Helmut Frangenberg: "Marathon"
Köln Krimi 29
Nach
"Trümmer" ist dies der zweite Kriminalroman, den Helmut
Frangenberg bei Emons herausbringt. Während sein Erstling eher
historische Dimensionen hatte, bezieht sich das aktuelle Werk auf ein
sehr zeitgenössisches Ereignis - den 10. Kölnmarathon.
Zu Beginn befindet sich die Stadt - und damit auch die Polizei -
inmitten der Vorbereitungen für eine Veranstaltung, bei der
die Innenstadt sogar noch strenger gegen den regulären Verkehr
abgeriegelt wird als beim
Karneval. Und selbst Kommissar
Gröber verspürt angesichts der sich abzeichnenden
Ereignisse - und des bevorstehenden 40. Geburtstag - Lauflaune.
Doch
schon am ersten Trainingstag kann er sich dieser Laune nicht
gänzlich widmen, weil die Leiche eines total ausgebluteten
Mannes gefunden wird, der zunächst in seiner eigenen Wohnung
ermordet und dann an anderer Stelle deponiert worden war. In der
Wohnung des Opfers finden die Beamten extreme Spuren von
Gewaltanwendung und die Zahl "11" mit dem Blut des Opfers an die Wand
geschrieben. Doch zunächst können Gröber und
seine Vorgesetzte Iris Remmer mit diesen Dingen nicht besonders viel
anfangen.
Als ein zweites Opfer auftaucht, das gleichfalls weit entfernt vom
Tatort ausgeblutet aufgefunden wird, steht hier die Zahl "22" an der
Wand. Abgesehen davon scheinen die beiden Opfer aber zunächst
keinerlei Verbindung zueinander zu haben - bis eine ausgiebige
Betrachtung alter Fotoalben die Beamten auf eine weitere Spur
führt. Diese treffen die beiden Beamten lebend, wenn auch
versifft, in ihrer heruntergekommenen Behausung an, und sie erweist
sich als sehr unkooperativ, weswegen sie Remmer für den
nächsten Tag zu einem ausgiebigen Gespräch auf die
Wache befiehlt. Ein Beamter, der die Person am nächsten Morgen
abholen soll, findet allerdings nur ein weiteres Schlachthaus vor und
die Zahl "30" an der Wand.
Die einzige andere Person, die noch auf den Fotos mit den Opfern zu
sehen war und die in Köln lebt, ist ein Mann, der sich
akribisch auf den Marathon vorbereitet und deswegen die Ermordung
seiner alten Freunde nur am Rande in der Presse wahrgenommen hat. Er
erscheint absolut vergeistigt und ist nur auf das Laufen abgestimmt.
Andere Dinge - wie seine ehemaligen Freunde, seine Freundin und
Ähnliches - scheinen für ihn keine Rolle mehr zu
spielen. Und bald beginnen sich den Beamten auch Spuren im
Satanistenmilieu aufzutun, dem die Opfer wohl in ihrer Jugend
angehörten. Doch auch hier entwickeln sich die Spuren nur
relativ zäh, so dass die wirklichen Höhepunkte der
Ermittlung und die schlussendliche Aufklärung auf den
Marathonlauf und besonders den Zieleinlauf warten müssen.
Ein wirklicher Marathonlauf auch für den Leser, und deswegen
sicherlich nicht jedermanns Sache, denn man braucht schon ein gewisses
Durchhaltevermögen, um zum Kern der Sache vorzudringen.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 09/2006)
Helmut
Frangenberg: "Marathon"
Emons Verlag, 2006. 239 Seiten.
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Helmut
Frangenberg, geboren 1966 in Köln, ist Journalist.
Ein weiteres Buch des Autors:
"Trümmer"
Der 21jährige Richard Munckler sitzt in einem klapprigen
Opel-Admiral, einer Leihgabe der britischen Militärpolizei,
und ist auf dem Weg zu seinem ersten Fall als Polizist der
Kölner Mordkommission: Am 19. November 1947 ist in der
Lindenthaler Rurstraße eine Frau erschossen worden. Alles
deutet auf einen Raubüberfall von ehemaligen Zwangsarbeitern
hin, doch schon bald kommen Zweifel auf. Die schwierigen Ermittlungen
in der Nachkriegszeit konfrontieren den jungen Polizisten nicht nur mit
der Doppelmoral und den Verstrickungen der Vorkriegsgeneration, die
ihre Vergangenheit verdrängt und auf eine bessere Zukunft
hofft, sondern auch mit dem eigenen Versagen. Die Grenzen zwischen Gut
und Böse, Schuld und Unschuld verschwimmen. Ein anerkannter
politisch Verfolgter wird zum Hauptverdächtigen, ein
Oberinspektor der Polizei durch seine Tätigkeit
während der NS-Zeit belastet, ein einst geknechteter
Zwangsarbeiter zum brutalen Kriminellen. Der Krimi beruht auf einem
wahren Fall, der die Kölner Polizei in den Jahren 1946/47
beschäftigte. (Emons Verlag)
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