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Als er die Leiche begrub des erbarmungswürdigen Sohnes,
Schaut aus der ästigen Eiche hervor ein geschwätziges Rebhuhn.
Fröhlich schlug es die Schwingen und äußerte Freud' im Gesange.
Noch ein einzelner Vogel und fremd den vorigen Jahren,
Jüngst in Gefieder gehüllt, dir, Dädalus, ewig ein Vorwurf.
Denn ihm hatte vertraut, der Geschick' unkundig, die Schwester,
Daß er es lehrt', ihr Kind, dem zwölfmal zurück der Geburtstag
Kehrte, den feurigen Perdix, von raffendem Sinn für die Weisheit.

Dieser, nachdem er im Fische die zackigen Gräten bemerket,
Nahm ein Muster daran und schnitt in die Schärfe des Eisens
Fortgereihete Zähn' und erfand die Säge zum Werkzeug,
Auch vereint' er zuerst zween eiserne Arm' in dem Knoten
Eingefugt; und indem gleichmäßiger Raum sie gesondert,
Stand der andere Stift, und der andere kreist' in die Runde.

Dädalus sah es mit Neid; von der heiligen Burg der Minerva
Stürzt er ihn häuptlings hinab, und heuchelte, daß er gestrauchelt.
Aber hold dem Verstand', empfing ihn Pallas, und schuf ihm
Vogelgestalt und verhüllt' ihn mitten im Fall mit Gefieder.
Siehe, der raschen Natur Lebendigkeit ging in die Flügel,
Ging in die Füße hinein; es blieb der Name, wie vormals.
Doch nicht pflegt der Vogel den Leib in die Höhe zu schwiegen;
Auch nicht baut er im Ast und erhabenen Gipfel die Nester;
Sondern er fliegt an der Erd', und legt in den Hecken die Eier.
Stets noch scheut er das Hohe, des vorigen Falles gedenkend.
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(aus den Metamorfosen des Ovid)
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