Schnee-(Christ-)rose, Nieswurz
Helleborus

Die der botanischen Familie der Hahnenfußgewächse angehörenden Schneerosen erfreuen uns alljährlich in einer Zeit arm an Blumen, je nach Sorte zwischen Dezember und März, mit ihren weißen Blütengesichtern. Es gibt nicht nur weiß (Helleborus niger, Helleborus praecox), sondern auch grünlich (Helleborus foetidus) und dunkelrot (Helleboris atrorubens) blühende Arten. Am besten gedeihen die immergrünen Schneerosen dort, wo sie schlicht und einfach ungestört sind; modern ausgedrückt: "auf Wildstaudenflächen", auf kalkhaltigen, humusreichen, feuchten Gründen, im Halbschatten halbhoher Gehölze.


Die Schneerose im Gedicht ...

Auf eine Christblume

Tochter des Waldes, du Lilienverwandte,
So lang von mir gesucht, unbekannte,
Im fremden Kirchhof, öd und winterlich,
Zum erstenmal, o schöne, find ich Dich!
Von welcher Hand gepflegt du hier erblühtest,
Ich weiß es nicht, noch wessen Grab du hütest;
Ist es ein Jüngling, so geschah ihm Heil,
Ist´s eine Jungfrau, lieblich fiel ihr Teil.
Schön bist du, Kind des Mondes, nicht der Sonne;
Die wäre tödlich andrer Blumen Wonne,
Dich nährt, den keuschen Leib voll Reif und Duft,
Himmlischer Kälte balsamsüßer Luft.
In deines Busens goldner Fülle gründet
Ein Wohlgeruch, der sich nur kaum verkündet;
So duftete, berührt von Engelshand,
Der benedeiten Mutter Brautgewand.
Dich würden, mahnend an das heilge Leiden,
Fünf Purpurtropfen schön und einzig kleiden:
Doch kindlich zierst du, um die Weihnachtszeit,
Lichtgrün mit einem Hauch dein weißes Kleid.

(von Eduard Mörike)