Wie machen es die
Hummer?

Harte Schale, weicher Kern: Hinter dem Panzer des Hummers verbirgt sich ein sensibler Liebhaber. Die Initiative zum Sex geht auch bei den Hummern vom Weibchen aus. In der Paarungszeit wird es unruhig und wandert vor die Höhle des Auserwählten. Dort beginnt ein mehrtägiges Ritual, bei dem sich die schmackhaften Krebse vorsichtig näherkommen. Sie beschnuppern sich mit ihren Fühlern, denn bei Hummern muss vor allem die Chemie stimmen. Die Tiere besitzen hochsensible Chemorezeptoren, die tausendfach empfindlicher sind als der menschliche Geschmacks- oder Geruchssinn.
Nach einigen Tagen der Annäherung entschließt sich das Weibchen zum nächsten Schritt und betritt die Höhle des Bräutigams. Nun knuffen sie sich gegenseitig mit den Scheren. In den kommenden Tagen verbringen die beiden immer mehr Zeit gemeinsam in der Höhle.
Zum Auftakt der sexuellen Vereinigung stößt das Weibchen seinen harten Panzer ab, der ihre Geschlechtsöffnung versperrt. Sie ist nun völlig hilflos, ihr Körper weich und verletzlich. Wenn sie wieder so weit ausgehärtet ist, dass sie auf ihren Beinen stehen kann, kommt es zur Paarung, die Bauch an Bauch vollzogen wird. Nach einer Woche des Flirts dauert der Liebesakt selbst ganze fünf Sekunden. Er übergibt ihr ein Samenpaket, das sie später aufknackt, um ihre Eier damit zu befruchten. Nach der Kopulation beherbergt und beschützt der Hummer sein Weibchen noch etwa eine Woche in seinem Versteck.

Samenpakete

Nasse Flecken im Bett müssen nicht sein. Nicht alle Tiere verschwenden Samen, indem sie ihn in flüssiger Form in die Vagina injizieren. Die Männchen vieler Arten geben ihr Erbgut auch als sauber verpacktes Präsent ab. Solche Samenpakete werden aus speziellen Drüsensekreten gebildet, die aushärten und dann das Sperma wie eine Kapsel umschließen. Bei einigen Heuschreckenarten wiegt so ein Paarungspäckchen ein Viertel des Körpergewichtes.
Die Natur hat sich ganz unterschiedliche Wege einfallen lassen, auf denen Samenpakete in den weiblichen Körper gelangen. Manche Männchen schieben die Kapsel mit einem Begattungsorgan direkt in die weibliche Geschlechtsöffnung. So machen es etwa die Weinbergschnecken, Tintenfische und einige Insekten. Blutegel und andere kleben ihr Päckchen auf die Haut der Partnerin, von wo aus die Samen ins Körperinnere wandern. Schließlich gibt es noch echte Gentlemen, die ihren Spermienbehälter ganz dezent am Boden abstellen (Salamander, Skorpione). Will das Weibchen besamt werden, kommt es angekrabbelt und saugt das Samenpaket mit seiner Genitalöffnung auf.

Wie macht es die
Katze?

Wie schwer es ist, den Geschlechtstrieb eines Tieres zu unterdrücken, weiß jeder, der schon mal versucht hat, eine rollige Katze in der Wohnung zu halten. Die vielen Katzen-Suchanzeigen in den Großstädten zeigen, wie geschickt die Tiere sich der Reglementierung ihres Sexuallebens entziehen. Wenn es der Katze nicht gelingt zu fliehen, wälzt sie sich auf dem Teppich und streckt erbärmlich jammernd ihr Hinterteil in die Höhe. Acht bis zehn Tage verzehrt sich das Weibchen nach einem Kater, dann beruhigt es sich wieder.
Hauskatzen, die ins Freie dürfen, haben es besser, sind jedoch eine Plage für ruhebedürftige Menschen. Bevorzugt auf Hausdächern und in Gärten schreien die Weibchen nach Sex und die Kater stimmen ihr jaulendes Konzert an, das an das verzweifelte Schreien von Säuglingen erinnert.
Es gibt einen sicheren Weg, der verhindert, dass brünstige Katzen streunen und überfahren werden. Gleichzeitig hilft es, den Überschuss an herrenlosen Katzen abzubauen und verschafft den Nachbarn obendrein ruhigen Schlaf: Die Kastration. Kleiner Trost für kastrierte Katzen: Sie leben länger als ihre sexuell aktiven Artgenossen.

Wie machen es
Albatrosse?

Die Minnesänger unter den Tieren: Im Gegensatz zu den meisten anderen Geschöpfen üben sie sich erstaunlich lange
in platonischer Liebe und Enthaltsamkeit. Nach einer intensiven Werbung und den ersten Zärtlichkeiten verlassen Königsalbatrosse getrennt ihre Heimatinsel, um allein über das Meer zu fliegen. Einmal jährlich unterbrechen sie ihr Luftleben für kurze, überaus sittsame Treffen, bei denen sie ein wenig schnäbeln und sich gegenseitig das Gefieder kraulen. Nach vier Jahren paaren sie sich dann zum ersten Mal, nicht ohne zuvor eine imposante Ausdrucksbalz hingelegt zu haben. Dabei beknabbern sie ihre Schnabelspitzen, recken gemeinsam die Hälse und klappen lautstark ihre Schnäbel zu. Die Ehe dieser monogamen Vögel kann mehr als zwanzig Jahre dauern.

Wie lange?
Vom Quickie bis zum Marathonsex sind im Tierreich alle Zeitmaße der Liebe vertreten.

Schimpansen: 7 bis 8 Sekunden
Gorillas: 1,5 Minuten
Bären: 1 Stunde
Nashörner: 1 bis 1,5 Stunden
Präriewühlmäuse: bis zu 40 Stunden
Kängurus: 15 Minuten
Beutelmäuse: bis zu 24 Stunden
Krokodile: 1 Minute
Kröten: bis zu 10 Stunden

Wie oft?
Die Lendenkraft von Hengsten, Bullen, Ebern und Böcken lässt selbst den schlimmsten Sexprotz ziemlich schwach aussehen

Schimpanse: 60mal pro Tag
Löwe: 30- 40mal pro Tag
Zobel: 30mal in 18 Stunden
Wanderratte: bis zu 500mal in 6 Stunden
Stier: an die 30mal pro Tag
Schafbock: 50mal pro Tag
Moorhuhn: 100mal in 12 Stunden


(Aus "Das bizarre Sexualleben der Tiere" von Michael Miersch.)

Zur wundersamen Welt tierischer Triebe gibt es ein kenntnisreiches wie komisches Lexikon.
Schimpansen treiben es ungefähr acht Sekunden lang, dafür können sie aber 60 mal am Tag. Bis zu zehn Stunden dauert der Liebesakt der Kröte, dann ist es gut. Von Maßhalten verstehen diese Kröten nämlich mehr als die männliche Beutelmaus, die es tut, bis sie tot umfällt. Die Königin der Nacktmulle hält sich zwei bis drei Liebhaber, verbietet ihren Untertanen jedoch jeglichen Sex. Sie wissen nicht, was eine Nacktmulle ist? Ein mausgroßer Nager, blassrosa verschrumpelt. Oder nehmen Sie die Meerschweinchen: zehn Prozent von ihnen sind schwul. Oder bedenken Sie die Länge des Fortpflanzungsorgans: Vom Gorilla haben Sie sich mehr versprochen als 3 Zentimeter, stimmt's? Da beste Stück des Hauspferdes bringt es schon auf 60 Zentimeter, während der Blauwal gar nicht mehr in Zentimetern zählt: 2,5 Meter weist er vor. Das Gehirn dazu ist eher klein.
All das gibt dieses Lexikon zum Besten - und noch viel mehr. Ausgehend vom neuesten zoologischen Forschungsstand erzählt Michael Miersch von bizarren Balzritualen, skurrilen Genitalien und den unglaublichen Tricks, mit denen die Geschöpfe zueinander finden. Zahlreiche biologische Stichwörter vertiefen dabei den Kenntnisstand.
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