PICASSO - Figur und Porträt Hauptwerke aus der Sammlung Bernard Picasso
7. September 2000 bis 7. Jänner 2001
Bank Austria Kunstforum 1010 Wien, Freyung 8

Wer mit kindlicher Lust neugierig durch eine bunte, von Gestalten wie aus Fruchtspeck bevölkerte, Bilderwelt der Barbapapas streifen will und darüber hinaus üppige Darstellungen ebenso zu schätzen weiß wie schlichte Zeichnungen, sollte diese Ausstellung unbedingt besucht haben!


Man begegnet leuchtenden Farben, befreiten Formen, einem vielgestaltigen, vitalen Miteinander, prall gefüllt mit überbordender Daseinsfreude, aber auch düsteren zweifarbigen Werken aus der Nachkriegszeit, dem Porträt eines Freundes, das nach dessen Selbstmord entstanden ist und einigen, bisher (zu Recht) unbekannten Bildern, die das Tempo ihrer Herstellung nicht verbergen können.

Was den Besucherandrang betrifft, ist er nicht so erdrückend wie zuletzt bei der Cézanne-Ausstellung. Man fühlt sich diesmal weniger veranlasst, an den Exponaten vorüber zu hasten und kann sich stattdessen in Ruhe dem Mysterium der, keinem schlüssigen Prinzip folgenden, Hängung derselben hingeben, denn die Gruppierungen und Abfolgen der ausgewählten Bilder wirken in jeder Beziehung beliebig.

Eintrittskarten sind jedenfalls problemlos kurzfristig erhältlich, und auch das leidige Gedränge im schmalen Gang vor der Garderobe hält sich in erträglichen Grenzen. Doch freuen Sie sich nicht zu früh über den geringen Preis für die Kleiderablage: Spätestens an der Kasse bereut so mancher wieder einmal, kein Schüler oder Student mehr zu sein, und angesichts der grinsenden SeniorInnen ringsum, die ebenfalls in den Genuss ermäßigter Eintrittspreise kommen, (und ihre Seniorenausweise wie Zielflaggen vor dem Gesicht der Kartenverkäuferin schwenken), bezahlt man widerwillig die ATS 120,- (das sind etwa 8,72 Euro) für das Normalpreisticket.

Die Teilnehmer an den Führungen (Mittwoch 18.30 Uhr, Samstag 16.30 Uhr, Sonntag 11 und 15 Uhr) erkennt man schon von weitem an der Verkabelung, über die sie die Kunstpredigt des Vortragenden empfangen.
Empfehlenswert: Eigene Stöpsel mitnehmen, um sich dem umgebenden Krawall beizeiten entziehen zu können.
Mögliche Alternative: Führungen in Gebärdensprache (15.11. und 13.12.2000, jeweils um 17.30 Uhr).

Persönlich haben mich drei Bilder beeindruckt:
Erstens die Darstellung zweier spielender Kinder mit der Mutter im Hintergrund (die, in tiefem Violett gemalte, Mutterfigur kauert vogelspinnenartig mehr über als hinter den Kindern), eine liegende Figur in Rosa mit ausgeprägten "weiblichen Ausbuchtungen" und ein, durch seine Wahrhaftigkeit auffallendes, Porträt eines Mannes (schwarze Farbe auf schmutziggelbbraunem Untergrund).

    (Felix Grabuschnig)


"Auch diese Auswahl spannt einen großen Bogen über das Oeuvre Picassos: Seine spanischen Anfänge sind genauso vertreten wie die 'Blaue Periode', die Erfindung des Kubismus, der Klassizismus der zwanziger Jahre und die beginnende Formauflösung und Dissoziation um 1930. Auch die Aufsplitterung der Form und die tendenziell verschmutzende Palette in den Kriegsjahren und die nach 1945 einsetzende farbenfrohe Malerei, die in das malerisch offene Spätwerk mündet.

Geht es Picasso in den frühen Bildnissen noch um die Psychologisierung des Individuums, so lässt er seit 1906 die porträthafte Abbildung im traditionellen Sinn hinter sich. Das mimetisch Beschreibende weicht der Suche nach der Grundstruktur, dem Wesen, eines Menschen, wie sie sich etwa in der Körpersprache artikuliert und in Farben und Formen ihren künstlerischen Ausdruck erfährt." (Quelle: Bank Austria-Kunstforum)

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