel zum dritten Film stößt einem das doch ziemlich sauer auf.

Tja, und das Kapitel zum fünften Film ist natürlich total überflüssig. Es ist dafür aber auch gnädigerweise sehr kurz. Denn Bill beschreibt hier die Dreharbeiten zum nach verbreiteter Meinung miserabelsten ST-Film aller Zeiten. Den, für den er selber das Drehbuch schrieb, bei dem er selber Regie führte, und bei dem er dummerweise auch noch mitspielte. (Ich weiß, warum ich "TEKWORLD" nicht sah. Die beiden ersten Romane waren schlecht genug. Zum Glück wurde die Serie in den USA eingestellt.) Außerdem steht in meinem Bücherregal auch noch ein nettes Büchlein mit dem Namen "CAPTAIN's LOG: William Shatner's Personal Account of the Making of Star Trek V - The Final Frontier, as told by Lisabeth Shatner" - 224 Seiten zu diesem Thema. Somit gibt dieses Kapitel keine wirklich neuen Informationen, bis auf die Begründung, warum dieser Film nicht so viel einbrachte, wie die anderen vor ihm. Man höre und staune: Eigentlich ist dieser Film ja gut, meint Bill, aber die Fans waren bereits ST-übersättigt, weil ja schließlich im Fernsehen TNG lief und außerdem schon vier andere Filme gelaufen waren. (Was sollen da die Macher von GENERATIONS sagen? Bei denen lief im Fernsehen TOS, TNG, DS9 und VOYAGER. Auf der Grundlage hätten sie in den USA nicht einen Zuschauer haben dürfen.) Außerdem liefen in dieser Zeit ja noch viele andere große Filme, wie etwa: "BATMAN", "INDIANA JONES AND THE LAST CRUSADE", "LETHAL WEAPONS II", "RAIN MAN", "BACK INTO THE FUTURE II", "LOOK WHO IS TALKING" und "HONEY, I SHRUNK THE KIDS". Und das war der Grund, warum der Film so schnell aus den Kinos genommen wurde und der arme kleine Bill von allen Schelte kassierte - "wake up and smell the coffee, Bill. It was bad, big time!"

Nun folgt ein kurzes Kapitel über ST VI. Was im Zuge der Drehbucherstellung erzählt wird, ist ja noch ganz nett. Aber natürlich findet Bill diesen Film auch nicht so besonders gut. Schließlich hat der nach seinen Angaben nur 10 Millionen Dollar mehr eingespielt als seiner. Und es wurde ein anderes Drehbuch verfilmt, als das, an dem Bill selber beteiligt war. Und in Rekordzeit. Aber natürlich ist Bill kein bisschen neidisch.

Doch nun folgt ein Kapitel, dass eigentlich ganz interessant hätte werden können. Die Dreharbeiten zu GENERATIONS. Man sollte meinen, dass wir hier besonders viele neue Einsichten in diesen Film bekommen. In gewisser Weise stimmt das auch. So erfahren wir zum Beispiel eine Menge über gewisse Stunts in diesem Film und über die Szene, in der Kirk am Ende stirbt. Nur handelt Bill diesen Film in knapp 20 Seiten ab, was das Nachwort in der Novelisation von GENERATIONS von DILLARD wesentlich ergiebiger macht.

Das Buch schließt mit einem Hinweis darauf, dass Kirk eventuell in ST VIII noch einmal auferstehen wird. Wir werden sehen.

Ich habe diese Kritik mit ziemlich giftiger Feder geschrieben. Und das vor allen Dingen deswegen, weil mich dieses Buch irrsinnig geärgert hat. Angesehen von Bills Arroganz ist es ziemlich langatmig geschrieben und darum schlecht zu lesen. MAJEL BARRETS Kommentar zu Bills letztem Buch kann man für dieses Werk eigentlich nur wiederholen: The biggest wonder is, that he managed to keep this book out of the fiction-shelves. Von dem Geld, das dieses Buch kostet, kann man besser ein- oder zweimal essen gehen.

Deutsche Ausgabe:
Heyne, 1996. 447 Seiten.
ISBN 3-453-09474-3.


Leonard Nimoy: "I Am Spock"

Dies ist das Buch, auf das ST-Fans seit langem gewartet haben. Seit seinem 1976 erschienenen "I AM NOT SPOCK" hat Nimoy wegen der Titelwahl für seine erste Autobiografie und auch für seine Entscheidung, Spock in ST II sterben zu lassen, viel ungerechtfertigte Kritik hinnehmen müssen. Dieses Buch ist der Versuch, Klarheit zu schaffen und außerdem die Ereignisse in Nimoys Leben seit dem Ende der TOS-Serie aufzugreifen.

Warum, werden einige fragen, sollten wir uns diese Buch auch noch kaufen? Wir haben Shatners Memories gelesen (ich hatte Euch gewarnt) und außerdem Nichelle Nichols, Walter Koenigs und schließlich und endlich auch noch George Takeis. Und Gene Roddenberrys. Reicht's nicht langsam? Ich meine: Nein! Denn dieses Buch ist ganz anders.  Es ist Georges Buch insofern ähnlich, als es wesentlich persönlicher auf ST bezogen ist als die Werke von Nichelle und Shatner, die mehr sich selber darstellen und weniger ihre Verbundenheit mit dem ST-Universum. Ja gut, das hatten wir schon bei George. Aber dieses Buch ist anders. Zuerst einmal ist es ein sehr schönes Buch. (Wer lacht da?) Die Cover-Fotografie von Leonard ist ein Kunstwerk für sich. Es ist mit Abstand eines der schönsten Cover, die ich je gesehen habe. Dann hat Leonard eine einmalige Sprache. Präzise, humorvoll und voller Einbildungskraft. PRIMORTALS-Leser haben diese besondere Einbildungskraft bereits zu schätzen gelernt.

Einer der schönsten erzählerischen Kniffe in diesem Buch sind die inneren Zwiegespräche zwischen Nimoy und seinem vulkanischen Alter Ego. Sie sprühen vor Witz, Selbstironie und sind gleichzeitig sehr philosophisch. Nimoy macht in diesem Buch unmissverständlich klar, dass Spock in weiten Teilen ein Teil von ihm ist und ihm ähnlicher, als viele glauben mögen. Nimoy ist als Kind jüdischer Emigranten aus Russland in einem vorwiegend von Italienern bewohnten Viertel aufgewachsen und wurde so bereits sehr früh in eine Außenseiterrolle gedrängt. Sein Berufswunsch - Schauspieler - führte zu einer Entfremdung zwischen ihm und seinem Vater. Insofern sind die Parallelen zu Spock fast erschreckend. Der vulkanische Gruß (Handzeichen und Grußformel) sind Bestandteil eines jüdischen Segens. Im gesamten Buch wird Nimoys Verbundenheit mit seinem Alter Ego ständig bestätigt und verschiedene Aspekte des Vulkaniers, der manche von uns seit Jahrzehnten begleitet, erklärt. Zum Beispiel, welchen Einfluss Harry Belafonte auf Spocks Verhalten hatte und wie der Glöckner von Notre Dame eines der frühesten Vorbilder von Nimoys Interpretation dieser Rolle wurde.

Wichtig ist aber auch, wie Nimoy lernen musste mit Spock und der wachsenden Beliebtheit dieser Figur zu leben. So wurde er zum Beispiel mal auf einer Lesung gefragt, ob ihm bewusst wäre, dass er das erotische Idealbilder Tausender von Frauen sei. Seine Antwort auf diese Frage ist spockuntypisch, aber absolut göttlich. Komischerweise scheint jeder der ST-Schauspieler einmal mit jemand Anderem verwechselt worden zu sein und infolgedessen ein gefälschtes Autogramm gegeben zu haben. Nimoy erzählt eine ähnliche Anekdote, wie wir sie bereits von Doohan, Takei und Shatner kennen.

In seiner Beschreibung seiner Beziehungen zu Shatner und Roddenberry hält Nimoy sich erfreulich zurück, was speziell in Bezug auf Roddenberry überaus erfrischend ist. Er ist damit bisher der Einzige, der sich wirklich bemüht, in seiner Autobiografie keine unnötige schmutzige Wäsche zu waschen. Er erzählt allerdings einige Geschichten von den Dreharbeiten zu TOS, die Paramount etwas an die Wand stellen, und darum findet sich in diesem Buch unter anderem auch der berüchtigte LETTER zum Thema DAGGER OF THE MIND.

Seine weiteren Erinnerungen beschreiben seine Arbeit bei "MISSION: IMPOSSIBLE" und die Gründe, warum er fast NICHT im ersten ST-Spielfilm mitgewirkt hätte. Danach werden verschiedene andere Filmprojekte Nimoys beschrieben, seine Probleme in der Todesszene in ST-II, seine noch größeren Probleme als Actor/Director in ST-III und seine irrsinnigen Schwierigkeiten mit ST-IV. Nebenbei spielte er auch noch den Theye in "ANATEVKA" (eine Superrolle), und später führte er auch bei anderen Filmen Regie. Der Bekannteste davon ist sicherlich "DREI MÄNNER UND EIN BABY" mit Tom Selleck, und die Erwähnenswertesten sind "THE GOOD MOTHER" und "NEVER FORGET", wobei er im Letzteren auch die Hauptrolle spielte. PRIMORTALS-Fans werden feststellen, dass es einen wichtigen Zusammenhang zwischen ST-IV und PRIMORTALS gibt, und alle anderen, warum gerade Buckelwale als Retter der Welt herhalten mussten (und warum Eddie Murphy doch keine Rolle in diesem Film bekam). Außerdem erfahren wir, warum Spock den Punk im Bus mit seinem vulkanischen Griff bewusstlos macht.

Dies sind nur einige Leckerbissen aus einem Buch, das ein einziges literarisches 12-Gänge-Menue ist. Sein einziger Nachteil ist seine Kürze. Es ist so gut, dass es noch 100 oder 200 Seiten länger sein könnte. Ich liebe dieses Buch und ich hoffe, es wird Euch genauso gehen.

Englische Ausgabe:
Hyperion, 1995. 342 Seiten.
ISBN 0-7868-6182-7.


George Takei: "To the Stars"

Als George seine Autobiografie auf der letzten Con in München ankündigte, wusste ich, dass ich sie haben musste. Wenn er auch nur annähernd so schrieb, wie er erzählte, so musste es alleine vom Stil her ein mitreißendes Buch sein. Und ein lustiges.

Das war es aber nicht nur. Das Buch beginnt mit seinen Erlebnissen während seiner Internierung in zwei verschiedenen Lagern, in denen im Zweiten Weltkrieg Amerikaner japanischer Abstammung zusammengetrieben wurden. Er beschreibt, wie sein Vater in diesem Lager eine Art Kommunalpolitik betrieben hat, und wie seine Mutter ihre amerikanische Staatsbürgerschaft verlor. Diese Erlebnisse beeinflussten seinen späteren Einstieg in die politische Arbeit. Ein anderes Erlebnis in diesem Lager begründete aber auch seine Vorliebe für die Schauspielerei.

Danach folgt ein Bericht über seine Schulzeit und den Kampf seiner Eltern, nach dem Krieg wieder Fuß zu fassen und ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. George durchlief die Schule, studierte Architektur und danach Schauspiel. Vorerst war er in erster Linie Bühnendarsteller (wie fast alle ST-Mimen) und kam zum Film als Übersetzungssynchronsprecher für japanische Monsterfilme.

Seine Karriere war voller Höhen und Tiefen, bis er schließlich Gene Roddenberry begegnete, der ihn zu Hikaru Sulu machen sollte. Im Weiteren beschreibt er seine Erfahrungen beim Drehen der Serie und der Kinofilme, seine politische Laufbahn (unter anderem bei der Schaffung des Los Angeles Nahverkehrnetzes), wie er seinen Kollegen Sushi näher brachte und viele andere Dinge.

Diese Autobiografie handelt in erster Linie nicht von StarTrek, sondern von George Takei. Sie ist aber dennoch ein lesenswertes Buch, weil sie uns auch Informationen über eine sehr verworrene Zeit der amerikanischen Geschichte gibt und auch über die Möglichkeiten, die der Einzelne innerhalb eines demokratischen Systems hat. (Worüber George ja auch auf der Con Einiges gesagt hat.) Es ist ein nachdenkliches, aber auch ein witziges Buch, das von einem Mann mit viel Intelligenz und einer großen Liebe für seine Mitmenschen geschrieben wurde. (Wobei William Shatner - natürlich? - wieder mal schlecht wegkommt.) Auf jeden Fall ist es uneingeschränkt EMPFEHLENSWERT.

Englische Ausgabe:
Pocket Books, 1995. 406 Seiten.
ISBN 0-6718-9009-3.
Deutsche Ausgabe:
Heel, 1997. 397 Seiten.
ISBN 3-8936-5581-6.


Nichelle Nichols: "Beyond Uhura. StarTrek and other Memories"

In dem Jahr in dem ST-Classics endgültig zu Grabe getragen wurde, haben sich verschiedene Castmitglieder entschlossen, ihre Autobiografien unter die Leute zu bringen. Und so fiel mir tatsächlich auch endlich Nichelle Nichols Autobiografie in die Hände.

Der sprachliche Stil dieses Werks lässt im Vergleich zu Georges und Bills Büchern einiges zu wünschen übrig. Er ist nicht unbedingt schlecht, aber hat weder Georges Brillanz noch Bills teilweise amüsante Überheblichkeit. Und er ist auch nicht so angenehm kindlich-naiv, wie etwa der von Walther Koenig. Das ist nicht unbedingt negativ zu bewerten, aber es liest sich doch etwas schleppend.

Natürlich hat auch Nichelle uns mit einigen neuen Fotos beschenkt, die bisher noch in keiner ST-Veröffentlichung zu sehen waren. Und sie ist sicherlich sehr fotogen.

Die Autobiografie beginnt mit einer Beschreibung von Nichelles Familiengeschichte ab dem amerikanischen Bürgerkrieg, und sie selbst wird als Embryo im Leib ihrer Mutter eingeführt. In dieser Passage beschreibt sie eine Auseinandersetzung zwischen ihrem Vater und Al Capones Bruder, nach der Inhaftierung des Baseballschläger schwingenden Gangsters. Da Nichelle in Chicago aufwuchs und bereits mit 14 Jahren ihre Karriere als Sängerin und Tänzerin begann, hatte sie später selber einige Auseinandersetzungen mit dem Mob.

Weiterhin beschreibt sie, wie sie bei einem Engagement in Kanada beinahe von einem Politiker vergewaltigt wurde, und wie sie diesen schließlich vor Gericht auflaufen ließ.

Sie hat in ihren jungen Jahren mit Duke Ellington, Sammy Davis Jr. und anderen berühmten schwarzen Entertainern zusammengearbeitet, und mit Sammy hatte sie sogar kurzfristig eine Affäre.

Eine längere und wichtigere Affäre hatte sie allerdings mit Gene Roddenberry, den sie erst aufgab, als dieser ihr Majel vorstellte, die schon vorher ihre Freundin gewesen war, was Gene nicht wusste.

Womit wir endlich bei StarTrek sind. Nichelle erzählt im Großen und Ganzen Dinge, die dem Leser anderer Biografien bereits bekannt sein dürften, aber sie nimmt zu vielen Dingen einen höchst eigenen Standpunkt ein. Wenn man Genes, Bills und Georges Biografien gelesen hat, so muss man feststellen, dass Nichelle einfach im Vergleich zu ihren Kollegen unterinformiert war. So wusste sie zum Beispiel nicht, dass Shatners und Nimoys Gleichstellungsvertrag für Privilegien bereits auf die Fernsehserie zurückging, und dass Shatners Regie für ST V nicht extra ausgehandelt werden musste.

Nach dem Absetzen von TOS arbeitete Nichelle in verschiedenen öffentlichen Funktionen, wie etwa im Gesundheits-, Bildungs- und Wohlfahrtswesen, im Wohnungsbau und in der Städteentwicklung, in der Energiewirtschaft und natürlich mit ihrem Unternehmen WOMEN IN MOTION, INC. an einem Rekrutierungsprogramm für die NASA.

Laut Nichelle war es einer ihrer Freunde, der Spocks Wiederauferstehung in ST III möglich machte (Nimoy ist sich sicher, dass es seine Idee war. Wer hat Recht?), eine kreative Idee, die noch nicht einmal Shatner für sich zu beanspruchen wagte. Der schrieb sie Meyer und Nimoy zu. Die Tendenz Shatners, alle wichtigen Ideen für sich zu pachten, macht also auch vor Nichelle Nichols nicht Halt. Letztere erläutert im Übrigen sehr weitschweifig, warum sie Shatner nicht leiden kann. Das Problem hierbei ist, dass Nichols sagt, dass Shatner bereits Teile dieser Begründung, angeblich widerrechtlich, bereits im ersten Teil seiner Autobiografie verarbeitet hat. Aber ich möchte mich nicht schon wieder über Mr. Shatner auslassen. Immer den gleichen Bösewicht an den Pranger zu stellen wird langweilig.

Trotz der erwähnten Kritikpunkte ist diese Autobiografie aber ein durchaus interessantes Dokument eines Lebensweges als schwarze Künstlerin im Kampf gegen Rassismus in der Unterhaltungsindustrie in Amerika und gegen die Herabsetzung von Frauen. Nicht uneingeschränkt empfehlenswert, aber sicherlich interessant.

Englische Ausgabe:
G.P. Putman's Sons. 320 Seiten.
ISBN 0-399-13993-1.
Hörbuch-Cassette (in englischer Sprache):
Random House, 1994. 
ISBN 0-6794-3509-3.
Deutsche Ausgabe:
Heyne, 1997. 364 Seiten.
ISBN 3-453-12797-8.


Walter Koenig: "Warped Factors: A Neurotic Guide to the Universe"

Nach William Shatner, Leonard Nimoy, James Doohan, George Takei und Nichelle Nichols hat nun auch endlich Walter Koenig seine Autobiografie herausgegeben. War es notwendig? Von einem ST-Standpunkt aus gesehen sicherlich nicht unbedingt, denn in diesem Zusammenhang ist dieses Buch eher unerhellend. Es gibt eigentlich in diesem Buch zu ST nichts, was wir nicht schon mal irgendwo anders - und oft auch ausführlicher - gehört haben. Um es einfach zu sagen, scheint dieses Buch für reine Serienfans eher unergiebig zu sein. Und das gilt sowohl für Fans von ST und für Fans von B5. Walter lässt sich zwar ein bisschen über seine Con-Erfahrungen aus, aber im Großen und Ganzen erfährt man in diesem Buch nichts wirklich Neues. Hinzu kommt, dass er auch sein Familienleben seit seiner Heirat weitestgehend ausspart, was auch ein bisschen die menschliche Komponente in der zweiten Hälfte dieses Buchs vermissen lässt. Die dafür gegebene Skriptkritik zu ST II und den eigenen Storyentwurf Walters zu einem ST-Kinofilm können darüber nicht wirklich hinweg täuschen.

Das Buch selber beginnt mit der Beschreibung einer Szene bei den Dreharbeiten zu "The Gamesters of Triskelon", in der William Shatner sich großartig verhalten hat, und dieses Szene ist eine reine Fiktion, wie am Ende dieses Kapitels klargestellt wird. Direkt darauf folgt ein Aufriss von Walters Kindheitsgeschichte, als Sohn eines jüdischen sowjetischen Emigranten in den USA zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, der Probleme mit seinem Selbstwertgefühl und seinem Selbstbild hat. Er verlebt eine psychologisch scheint es sehr strapaziöse Frühkindheit, bevor er dann in der Schule den wahren Horror erlebt. Nur die Momente, in denen er auf einer Bühne stehen kann, scheinen ihn etwas zu entspannen, und selbst das gelingt nicht immer. Walter beschreibt Angstträume, verschiedene nervöse Ticks, die er in seiner Kindheit hatte, und Ähnliches mehr. Nach der Schule wurde er dann für untauglich für den Militärdienst befunden und konnte sich direkt ans Studium machen, wobei er - wie viele persönlich Betroffene - ein Psychologiestudium begann. Sehr bald allerdings schwenkte er dann auf die Bühne und zum Fernsehen um, und die folgenden Kapitel beschreiben seine Kämpfe auf dem Weg zu erfolgreichen Rollen, eigenen Produktionen, eigenen Drehbüchern und Romanen etc.

Bei all diesen Beschreibungen versucht sich Walter in sehr unterschiedlichen Jobs und kommt auch gelegentlich auf eher kriminelle Ideen (auch wenn er die betreffenden Ereignisse eher scherzhaft beschreibt), und seine Beschreibungen seines eigenen Verhaltens sind oft etwas irritierend. Nach einiger Zeit lassen auch seine fröhlichen Wortspiele, die er immer wieder einflicht, eher an die Lebensbeichte eines Therapieklienten denken, als an eine für die Veröffentlichung gedachte Autobiografie. Und am Ende des Buchs hat man das Gefühl, dass man nicht weiß, worauf Walter eigentlich im Einzelnen hinaus wollte.

Wer solche Berichte mag, oder einfach ein eingefleischter Walter Koenig-Fan ist (reine Chekov- und Bester-Fans sollten dieses Buch eher meiden), den könnte dieses Buch vielleicht interessieren. Ansonsten muss ich leider feststellen, dass dieses Buch ABSOLUT NICHT EMPFEHLENSWERT ist. Schade.

Englische Ausgabe:
Titan Books, 2004. 328 Seiten.
ISBN 1-8402-3414-8.

(K.-G. Beck-Ewerhardy)


Bestellmöglichkeiten für die besprochenen Bücher, sofern sie (derzeit) erhältlich sind:

William Shatner & Chris Kreski: "Get a Life"

George Takei: "To the Stars"

Nichelle Nichols: "Beyond Uhura. StarTrek and other Memories"

Walter Koenig: "Warped Factors: A Neurotic Guide to the Universe"